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Text vom 16.11.2021 - erg Jan.2023

Manuskript von 2020 zur Veröffentlichung in der Degener-Zeitschrift GENEALOGIE, welche aber leider eingestellt wurde.


Lemmel/Laemmel im Elsass 1500-2000
von Hans-Dietrich Lemmel und Sébastien Brocker

Vorgeschichte
.(von Hans-Dietrich Lemmel)

Meine Lemmel-Vorfahren lebten seit 1770 in Ostpreußen. Unsere Flucht 1945 endete in Bremervörde im norddeutschen Elbe-Weser-Dreieck, und da gab es bereits andere Lemmel-Familien, deren Stammvater im Kirchenbuch von Lamstedt (Kreis Wesermünde) verzeichnet ist 1: Am 24.7.1763 heirateten Johann Lemmel, ein Häusling in Bülkau, "Jakobs aus Moltzheim im Elsass Sohn", und Anna, Tochter von Johannes Reese aus Stinstedt. Über drei Söhne gab es eine zahlreiche Nachkommenschaft.

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Nach diesem Fund beschloss ich, so um 1960, nicht nur meine ostpreußischen Lemmel-Vorfahren zu erkunden, sondern auch die der Bülkauer Lemmel aus dem Elsass. Hatten sie einen gemeinsamen Ursprung? - So kann ich jetzt auf eine 60-jährige Forschertätigkeit zurückblicken. Die Lemmel-Forschung, durch Zusammenarbeit von vielen, ergab eine Datenbank im Internet 2 mit etwa 10ooo Personen namens Lemmel oder Lämmel/Laemmel zwischen 1300 und Gegenwart. Es ergab sich, dass der ostpreußische Lemmel-Stammvater aus Sachsen kam 3, und dass der sächsische Lemmel-Stammvater Mertein Lemlein/Lemel 1437 aus Bamberg kam 4. Sein wahrscheinlicher Vorfahr namens Chunrad Lembelin lebte um 1300 in Nürnberg 5. Ob die Moltzheimer Lemmel im Elsaß auch dazugehören?

Im Elsass waren die Forschungen zunächst nicht so erfolgreich, aber mit Beiträgen von etlichen Forschern und Familien-Angehörigen erhielten wir ein vollständiges Bild, über das es sich zu berichten lohnt. In Sachsen hatte es sich herausgestellt, dass die zahlreichen dortigen Lemmel und Lämmel alle zum gleichen Stammvater gehören. Dagegen fanden wir im Elsass, dass die vielen dortigen Lemmel und Laemmel zu mindestens vier Stämmen unterschiedlicher Herkunft gehören. Das war ein überraschendes Ergebnis.
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Der Anfang war schwierig. Durch einen Zeitungsbericht entdeckte ich in Baltimore/USA die "William H. Lemmel Middle School". Die Familie des Namensgebers konnte ich kontaktieren, und so erfuhr ich: Der Schulrat William H. Lemmel, dessen Vater 1852 in Straßburg geboren wurde, war um 1935 nach Molsheim, westlich von Straßburg, gereist, um Spuren seiner Vorfahren zu finden - vergeblich. Etwas weiter nördlich wäre er in Melsheim fündig geworden 6.

Ich begann damit, Elsässer Telefonbuch-Adressen anzuschreiben, erhielt Hilfe von namhaften Genealogen und ließ Mikrofilme aus Salt Lake City kommen, denn damals waren die Personenstands-Bücher noch nicht online verfügbar. Schließlich stieß der ortskundige Sébastien Brocker hinzu, durch dessen unermüdliche Quellenforschungen durch zwei Jahrzehnte wir jetzt ein recht vollständiges Bild der Elsässer Lemmel und Laemmel berichten können.


Die Lemmel/Laemmel-Stämme im Elsass
.(von Hans-Dietrich Lemmel und Sébastien Brocker)

1. Der evangelische Lemmel-Stamm aus Melsheim 7
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In den alten Melsheimer Kirchenbüchern 8 gibt es Jahrgänge, in denen fast auf jeder Seite mindestens ein Lemmel-Eintrag vorkommt. Und alle stammen ab von einem Stammvater, der 1668 heiratete.

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Abb.1 - Die Heirats-Einträge in Melsheim 1686. Der dritte Eintrag: Peter Lämmel, Hanß Lämmels aus der Sweitz Sohn

Am 24.11.1668 heiratet in Melsheim: Peter Lämmel, "Hans Lämmels auß der Sweitz Sohn" 9. Am 12.9.1716 stirbt er in Melsheim als "Peter Lemmel, Calvinista, 75 Jahre alt". Er wurde also um 1641 geboren, wohl in der Schweiz. Zwei Einträge weiter im Melsheimer Trauungsbuch heiratet wieder ein Schweizer: Hanß Schadt, Heinrich Schadens in der Schweiz Sohn. Sind hier die Schweizer nach Melsheim gekommen, um Bauernhöfe zu übernehmen, die im 30-jährigen Krieg verwüstet wurden? Oder waren Melsheimer im Krieg in die Schweiz geflüchtet, und ihre Söhne kehrten jetzt zurück? Letzteres scheint der Fall zu sein.
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Aus zwei Taufpaten-Einträgen von 1697 ist zu sehen, dass Peter Lemmel zunächst als Knecht bei dem Bauern Erhardt Hanß arbeitete, wo er dann dessen Nichte, Eva Hans aus Geisweiler, heiratete. Er hatte dann aus zwei Ehen 14 Kinder, von denen drei jung starben. Der älteste Sohn heiratete 1690 eine behinderte Frau ("hat die sponsa nur eine Hand") und hatte wohl keine Kinder. Aber über die weiteren 5 Söhne und 15 Enkel gab es eine zahlreiche Nachkommenschaft. Einer der Enkel ist der eingangs erwähnte Johann Lemmel aus "Moltzheim", der ins Bülkauer Moor in Norddeutschland auswanderte und dort 1763 heiratete.

Melsheim ist ein kleines Dorf im sogenannten Hanauerland, der früheren Grafschaft Hanau-Lichtenberg, zwischen Brumat und Zabern im Zorn-Tal nordwestlich von Straßburg. Hier wurde schon früh die Reformation eingeführt, und die Gegend blieb lutherisch. In den Bauerndörfern gibt es viele evangelische Lemmel, die alle von Peter Lämmel, "Hans Lämmels auß der Sweitz Sohn" abstammen. Sie waren "Ackerer", also kleine Bauern, "Tagner" (Tagelöhner), Schneider, Schuster oder Weber.

Die älteren Kirchenbücher wurden durchweg auf deutsch geführt. Nach der Revolution von 1789 wurden Standesamtsakten eingeführt ("Etat Civil"), die zunächst auch auf deutsch geführt wurden. Erst ab etwa 1810 sind fast alle Urkunden auf französisch, und auch die deutschen Vornamen wurden französisiert. Beispielsweise findet man, dass einer, der in der Urkunde "Jean Laemmel" heisst, dieselbe Urkunde mit "Johannes Lämmel" unterschreibt. Eine alte Elsässer Variante von Theobald ist Diebold. Dieser beliebte Vorname wurde dann nach 1810 auf französisch als Thibault eingetragen, der nach 1871 womöglich als Theobald rückübersetzt wurde, weil der von Berlin aus eingesetzte preußische Beamte nicht wusste, dass Thibault auf Elsässisch Diebold heißt.

   
Abb.2. - In Melsheim der Hof des 1793 geborenen Georg Lemmel und ein Balken, der aus einem abgerissenen Stadel geborgen wurde.
Die ganze Inschrift auf dem Balken lautet: ...SCHEUER HAT GEBAUT GEORG LEMMEL UND ANNA PAULIN 1834


In der 1780-1810 geborenen Generation gibt es 40 Lemmel-Vettern, von denen etwa die Hälfte in Melsheim geboren wurde, die andere Hälfte in den evangelischen Orten der Umgebung: Furchhausen, Hohfrankenheim, Kurzenhausen u.a.. Die Schreibweise des Familiennamens ist vorwiegend Lemmel. Nach 1800 setzt sich in wenigen Zweigen die Schreibweise Lämmel durch, später Laemmel. In Melsheim gab es im 19. Jahrhundert vier Lemmel-Höfe, die wohl noch um 1950 bestanden. Aber 1997 scheint es in Melsheim außer einigen Lemmel-Grabsteinen nur noch eine Witwe Lemmel gegeben zu haben 10. Alle anderen Lemmel sind abgewandert, in andere Elsass-Orte, aber auch nach Paris.

Schon früh gab es Auswanderungen nach Amerika. Maria, eine Tochter des Stammvaters Peter Lemmel, heiratete 1714 in Uhrwiller den Jakob Storck und ging nach dem Tod ihres Mannes 1751 nach Pennsylvanien mit drei Storck-Kindern 11 und mit "Andreas Lemel" 12. Der ist vermutlich ein naher Verwandter, aber in den Melsheimer Kirchenbüchern ist er nicht einzuordnen. Er ist möglicherweise der Stammvater von etlichen Lemmeln, die heute noch in Pennsylvanien leben und zu keinem der bekannten USA-Lemmel-Stämmen gehören.

Auswanderungen 13,mit vielen Nachkommen, gab es
1832 aus Breunsheim/Printzheim nach Indiana
1845 aus Eckwersheim nach Kanada und Nebraska
1854/1871 aus Quatzenheim und Hurtigheim nach Wisconsin
1856 aus Melsheim nach Missouri
um 1864 aus Melsheim nach Ohio
1872 aus Melsheim nach Kalifornien.
Und auch aus dem Bülkauer Familienzweig gab es 1873 eine Auswanderung von Hamburg nach Missouri. In einigen Zweigen wurde der Familienname Lemmel verwandelt zu Lammel, was in Amerika ebenso ausgesprochen wird. .

Johannes Lemmel, ein Schneider aus Hurtigheim, ging 1854 mit Familie nach Amerika, wobei Frau und Sohn auf dem Auswandererschiff starben. In Wisconsin 14 heiratete er eine Schweizerin. Der Sohn William Lemmel heiratete eine Engländerin, die sehr bekannt wurde: Helen Howarth Lemmel, Sängerin, Pianistin, Dichterin und Komponistin von religiösen Liedern 15, die 1961 in Seattle im Alter von 98 Jahren starb.

Abb.3. - Die Familie von John Lemmel, Farmer in Elizabeth/Indiana, um 1902. Sein Vater Johannes Lemmel, geboren 1791 in Breunsheim/Printzheim, war 1832 nach Kentucky und Indiana ausgewandert.
4  5  5a  
Abb.4. - Georg Lemmel um 1900 in Plymouth/Nebraska, geboren 1843 in Eckwersheim, 1845 mit den Eltern nach Kanada ausgewandert.
Abb.5. - Red Lemmel, Rodeo Cowboy in Süd-Dakota, geboren 1969. Nachkomme von Georg Lemmel aus Eckwersheim.
Abb5a. - John Lemmel, Farmer in Indiana, um 1900. Sein Großvater Johann Lemmel aus Breunsheim war 1832 mit kleinen Kindern nach USA ausgewandert..


Die Auswanderungen aus dem Elsass nach Amerika erfolgten nicht nur aus Armut sondern auch aus Religionsgründen, denn bei den katholischen Elsässer Lemmeln haben wir keine Amerika-Auswanderung gefunden.
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Ein Zweig der Melsheimer Lemmel lebt in Furchhausen (bei Zabern/Saverne), wo Jean Pierre Lemmel das Restaurant Lemmel besitzt, in dem er alle fünf Jahre einen Lemmel-Familientag abhält 16.
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Jacques Laemmel, geboren 1840 in Hohfrankenheim, wurde Stiefelmacher (bottier) und heiratete in Constantine, Algerien, wo er über sechs Kinder eine stattliche Nachkommenschaft hatte 17. Hier wird der Name vielfach Laëmmel geschrieben.

Tafel 1. - Die ungefähre Lage der genannten Orte

2. Die sechs katholischen Stämme Lemmel/Lämmel/Laemmel

Neben den evangelischen Lemmeln aus Melsheim gibt es im Elsass etwa gleich viele katholische Lemmel/Lämmel, die sich aber nicht auf einen gemeinsamen Stammvater zurückführen ließen. Diese Stämme wurden hauptsächlich von S.Brocker erforscht, dessen Urgroßvater der Ackerer und Brunnenbauer Léo Laemmel in Huttendorf ist.

2.1 Ettendorf 18
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In Ettendorf, nur sechs Kilometer nordöstlich von Melsheim, lebte 1664 der Bauer Simon Lemmel, der 1683 starb: "Simon Lemmel und seine verstorbene Ehefrau haben als Kinder und Erben hinterlassen Samuel, Lorentz, Martin" 19. Diese etwa um 1650/1655 geborenen Söhne bekamen eine zahlreiche Nachkommenschaft, insbesondere Ackerer, Küfer und Schuster in Ettendorf, Küfer in Wilwisheim, Schuster, Weber und Ackerer in Mommenheim und andernorts.

Abb.6. - Die Küferei von Isidore Laemmel in Wilwisheim um 1905

  Abb.7. - Das Lemel-Kreuz von 1723 auf einer Anhöhe über Ettendorf

Der Wagner Michel Lemmel ließ 1723 auf einer Anhöhe über Ettendorf ein steinernes Kreuz 20 errichten "Gott zu Ehren", wohl anlässlich der Geburt seines Stammhalters. Ein späterer .Michel Lemmel aus Ettendorf kam 1822 in ein Husarenregiment und wurde 1870 als pensionierter Brigadier in das Hôtel des Invalides in Paris aufgenommen, wo er 1878 starb.

In Ettendorf folgte auf Simon Lemmel durch acht Generationen eine Reihe von Lemmel-Bauern bis zu Sebastian Lemmel, der 1888 nach acht Töchtern noch einen Stammhalter bekam, der wieder Sebastian hieß. Aber dessen Sohn Joseph starb 1945
als Wehrmachts-Soldat in Deutschland. Seither findet man keinen Lemmel mehr in Ettendorf, aber viele Nachkommen von Lemmel-Töchtern. Aber etliche Lemmel und Laemmel aus dem Ettendorfer Stamm findet man heute in Paris oder Nancy, aber auch in anderen Elsässer Orten: im Bild das Gasthaus von Johann Lemmel in Mommenheim.
  Abb.8a. - Das Gasthaus von Johann Lemmel in Mommenheim 1910.

2.2 Hagenau 21 .
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Ein etwa 1660/1670 geborener Michel Lemmel lebte in Hagenau, wo er nicht selbst beurkundet ist, sondern nur in den katholischen Heiratseinträgen seiner Söhne 1721 und 1738 erwähnt wird. Er hatte drei Enkel, die 1723 bis 1752 geboren wurden, die vermutlich Hagenau verließen, aber deren Verbleib unbekannt ist.

2.3 Laudrefang 22
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In Laudrefang in Lothringen, südwestlich von St.Avold, heiratete 1696 Martin Lemmel, als Arbeiter und Schöffe. Seine Herkunft ist nicht angegeben. Über vier Söhne und drei Töchter hatte er eine zahlreiche Nachkommenschaft, die noch heute in dieser Gegend lebt, hauptsächlich in Tritteling, Lelling und Pontpierre. Darunter ibt es einige Familienforscher, die ihre Daten mitteilten.

2.4 Hochstett 23
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Etwa halbwegs zwischen Melsheim und Hagenau liegen die Dörfer Berstheim und Hochstett, die am 2. Dezember 1793 in einer Schlacht von Monarchisten gegen Revolutionstruppen zerstört wurden, so dass hier alle älteren Urkunden vernichtet wurden. Ausgerechnet hier ist der Ursprung eines Lemmel-Stammes mit vielen Nachkommen, die noch heute in dieser Gegend leben.
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Der Stammvater ist Johannes Lemmel/Lämmel, der nach seinem Sterbealter um 1702 geboren wurde. Sein Geburtsort konnte nicht ermittelt werden. Er lebte in Wittersheim 24 bei Hochstett als Wächter (Custos) und Tagelöhner. 1732 ist er in Mommenheim als Zeuge beurkundet, als sein Schwiegervater Ulrich Kauffmann starb 25. Der Sohn Mathias Lemmel war zunächst Tagelöhner in Wittersheim, dann aber Ackerer in Hochstett. Dessen Sohn Diebold Lemmel/Lämmel, geboren um 1759 in Hochstett, muss die Schlacht von 1793 erlebt haben. 1795 heiratete er die Anna Maria Gotteri aus Berstheim und lebte seither im zerstörten Berstheim. Die Hochzeit erfolgte in Mommenheim. Mit dem 1796 geborenen Antoine Laemmel beginnt dann eine umfangreiche Stammtafel.
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Das Foto 26 (Abb.8) zeigt die Witwe von Johannes Lämmel in Berstheim (gestorben 1902) mit ihren sieben Söhnen und zwei Enkeln. Ihr jüngster Sohn ist in preußischer Uniform zu sehen, und der älteste Enkel (im Bild dritter von links) ist 1917 für Frankreich gefallen.
Abb.8. - Die Familie von Johannes Lämmel (*1837, 1902) in Berstheim, um 1907. Seine Witwe (in der Mitte), ihre sieben Söhne und zwei Enkel.

Der mittlere der sieben Söhne lebte als Ackermann in Berstheim mit zwei Söhnen, von denen der eine 1940 für Frankreich fiel, während der andere für die deutsche Kriegsmarine kämpfen musste und schließlich 1946 im russischen Lazarett in St.Valentin in Österreich starb. Diese Elsässer Tragödie ist im Straßburger Mahnmal dargestellt, in dem zwei Söhne, die auf gegenerischen Seiten kämpfen mussten, sich im Tod die Hand reichen.
Mahnmal "A nos morts" in Straßburg

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Abb.9. - Die Hochzeit des Brunnenbauers (Bornemacher) Léo Laemmel 1909 in Huttendorf mit Francisca Wendling.

 Abb.10.- Das Haus von Léo Laemmel in Huttendorf.


2.5 Rahling 27
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Rahling liegt im Nordosten von Lothringen, 12 Kilometer nordöstlich von Sarre-Union. Am 8.1.1728 heiratete hier "Georg Lemmel ex Bohemia" die Catharina Stang, eine Rahlinger Bürgerstochter. Im katholischen Traueintrag sind vom Bräutigam weder Eltern noch Geburtsort angegeben. Am 22.5.1770 starb er in Rahling, 68 Jahre alt, nachdem er 1728 bis 1741 neun Kinder bekommen hatte.

In Böhmen gibt es Nachkommen-Linien der Nürnberger und sächsischen Lemmel, aber ein um 1702 geborener Georg Lemmel konnte hier noch nicht gefunden werden.
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Die zahlreichen Nachkommen findet man u.a. in Sarre-Union, Straßburg, Troyes, Nancy, Tours, Paris, Algerien. Erwähnenswert sind:
- Emile Lemmel, geboren 1859 in Nancy, der 1895 Ritter der Ehren-Legion wurde (Chevalier de la Legion d'honneur) und der zeitweise im französischen Indochina stationiert war.
- Victor Lemmel, geboren 1876 in Troyes, der nach Aufenthalten im Kongo und in Tunesien Journalist in Constantine/Algerien wurde, wo er Kinder und Enkel bekam 28.
- Léon Lemmel, ein Porzellanmaler in Paris, und sein 1899 geborener Sohn Charles Lemmel, ein bekannter französischer Grafiker.
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Abb.11. - Eine Werbegrafik des Grafikers Charles Lemmel


2.6 Ebersheim 29
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Ebersheim liegt halbwegs zwischen Straßburg und Kolmar, fünf Kilometer nördlich von Schlettstadt/Sélestat. Hier heiratete am 4.2.1739 Heinrich Lemmel "aus einem Schweizer Regiment, gebürtig aus Reitnau", eine Tochter Dengler aus einer Ebersheimer Familie. Er hatte viele Nachkommen namens Laemmel, die noch heute in dieser Gegend leben, insbesondere in Schlettstadt und Ebersheim. Um 1900 gab es Abwanderungen nach Nancy und Lyon.
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Dieser Heinrich Lemmel stammte aus Reitnau im Schweizer Aargau, wo er 1706 oder 1707 als Hans Heinrich Lämli/Lämbli geboren wurde. Sein Großvater war Durs Lämli/Lämbli/Lämlin/Lamlin, der 1659 bis 1671 in Reitnau lebte 30. Unter seinen Enkeln sind zwei fast gleich alte Vettern namens Hans Heinrich, wobei unklar bleibt, welcher von ihnen als Heinrich Lemmel in Ebersheim heiratete. Hier wurde der Schweizer Name Lämli dem örtlichen Dialekt entsprechend in Lemmel verwandelt.

3. Der jüdische Lemmel-Stamm aus Frohmühl/Struth 31
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Struth liegt in Nordwest-Elsass, östlich von Sarre-Union. Aus Fromühl bei Struth stammt eine weit verbreitete jüdische Lemmel-Familie. "Lemmel" war seit jeher ein beliebter jüdischer Vorname. Als die Juden um 1750 Familiennamen annahmen, wurde oft der Vorname des Vaters als Familienname gewählt. So geschah es verschiedentlich in Osteuropa 32 und auch in Fromühl.
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Simon Lemmel war um 1755 bis 1765 ein Kaufmann (merchand négociant) in Frohmühl. Seine Eltern hießen Lemmel und Guttel ohne Familiennamen 33. Simons Söhne Simon und Nathan, beide Händler in Struth, sind die Stammväter von zwei zahlreichen Lemmel-Sippen in Struth und Neuwiller, die sich bald in andere Elsass-Orte, nach Straßburg, Paris und ganz Frankreich ausbreiteten. Bekannt wurden die Textilläden Lemmel in Straßburg, Hagenau und Zabern.
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Abb.12. - Der Textilladen von Simon Lemmel in Hagenau (um1960).

Abb.13. - Der Textilladen von Claude Lemmel in Straßburg (um 1960).

Isaak Lemmel aus Neuwiller unterrichtete an der 1874 in Sulz unterm Wald errichteten israelischen Schule. Leo Lemmel, 1889 in Struth geboren, ist 1914 als deutscher Soldat in Hagenau gefallen. Sechs Lemmel aus diesem Stamm wurden von den Nazis ermordet, darunter Albert Isaac Lemmel aus Narbonne mit Sohn und Enkel.


4. Lämmel in der Rheinpfalz
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In dem kleinen Ort Siegen in der Nordostecke des Elsass, 10 km südöstlich von Weißenburg, lebte von 1752 bis 1773 vorübergehend der Jäger Chrysostomus Lemmel 34, der hier einige Kinder taufen ließ. Er gehört zu einem katholischen Lämmel-Stamm aus Waldhambach in der Rheinpfalz 35, der mit dem um 1610 geborenen Sebastian Lemmel beginnt, der in einer Weinrechnung des Bistums Speyer beurkundet ist. Zum Bistum Speyer gehörten auch Besitzungen im Elsass, jedoch fanden sich sonst keine Beziehungen der Elsässer Lemmel zum Speyrer Bistum.


5. Familien Lemel in Frankreich 36
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Die Elsässer Lemmel/Laemmel wurden in Einzelfällen auch Lemel geschrieben. Und so stieß man bei der Elsässer Lemmel-Forschung nebenbei auf französische Lemel-Familien, die sicher nicht aus dem Elsass stammen. Während "Lemmel" im Elsass auf der ersten Silbe betont wird, betont man "Lemel" in Frankreich auf der zweiten Silbe, so dass der Name gelegentlich auch §Lemelle" oder auch "Le Mel" geschrieben wird. Da gab es einige interessante Personen.

Claude Emmanuel Lemel, geboren etwa 1750, lebte als Gärtner in Paris. Unter seinen Nachkommen ist der Architekt und Pariser Stadtrat Claude Lemel, geboren 1933. Im Oktober 1990 wurde in Vanves bei Paris die Schule "Claude Lemel" eröffnet 37.

Abb.14. - Die Schule "Claude Lemel" in Vanves bei Paris.

Jérôme Lemel, geboren etwa 1765, lebte in Brest. Die Frau seines Enkels ist Nathalie Lemel geborene Duval, geboren 1818 in Brest, eine militante Feministin und Kämpferin bei der Pariser Kommune 1871 38, nach der in Paris ein Platz benannt wurde.

Abb.15. - Die Revolutionärin Nathalie Lemel



Die Lemmel aus Mommenheim vor 1650

.(von Sébastien Brocker und Hans-Dietrich Lemmel)

Von den acht zuvor genannten Elsässer Lemmel-Stämmen
- hat also der jüdische Stamm den Namen Lemmel um 1750 angenommen,
- und die Stammväter von zwei katholischen Stämmen waren von auswärts zugewandert: 1728 aus Böhmen in Rahling/Lothringen, und 1739 aus der Schweiz in Ebersheim.

Es verbleiben der protestantische Stamm Melsheim, und die vier katholischen Stämme aus Ettendorf, Hagenau, Hochstett und Laudrefang. Hier schien es lange, dass man mangels erhaltener Urkunden nicht weiter zurück forschen konnte, bis doch noch entscheidende frühere Urkunden entdeckt wurden, durch Sébastien Brocker, der in Mommenheim lebt. Und zufällig ist es Mommenheim, wo ein vor 1500 geborener Ulrich Lemmel lebte, der im begründeten Verdacht steht, der Stammvater des evangelischen und der vier katholischen Lemmel-Stämme zu sein.

Ulrich Lemmel in Mommenheim mag etwa 1480/1490 geboren sein. Er ist 1542 bereits tot, als sein Sohn Sixtus erwähnt wird. "Sixtus filius quondam dicti lemmel Ulrich de Mummenheim residens in Gambsheim, confessus fuit..." 39.

Abb.16. - 1542: "Sixtus filius quondam dicti lemmels ulrich de Mummenheim".

1546 ist Sixtus noch einmal erwähnt: "Sixtus dictus lemmels Ulrich .. de Mumenheim .. filius in Göidertheim...". Sixtus kam also aus Mommenheim nach Gambsheim und Geudertheim.

In den evangelischen Gemeinden von Geudertheim und dem nahe gelegenen Bietlenheim beginnen die Kirchenbücher bereits um 1600, und hier sind die um 1550/60 geborenen Claus und Joerg Lemmel mit etlichen Kindern und Enkeln verzeichnet 40, die Söhne oder Neffen des Sixtus aus Mommenheim sein müssen. Jörg starb 1609 41. Von Claus und Jörg sind sechs Söhne und drei Töchter verzeichnet, aber von den zwölf Enkeln, die zwischen 1600 und 1636 getauft wurden, ist der Verbleib unbekannt. Kamen sie im Krieg um? oder flüchteten sie? Von den Bietlenheimer Lemmeln gibt es nur von den Töchtern Nachkommen-Reihen bis in die Gegenwart.

Abb.17: - Juli 1609 "den 27. Lemmels Jörg zu Bietlenheim begraben worden". .

Neben Sixtus lebten hier auch die Brüder "Georg Lemels von Geidertheim" und sein Bruder Hans Lemels/Lemmel, die 1572 in einem Vertrag42 über Haus und Hof und Güter in Geidertheim erwähnt sind. Hans Lemmel 43, der mit Clara Voltzen-Lauwel aus Bietlenheim verheiratet war, kaufte 1558 Haus und Hof in Straßburg. 1577 verkaufte die Witwe alles wieder, woraus ersichtlich ist, dass dieser Hans Lemmel keinen Sohn hinterließ.

Zurück nach Mommenheim. Nach dem vor 1542 gestorbenen Ulrich Lemmel wurden in Mommenheim keine einschlägigen Urkunden gefunden. Aber 1645 ist wieder ein Lemmel-Hof in Mommenheim beurkundet, wohl der selbe, auf dem einst Ulrich Lemmel saß. Die Urkunde fand man an unerwarteter Stelle. 1645 gab es in Straßburg eine Verhandlung 44, als Hannß Ott von Espach bei Hagenau sein Haus und Hofstatt zu Mommenheim verkauft, und zwar "gelegen zur Mommenheim in der Nidgasse, einseit neb Wendling Schertzmanns Erben, anderseit neb Lemmels Hanß Erben...". Da hatte also Hanß Lemmel einen Besitz in Mommenheim, den nun, 1645, seine Erben innehatten. Zeitlich passt es anzunehmen, dass Hanß Lemmel ein Urenkel des Mommenheimer Ulrich ist.


Abb.18. - 1645: "Zu Mommenheim ... anderseit neben Lemmels Hanß Erben"

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Abb.19. - Bouxwiller 1657: "Michael Lämmel von Mommenheim, Lorentz Lämmels Bürgers zu Mommenheim ehelicher Sohn".


Einer von "Hanß Lemmels Erben" ist Lorentz Lemmel, der als Bürger in Mommenheim erwähnt wird, als 1657 sein Sohn Michel in der evangelischen Kirche von Buchsweiler heiratet 45. Seine Braut stammt aus der Schweiz:

"Anno 1657. Nach ordentlicher Außruffung sein Dienstag den 13.Jan. eingesegnet worden Michael Lämmel von (Marlenheim , korrigiert in:) Mommlenheim, Lorentz Lämmels Bürgers zu Mommlenheim ehelicher Sohn, und Maria weil. Hans Bartholme von Matthiswil im Berner Gebiet gelegen eheliche Tochter".

Dieser Michael Lämmel von Mommenheim blieb nicht in Buchsweiler, denn hier gibt es keine weiteren Urkunden über ihn und seine Familie.

1659 gibt es eine Gerichtsurkunde 46 für den Verkauf eines Grundstücks in Mommenheim, das mit einer halben Länge an "Simon und Michel Lemeln gebrüdern" grenzt. Simon und Michel müssen die Söhne des 1657 genannten Lorentz Lemmel sein, der offenbar zwischen1657 und 1659 gestorben ist. Dieser Simon aber ist kein anderer als der bekannte Stammvater des Ettendorfer Lemmel-Stammes, denn aus Gerichtsurkunden geht hervor, dass Simon 1662 seine Hofstatt in Mommenheim verkauft hat und 1664/67 Bürger in Ettendorf ist 47.

Simon Lemmel, der Stammvater des Ettendorfer Lemmel-Stammes, kam also aus Mommenheim. Überraschenderweise zeigt eine weitere Urkunde, dass dieser Simon auch der Stamvater des Lemmel-Stammes in Laudrefang ist, 50 Kilometer weiter westlich in Lothringen. 1683 ist Samuel in Ettendorf gestorben 48, und seine Söhne Samuel, Lorentz und Martin teilen sich das Erbe 49: "Martin Lemel in Laudrefang" hat 1700 ein Erbe in Ettendorf an seinen Bruder Samuel verkauft, wobei Lorentz Lemel mit Samuel Lemel wegen seines Anteils an diesem Erbe streitet.

Abb.20. - 1700 "... Martin Lemel ... de Lauderfangen" mit seinem Erbe in Ettendorf
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Die katholischen Lemmel-Stämme aus Ettendorf und Laudrefang stammen also aus dem evangelischen Mommenheim. Dass die anderen Lemmel-Stämme im Unterelsass auch dazu gehören, dafür gibt es Indizien aber freilich keine Beweise.

Kehren wir zurück zu Michael Lemmel aus Mommenheim, der 1657 in Buchsweiler die Schweizerin heiratet. Der Schweiz-Bezug legt die Vermutung nahe, dass er verwandt ist mit dem Peter Lemmel, "Hans Lämmels aus der Schweiz Sohn", der 1668 in Melsheim heiratet. Michel und Peter dürften Vettern sein, und man kann mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen, dass auch der Melsheimer Lemmel-Stammvater aus Mommenheim kam. Aber ein Beweis für diese Verwandtschaft wurde noch nicht gefunden.

Der Stammvater der katholischen Hagenauer Lämmel ist der um 1660/1670 geborener Michel Lemmel, der nur in den katholischen Heiratseinträgen seiner Söhne 1721 und 1738 erwähnt wird. Über ihn selbst, seine Heirat und Kindergeburten wurde nichts gefunden, obgleich einschlägige Dokumente dieser Zeit existieren. Hagenau war ursprünglich protestantisch, bis 1604 ein Jesuiten-Kolleg gegründet wurde, von dem die Gegenreformation ausging, die dazu führte, dass schon bald die Mehrheit katholisch war und die evangelischen Kirchenbücher vernichtet wurden. Dass der Hagenauer Michel Lemmel in den Dokumenten nicht gefunden wurde, findet daher eine Erklärung darin, dass er ein Protestant war. Ohne seinen Heiratseintrag lässt sich seine Herkunft nicht mehr feststellen. Es ist nun eine Vermutung (ohne Beweis!), dass er ein Sohn des Michael Lämmel ist, der 1657 in Buchsweiler protestantisch heiratete aber dort nicht blieb. Er könnte nach Hagenau gegangen sein. Dies ist freilich eine Vermutung, aber es findet sich keine bessere Theorie, die Herkunft der Hagenauer Lämmel einzuordnen.

In diesen Zusammenhang könnte auch der um 1702 geborene Johannes Lemmel gehören, dessen Schwiegervater 1732 in Mommenheim stirbt und der der Vater von Matthias Lemmel ist, der erst als Tagelöhner in Wittersheim lebt und dann als Ackerer in Hochstett den dortigen Lemmel-Stamm begründet. Dieser Johannes Lemmel muss auch an einem Ort geboren sein, wo die Urkunden vernichtet sind. So könnte er ein weiterer Sohn des Hagenauer Michel Lemmel sein, der nur aus den Heiratsurkunden seiner Söhne bekannt ist.

Nachdem gesichert ist, dass die Lemmel-Stämme aus Ettendorf und Laudrefang aus Mommenheim stammen, scheinen die Lemmel-Stämme aus Melsheim, Hagenau und Hochstett zur gleichen Sippe zu gehören. Erstaunlich ist, dass es trotz der sehr spärlichen Urkundenlage durchaus möglich erscheint, die Unterelsässer Lemmel und Laemmel auf einen gemeinsamen Stammvater zurückzuführen, wie in der beigefügten Tafel gezeigt wird.

Der Stammvater ist mit großer Wahrscheinlichkeit Ulrich Lemmel in Mommenheim, geboren um 1480/90, gestorben vor 1542. Dies ist das früheste Vorkommen dieses Namens im Elsass. Die Urkundenlage dieser Zeit ist so spärlich, dass es auch weitere Lemmel gegeben haben mag, über die keine Urkunde erhalten ist. Aber die wenigen bekannten Urkunden lassen es jedenfalls als möglich, wenn nicht sogar als wahrscheinlich erscheinen, dass dieser Ulrich der Stammvater ist.


Tafel 2. - Eine mögliche Stammtafel der Lemmel aus Mommenheim



Von Lembelin zu Lemmel

Der Familienname Lemmel ist an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten entstanden, so auch hier im Unterelsass um 1500. Eine andere frühe Entstehung des Namens Lemmel gab es in Nürnberg 50, wo der mittelhochdeutsche Name Lembelin (für ein kleines Lamm) sich zu neuhochdeutsch Lemlein und Lemmel wandelte. Ähnlich ist es im Elsass 51, wo im 14. und 15. Jahrhundert etliche Lembelin - Lemblin - Lemlin beurkundet sind, in verschiedenen städtischen Berufen wie Schneider, Kornkäufer, Münzmeister, Schulze, Kleriker. Schließlich dürfte der Name Lemmel in Mommenheim aus Lemlin entstanden sein. Dafür fanden sich zwei Hinweise.

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Um 1400 gibt es in Brumat, 5 km östlich von Mommenheim, einen Fritz Lembelin. Seine Tochter Anna "filia quondam Fritschens dictus Lembelin de Brumat" muss 1423 in Straßburg Schulden bekennen 52. Und eine Generation später lebte in dieser Gegend ein Hanns Lemlin, der in seinem Testament 1451 der Kirche im 20 km nördlich gelegenen Reichshofen einen Hengst zu seiner Seelenmesse stiftete 53. Die Mommenheimer Lemmel dürften also hier in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg alteingesessen sein, erst als Lembelin, dann Lemlin, schließlich Lemmel..


Abb.21. - 1423 müssen etliche Leute in Straßburg Schulden bekennen, darunter eine Tochter des verstorbenen Fritz Lembelin aus Brumat. Da die Urkunde sehr lange Zeilen hat, ist hier das Ende der ersten Zeile und der Anfang der zweiten Zeile gezeigt: "... filia quondam Fritschens dictus Lembelin de Brumat..."

Es scheint also, dass der Name eines Lem(b)lin eines Tages als Lemmel aufgeschrieben wurde, wohl dem örtlichen Dialekt entsprechend, und dass diese Schreibweise bei den Nachkommen beibehalten wurde. Erst später kamen die Schreibweisen Lämmel und Laemmel hinzu.

Zusammenfassung
Etwa 2500 Lemmel/Lämmel/Laemmel aus dem Elsass sind mit ihren Stammbäumen in einer Datenbank54 im Internet zusammengestellt. Die Vorfahren der weitaus meisten Elsässer Lemmel und Laemmel lebten im 17. Jahrhundert im Zorntal nördlich von Straßburg. Der mutmaßliche Stammvater ist Ulrich Lemmel, der um 1500 in Mommenheim lebte. Hier wurde die Reformation eingeführt, so dass die ersten Lemmel evangelisch waren. Aber durch die Gegenreformation im 17. Jahrhundert wurden einige Zweige katholisch. Die Nachkommen gliedern sich in fünf Stämme:
- Lemmel/Lämmel aus Melsheim, seit 1668, evangelisch bis in die Gegenwart, mit Auswanderungen nach Norddeutschland und USA.
- Lemmel/Laemmel aus Ettendorf, seit 1664, katholisch.
- Lemmel aus Laudrefang in Lothringen, seit 1696, katholisch.
- Lemmel aus Hagenau, seit etwa 1700, katholisch, keine heute lebenden Nachkommen namens Lemmel bekannt.
- Lemmel/Laemmel aus Hochstett, seit etwa 1760, katholisch.

Weiters gibt es zwei katholische zugewanderte Stämme:
- Laemmel aus Ebersheim, seit 1739. Der Stammvater kam aus der Schweiz und hieß ursprünglich Lämli.
- Lemmel aus Rahling bei Sarre-Union, seit 1728. Der Stammvater kam aus Böhmen.

Schließlich gibt es einen jüdischen Stamm:
- Lemmel aus Frohmühl/Struth, seit um 1750. Der Stammvater nahm den Vornamen seines Vaters als Familiennamen an.

Die zahlreichen Elsässer Lemmel und Laemmel gehören also vier Stämmen ganz unterschiedlicher Herkunft an. Und es gibt keine Verbindung zu den in Deutschland verbreiteten Lemmel- und Lämmel-Familien.
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Die Fußnoten

1Kirchenbücher Lamstedt, Trauungsbuch 1763 S.392 Nr.16, sowie Taufen und Beerdigungen. Weiteres in den Kirchenbüchern von Bülkau, u.a.
2Hans-Dietrich Lemmel, Das Lemmel-Archiv, http://geneal.lemmel.at/index.html. Im Internet begonnen 2007, seither ständig ergänzt. - Zur Geschichte der Lemmel-Forschung siehe http://geneal.lemmel.at/ForschungsGesch.html
3Hans-Dietrich Lemmel: Die Herkunft der ostpreußischen Familien Steinbach und Lemmel, in: Altpreußische Geschlechterkunde, Neue Folge 19.Jg. 1971 S.323-332. Ergänzt in: http://geneal.lemmel.at/OstprSteinbachLemmel.html
4Hans-Dietrich Lemmel, Die ersten Chemnitzer Lemmel, in: Familie und Geschichte Bd.4, 2002, S.241-249 und 315-324. Siehe auch http://geneal.lemmel.at/ersteChemnitzerL.html
5Hans-Dietrich Lemmel, Nürnberger Lemlein im 14.Jh, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 120, 1984, S.329-370. Siehe auch http://geneal.lemmel.at/NurnbLemlein.html
6Foto Karl-Heinz Lämmel, Regensburg, 1997.
7Stammtafel Melsheim siehe http://geneal.lemmel.at/Me.html
8Die Melsheimer Kirchenbücher wurden durchgesehen: um 1980 von Peter Bieber, dann 1994/96 von Frau Peres, die auch die Nebenlinien in den Nachbardörfern verfolgte, sowie schließlich 1997/98 von H.D.Lemmel nach den Mikrofilmen aus Salt-Lake-City. Seit 1998 auch Etat-Civil-Akten und Ergänzungen von S.Brocker.
9Mikrofilm Salt Lake City, dann online archives bas-rhin.fr, Melsheim 1650-1673, mariages 1668.
10Mitteilung KarlHeinz Lämmel, Regensburg 1997.
11Passagierliste im Internet, abgefragt 2007. - Annette Kunselman Burgert: 18th Century Emigrants from the Northern Alsace to America. Picton Press, Camden, Maine, 1992; Nr.486 und 501. - Kopie durch H.U. Pfister, Staatsarchiv des Kantons Zürich.
12J.Daniel Rupp: 30.000 Namen von Einwanderern in Pennsylvanien. Leipzig 1931, S.251.
13Stammtafeln zu den ausgewanderten Elsässer Lemmeln siehe http://geneal.lemmel.at/USA.html
14Internet 2006: Chronik von Albany, Green County, Wisconsin.
15Viele Internet-Artikel.
16Mitteilung Jean Pierre Lemmel 2010.
17Etat civil Constantine. - Algerien. Stammtafel Lemmel-Algerien siehe http://geneal.lemmel.at/Alg.html.
18Stammtafel Ettendorf siehe http://geneal.lemmel.at/Ett.html.
19Archiv Hagenau, 6 E 16, Notariat Ettendorf. Mtlg M-O Pérès 1995. Bestätigt S.Brocker 2003.
20Foto S.Bricker
21Stammtafel Hagenau siehe http://geneal.lemmel.at/Hag.html
22Stammtafel Laudrefang siehe http://geneal.lemmel.at/Lau.html
23Stammtafel Hochstett siehe http://geneal.lemmel.at/Hoc.html. Die älteren Daten zunächst aus Kirchenbuch-Forschungen von Frau M.O.Peres. Alles andere und viele Illustrationen von S.Brocker.,
24Wittersheim, paroisse catholique, Taufen 1683-1754.
25Mommenheim, Paroisse catholique Sterbeeinträge1685-1733.
26Fotos zum Hochstetter Stamm: S.Brocker
27Stammtafel Rahling siehe http://geneal.lemmel.at/Rah.html. Mit Beiträgen von M.O.Peres, A.Douge, S.Brocker, D.Gicquel und etlichen anderen Forschern.
28Mitteilungen Charles Lemmel, Jacques Lemmel, André Douge
29Stammtafel Ebersheim siehe http://geneal.lemmel.at/Ebsh.html. Erforscht hauptsächlich von S.Brocker.
30Zivilstandesamt Reitnau, Kirchenregister Reitnau, Mtlg Manuel Aicher 1997.
31Stammtafel Fromühl/Struth siehe http://geneal.lemmel.at/Fro.html. Erforscht hauptsächlich von S.Brocker
32Hans-Dietrich Lemmel: Die jüdischen Lemmel, im Internet unter http://geneal.lemmel.at/JuedischeLemmel.html
33Mitteilingen von Simon Lemmel in Hagenau, 1966 und 1975.
34Katholisches Pfarramt Siegen und Protokolle im Landesarchiv Karlsruhe, Mtlg Hanns-Heinrich Lemmel, Wiesbaden, 1970.
35Stammtafel Lämmel/Waldhambach siehe http://geneal.lemmel.at/Wh.html.
36Stammtafel Lemel in Frankreich siehe http://geneal.lemmel.at/Lml.html. Erforscht 1974 bis 2006 von Gérard Lemmel und André Douge
37Vanves Infos, Journal d'Informations Municipales, No 31, Oct.1990
38Nathalie Lemel. - "Prisma", Wochenendbeilage der "Freien Erde", DDR, 7.3.1980. - Mtlg Erich Lemmel, Demmin. - Porträt Mtlg A.Douge 2004. - Straßenschild Foto Mona Lemmel, Paris, 2013.
39Stadtarchiv Straßburg (Archives de la Ville et l'Eurométropole de Strasbourg) Urk. KS 45 von 1542.
40Stammtafel Bietlenheim siehe http://geneal.lemmel.at/Biet.html. Erforscht von J.P.Schaeffer 1997 und S.Brocker.
41Begräbnis-Eintrag für Jörg Lemmel 1609. - Archives départementales du Bas-Rhin, registres paroissiaux protestant, Geudertheim, BMS 1600-1668, 3E155/1
42Archives.strasbourg.eu/ark/39332/ Seite 328.
43Stadtarchiv Straßburg, KS100 1558 S.185v und 186 (Kauf); KS102 1559 S.390v und 391 (Ehevertrag); KS189 1577 S.349v und 350 (Verkauf).
44Stadtarchiv Straßburg, Vertragsbücher KS 494. Den Fund dieser und anderer Urkunden verdanken wir Frau M. Boellinger.
45Archives départementales du Bas-Rhin, registres paroissiaux protestant, Bouxwiller, BMS 1639-1673. Original in der Mairie Bouxwiller
46Stadtarchiv Straßburg Karton 6e16/55, Verträge 1655-1666, Urk. von 1659.
471662 schuldet jemand dem Simon Lemmel ein Geld für die gekaufte Hofstatt in Mommenheim [Urk.5.3.1662]. - 1664 un 1667 Güterkauf von Simon Lemmel, Bürger in Ettendorf. [Kaufbrief 1664; Kaufbrief 1667, Register 6E16/56 Archives Départementales du Bas-Rhin
4826.4.1683: Archiv Haguenau, 6 E 16, Notariat Ettendorf. Mtlg M-O Pérès 1995,1996. Bestätigt S.Brocker 2003.
49Stadtarchiv Hagenau (Archives Municipales de Haguenau) Urkunde vom 23.7.1700.
50Hans-Dietrich Lemmel: Nürnberger Lemlein im 14.Jahrhundert, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte Bd.120 (1984) S.329-370.
51Hans-Dietrich Lemmel: Lembelin im Elsass 1250-1600, http://geneal.lemmel.at/E.html
52Stadtarchiv Straßburg, Urk. Nr.956 vom 20.10.1423. Fotokopie durch Gerhard Lemmel 1985.
53J.G.Lehmann: Urkundliche Geschichte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg Bd.2 Mannheim 1863 S.135. - GL 1975
54http://geneal.lemmel.at/Elsass.html

Die Quellen der Abbildungen

1. online archives bas-rhin.fr, Melsheim 1650-1673, mariages 1668

2. Fotos Karlheinz Lämmel 1997

3. Foto 1998 von Terri Lemmel in Kenney, Illinois.

4. Jefferson County, Nebraska, History Publ.1988. Kopie durch Marlys Bias.

5. The Denver Post 23.1.2002. Kopie durch Irmgard Hunt.

6. Postkarte "Gruß aus Wilwisheim. Wirtschaft und Küferei Laemmel" um 1905. Mitgeteilt 2008 von Bernadette Lambert (Enkelin von Isidore Laemmel).

7.-10. Fotos S.Brocker

11. Internet "les arts decoratifs.fr"

12.-13. Fotos H.D.Lemmel um 1960

14. Vanves Infos, Journal d'Informations Municipales, No 31, Oct.1990

15. Straßenschild Foto von Mona Lemmel 2013. - Portrait Wikipedia.

16. Stadtarchiv Straßburg (Archives de la Ville et l'Eurométropole de Strasbourg), Vertragsbücher Urk. KS 45 von 1542.

17. Archives départementales du Bas-Rhin, registres paroissiaux protestant, Geudertheim, BMS 1600-1668, 3E155/1

18. Stadtarchiv Straßburg, Vertragsbücher Urk. KS 494 von 1645.

19. Archives départementales du Bas-Rhin, registres paroissiaux protestant, Bouxwiller, BMS 1639-1673. Original in der Mairie Bouxwiller.

20. Stadtarchiv Hagenau (Archives Municipales de Haguenau) Urkunde vom 23.7.1700.

21. Stadtarchiv Straßburg, Urk. Nr.956 vom 20.10.1423. Fotokopie durch Gerhard Lemmel, Bremervörde, 1985.
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