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Sieben Vettern Lemmel, Umlaufbriefe 1924-1926

Unter den Enkeln von Carl Lemmel oo Marie Schumann gab es neun Lemmel-Vettern, von denen zwei im ersten Weltkrieg umkamen. Die sieben Vettern diskutierten, ob man ein Familienwappen annehmen sollte. Dazu etablierte Erich, der älteste der Vettern, eine Rundbrief-Aktion.
Es gab noch keine Kopiermöglichkeiten und kaum Schreibmaschinen, und noch keine Kohlepapier-Durchschläge. Erich schickte seinen handgeschriebenen Brief an einen der Vettern, und der Empfänger musste binnen weniger Tage den Brief an die nächste Adresse weiterschicken. Und das funktionierte.

Zur Frage der Einführung eines Familienwappens ist hier ein Brief von Gerhard Lemmel aus München von 1924. Er schreibt hier noch in deutscher Schreibschrift, und seine charakteristische spätere Handschrift mit lateinischen Buchstaben ist schon zu erkennen. Ich hoffe, dass diese Handschrift heute noch lesbar ist.
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Die Notiz oben links "Anlage 4" stammt von Erich Lemmel, der seinem Rundschreiben Gerhards Brief als Anlage beilegte.
 


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Umschrift des folgenden Schreibens Nr.4 siehe weiter unten.

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Später erweiterte Erich den Empfängerkreis auf alle Nachkommen von Carl Lemmel oo Marie Schumann. 1910 war der ostpreußische Lemmel-Stammbaum gedruckt worden. Das sollte vervollständigt und werden und führte schließlich zu Heinz Lemmels gedrucktem Heft von 1937 über die Familie Lemmel aus Lötzen. Zu den geplanten halbjährlichen Familienrundschreiben sollte Onkel Franz, als ehemaliger kaiserlicher Kriegsrat der prominenteste Onkel der 7 Vettern, eine Einführung schreiben, die nun ein interessantes Zeitdokument geworden ist.

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Den handschriftlichen Nachtrag muss ich doch wohl übersetzen:
Da die Not unseres Volkes aber vor allem auf sittlichem und religiösem Gebiet liegt, wende ich mich zum Schluß an die weiblichen Mitglieder der Sippe, deren besondere Aufgabe es ist, einerseits durch die Pflege des Familiensinnes den Wiederaufbau des Familienlebens zu fürdern - in Wahrung der nationalen deutschen Eigenart und in Verbindung mit der Kirche - und andererseits das sittliche Bewußtsein wieder zu heben u. die Jugend zu erziehen zur Hochachtung vor dem anderen Geschlecht und zu seiner Ehre.
Es ist kaum verwunderlich, dass die Umlaufschreiben mit dieser schönen Einführung von Onkel Franz kein großer Erfolg wurden.

Es folgt das Umlaufschreiben von Vetter Erich. Befremdlich ist darin die "Anlage 2)", die "jedem zeigt,
weshalb wir Deutschen uns mit Geschlechterkunde beschäftigen müssen". Das erinnert erschrecckend an Nazi-Ideologie. Der Text der Anlage 2) ist freilich nicht überliefert.

Ein Brief von Erich Lemmel, Königsberg Pr., Königstraße Nr. 8 II, den 20.Dezember 1925.

Familienrundschreiben Nr.4 der Familie Lemmel
Als Begrüßungsschrift lege ich in der Anlage 1) ein von Onkel Franz verfaßtes Schreiben bei.
Dieses Rundschreiben geht an alle Nachkommen des Kaufmann Carl Lemmel und dessen Frau Marie geb. v.Schumann. Die Rundschreiben 1-3, die nur zwischen den sieben Vettern bezw. Brüdern cirkulierten, enthielten in der Hauptsache nur Stellungnahmen zu einem alten bezw. neuen Familienwappen. Es hat mir leid getan, daß bisher keine Einigung in der Wappenfrage erzielt werden konnte; doch hoffe ich, daß unser Zusammenhalt, der vorläufig nur durch diese Rundschreiben erfolgt, später doch noch durch ein gemeinsames Wappen befestigt wird. - Ich richte dieses Rundschreiben auf Anregung von Onkel Franz an alle Mitglieder unserer Sippe, um alle Familiennachrichten vom Jahre 1909 an als Nachtrag zu einem neu erscheinenden Ostpreußischen Geschlechterbuch zu sammeln. Unser Stammbaum befindet sich im Genealogischen Handbuch bürgerlicher Familien Band 17, der im Jahre 1910 herausgegeben ist. Unter Familiennachrichten sind nicht nur die Geburts-. Hochzeits- und Sterbetage unserer Sippenangehörigen zu verstehen, sondern auch kurze Angaben über den Lebensgang, Studiengang, Laufbahn, Tätigkeit im Staats- und Gemeindedienst, Kriegsdienst, Auszeichnungen, Verwundungen, Tage der Beförderungen usw. Ferner ist erwünscht, daß bei den angeheirateten Personen genaue Angaben über die Eltern gemacht, auch die Ahnentafeln der Hineingeheirateten gegeben, ebenso bei den ausgeheirateten Töchtern deren Kinder namhaft gemacht werden, bezw. daß auf schon bestehende Stammfolgen hingewiesen wird. Der Inhalt von Anlage 2) zeigt jedem, weshalb wir Deutschen uns mit Geschlechterkunde beschäftigen müssen.
Die letzten Forschungen haben ergeben (Mitteilung des Pfarrers aus Johannisburg Ostpr. vom 21.12.25), daß unser Urgroßvater mit Vornamen Friedrich geheißen hat und laut Trauschain im Jahre 1805 in Johannisburg geheiratet hat. Ferner ist sein ältestes Kind Juliane bereits zweijährig 1807 gestorben, sodaß unser Großvater Carl L. als 3tes Kind aus der Ehe hervorging Die Forschungen werden weiter fortgesetzt.
Ich bitte dieses Rundschreiben in der Reihenfolge, wie untern angegeben, nach Empfang unter Beifügung der gewünschten Angaben möglichst umgehend weiterzusenden.            Erich Lemmel

Siehe die Verteilerliste am Ende dieser Briefkopie


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Eine Woche nach diesem Brief von Hans und Mira Lemmel starb ihr Sohn Wolf an Gelbsucht.

Nach diesem Briefwechsel fand in Berlin ein Familientag statt, über den keine Einzelheiten überliefert sind,

Ende

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