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Der Bamberger Streit 1434/1437
Heinrich Joachim Jäck, im Bamberger Jahrbuch Band 1, 1829, Seite
192:
> Am 17.1.1434 wurde Bischof
Anton unter dem Throne zu Basel von K. Sigmund feierlich belehnt.
> Die Bamberger Stadtbürger waren auf ihre noch nicht
vollendeten Mauern und Gräben, deren Überbleibsel auf der
jetzigen Promenade noch zu sehen sind, so vertrauensvoll, daß sie
nicht einmal den päpstlichen Spruch gegen ihre Privilegien
achteten, so tief er sie auch schmerzte. Sie hielten ihren Bischof
für den Stifter dieser Kränkung und sannen auf Rache. Als
dieser daher über die von ihnen erbaute neue Brücke fuhr und
sich weigerte, den darauf gelegten neuen Zoll zu entrichten, so hielt
ihn ein benachbarter Metzger an und verwundete dessen linke Wange durch
sein Messer so sehr, daß eine tiefe Narbe lebenslänglich
blieb. Bei dieser Gelegenheit entspann sich durch Mitwirkung der
Bürgermeister Tockler, Lorber,
Zollner und Haller,
dann der Ratsherren Münzer,
Lemlein, Schrepfer und Felsecker
eine so allgemeine Empörung, daß der Fürst zu fliehen
sich veranlaßt fand. Kaum hatte dieser den Papst Eugen IV durch
seine Sachwalter zu Basel davon benachrichtigt, so belegte dieser
9.Oktober die Stadt mit einer Geldstrafe von 60ooo fl. und mit dem
Kirchenbanne bis zu deren Zahlung... König Sigmund widerrief alle
Privilegien, welche er und seine Vorgänger der Stadt erteilt
hatten, befahl, die Mauern und Türme nieder zu reißen die
vorzüglichsten Ruhestörer hinzurichten, und durch die
übrigen alle Kosten zahlen zu lassen.
Die Bürger, die doch im Grunde für des Fürsten Sache arbeiteten,
wähnten: Der Fürst neige sich auf des Domcapitels und der Immunitäten
Seite hin, eine Folge jener Grundsätze, die er als Dompropst zu Wirzburg
geäussert, wo er an der Spitze des Domcapitels die Rechte des Bischoffs
Johann von allen Seiten einschränkte; sie wurden wütend, bauten sich
selbst Mauern, Tockler der Burgermeister wiegelte sie zum öffentlichen
Aufstande gegen den Fürsten auf, und unterstützt durch die Lorber,
Zollner, Haller, Münzer, Lemblein, Schnepfen und Vilsecker, verjagten
sie Anton aus der Stadt. Ja in blinder Wut gingen sie so weit, daß sie
Hand an ihn legten, und ihm die Wange aufritzten. Die Tradition
bezeichnet den Burgermeister, einen Metzger vom Handwerke, als Thäter.
Der Bannstrahl und das Schwerd brachte sie vom Taumel zurück. Der
Kirchenrath zu Basel that die Bürgerschaft in Bann, belegte die Stadt
mit dem Interdicte, und befahl die Niederreissung der Mauern; und Anton,
der unterdessen ein mächtiges Heer gesammelt und 1435 die Stadt
besetzet, strafte mehrere Aufrührer mit dem Tode.
[Franz Adolph Schneidawind: Einige Nachrichten...Bamberg, Bd.2 Nürnberg 1791 S.681. - Internet 2017]
Zu Hinrichtungen kam es freilich nicht, aber zu gewaltigen Geldstrafen.
Nürnberg war Freie Reichsstadt, Bamberg aber war Bischofsstadt.
Ursprünglich entwickelten sich Bürgerschaft und
Kaufmannschaft in Bamberg ähnlich wie in Nürnberg. Handwerk,
Handel und Bergbau dürften in Bamberg ähnlich gut gediehen
sein wie in Nürnberg. Die beiden Lemlein-Zweige in Bamberg und
Nürnberg stellten erfolgreiche Kaufleute und Unternehmer. Dann
aber gab es in Bamberg Streit mit dem Fürstbischof, und dieser
Streit hatte für die Bamberger Bürgerschaft einen schlechten
Ausgang.
[Diesen Bamberger "Immunitätenstreit" hat Herbert E. Lemmel
geschildert (101.BHVB 1965).]
Es ging um Immunitäten, das heißt Gerichtshoheit, und andere
Privilegien, die den Nürnberger Bürgern
selbstverständlich waren, die in Bamberg aber der
Fürstbischof für sich beanspruchte.
Am 17.1.1434 wird Bischof Anton von Bamberg in Basel feierlich belehnt,
und zwar von Kaiser Sigmund, dessen Schatzmeister Mathias Lemmel
gewesen war. (Mathias Lemmel war einige Jahre zuvor gestorben.) Papst
Eugen der IV. hatte einen Spruch gegen die Privilegien der Bamberger
Stadtbürger und zugunsten des Bischofs erlassen, worauf die
Bamberger Bürger ihren Unmut an Bischof
Anton in so handgreiflicher Weise ausließen, dass es sogar zu
einer
Messerstich-Verletzung des Fürstbischofs kam und dieser in der
allgemeinen Empörung fliehen musste. Einer von den
gewalttätigen Bamberger Ratsherren war aber Hans Lemlein.
Diese Gewalttat brachte nun die Bamberger Bürger ins Unrecht. Der
Kaiser widerrief alle Privilegien der Bamberger Bürgerschaft,
befahl, Mauern und Türme niederzureißen, die
Hauptruhestörer hinzurichten, und obendrein belegte der Papst die
Stadt mit einer Geldbuße in der gewaltigen Höhe von 60 000
Gulden.
Die Bamberger unterwarfen sich diesen Urteilen nicht, und im folgenden
Jahr, 1435, kommt es zu Verhandlungen. Unter den Vertretern Bambergs
ist wieder Hans Lemlein dabei, sowie sein Bruder, der Geistliche Conrad
Lemlein. Es kommt aber zu keinem Ergebnis, und die Stadt Bamberg
rüstet auf. Dazu müssen Schulden gemacht werden, und die
Schulden der Stadt lauten, unter anderen, auch auf Conrad Lemlein. Hans
Lemlein ist offenbar unter den Finanzleuten der Stadt, denn 1438
erfolgt die Abrechnung der Steuerer in des Hans Lemlein Haus in
Bamberg, wobei überliefert ist, dass tüchtig gezecht wurde.
Ein weiteres Unglück kommt hinzu. 1436 bricht in Bamberg eine
Brechruhr-Epidemie aus, und es ist wohl dieser Epidemie zuzuschreiben,
dass der Geistliche Conrad Lemlein und seine beiden Brüder Heinz
und Peter Lemlein fast gleichzeitig 1436/1437 sterben.
Schließlich können die Bamberger gegen
Fürstbischof, Kaiser und Papst sich nicht durchsetzen, und ein
Großteil der Bamberger Kaufmannsfamilien verlässt Bamberg um
1437. Unter ihnen sind Hans Lemlein, der nach Nürnberg geht und
dort Ratsherr und Bürgermeister wird, und sein Bruder Mertein, der
nach Chemnitz geht, wo er der Stammvater der zahlreichen
erzgebirgischen Lemmel und Lämmel wird. Andere Lemlein-Vettern
gehen nach Bayreuth, Zwickau und Coburg oder auf ihre Ländereien
im Bamberger Umland, wo sie einfache Weinbauern werden. Nur zwei der
Vettern bleiben in Bamberg zurück: ein jüngerer Conrad
Lemlein, der sich den neuen Machtverhältnissen anpasst und ab 1437
Schöffe wird, als Schöffe gefolgt von seinem Vetter, dem
Goldschmied Franz Lemlein, der 1453 sogar Bürgermeister wird. Aber
die wirtschaftliche und politische Bedeutung von Bamberg
ist zu Ende, während Nürnberg aufblüht.
______
Als Verklagte werden mit
Namen genannt:
Heinrich Tockler, Eberhard Kliber,
Conrad Ingram, Nikolaus Lorber, Friedrich
Zolner, Nikolaus Haller, Michael Ingram, Conrad Ortlein, Conrad Münczer, Leupold Munzer, Bruno Sampach, Erhard Heider, Johann Eynhorn, Friedrich Schicke, Johann Erbeit, Heinz Snepf, Johann Lemlcin, Conrad Lemlein, Johann Bernhart, Conrad Münch, Nikolaus Gerung, Johann Vilsecker, und Conrad Eychelperg — Bürgermeister, Unterbürgermeister und Bürger
vom weltlichen Gerichte der Stadt Bamberg.
[Nikolaus Haas, Geschichte der Pfarrei St.Martin zu Bamberg, Bamberg 1845 S.276]
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