Manuskript von 2020 zur
Veröffentlichung in der Degener-Zeitschrift GENEALOGIE,
welche aber leider eingestellt wurde.
Lemmel/Laemmel im Elsass 1500-2000
von Hans-Dietrich Lemmel und
Sébastien Brocker
Vorgeschichte
.(von Hans-Dietrich Lemmel)
Meine Lemmel-Vorfahren lebten seit
1770 in
Ostpreußen. Unsere Flucht 1945 endete in Bremervörde
im
norddeutschen Elbe-Weser-Dreieck, und da gab es bereits andere Lemmel-Familien,
deren Stammvater im Kirchenbuch von Lamstedt (Kreis
Wesermünde)
verzeichnet ist 1:
Am 24.7.1763 heirateten Johann Lemmel, ein Häusling in
Bülkau,
"Jakobs aus Moltzheim im Elsass Sohn", und Anna,
Tochter von Johannes Reese aus Stinstedt. Über drei
Söhne gab es
eine zahlreiche Nachkommenschaft.
.
Nach diesem Fund beschloss ich, so um 1960,
nicht nur
meine ostpreußischen Lemmel-Vorfahren zu erkunden, sondern
auch die
der Bülkauer Lemmel aus dem Elsass. Hatten sie einen
gemeinsamen
Ursprung? - So kann ich jetzt auf eine 60-jährige
Forschertätigkeit
zurückblicken. Die Lemmel-Forschung, durch Zusammenarbeit von
vielen, ergab eine Datenbank im Internet 2
mit etwa 10ooo Personen namens Lemmel oder Lämmel/Laemmel
zwischen
1300 und Gegenwart. Es ergab sich, dass der ostpreußische
Lemmel-Stammvater aus Sachsen kam 3,
und dass der sächsische Lemmel-Stammvater Mertein
Lemlein/Lemel 1437
aus Bamberg kam 4.
Sein wahrscheinlicher Vorfahr namens Chunrad Lembelin lebte um 1300
in Nürnberg 5.
Ob die Moltzheimer Lemmel im Elsaß auch
dazugehören?
Im Elsass waren die Forschungen
zunächst nicht so
erfolgreich, aber mit Beiträgen von etlichen Forschern und
Familien-Angehörigen erhielten wir ein vollständiges
Bild, über
das es sich zu berichten lohnt. In Sachsen hatte es sich
herausgestellt, dass die zahlreichen dortigen Lemmel und
Lämmel alle
zum gleichen Stammvater gehören. Dagegen fanden wir im Elsass,
dass
die vielen dortigen Lemmel und Laemmel zu mindestens vier
Stämmen
unterschiedlicher Herkunft gehören. Das war ein
überraschendes
Ergebnis.
.
Der Anfang war schwierig. Durch einen
Zeitungsbericht
entdeckte ich in Baltimore/USA die "William H. Lemmel Middle
School". Die Familie des Namensgebers konnte ich kontaktieren,
und so erfuhr ich: Der Schulrat William H. Lemmel, dessen Vater 1852
in Straßburg geboren wurde, war um 1935 nach Molsheim,
westlich von Straßburg, gereist, um Spuren seiner Vorfahren
zu
finden - vergeblich. Etwas weiter nördlich wäre er in
Melsheim
fündig geworden 6.
Ich begann damit, Elsässer
Telefonbuch-Adressen
anzuschreiben, erhielt Hilfe von namhaften Genealogen und
ließ
Mikrofilme aus Salt Lake City kommen, denn damals waren die
Personenstands-Bücher noch nicht online verfügbar.
Schließlich
stieß der ortskundige Sébastien Brocker hinzu,
durch dessen
unermüdliche Quellenforschungen durch zwei Jahrzehnte wir
jetzt ein
recht vollständiges Bild der Elsässer Lemmel und
Laemmel berichten
können.
Die Lemmel/Laemmel-Stämme im Elsass .(von Hans-Dietrich Lemmel und Sébastien Brocker)
1. Der evangelische Lemmel-Stamm
aus Melsheim7
.
In den alten Melsheimer
Kirchenbüchern 8
gibt es Jahrgänge, in denen fast auf jeder Seite mindestens
ein
Lemmel-Eintrag vorkommt. Und alle stammen ab von einem Stammvater,
der 1668 heiratete.
.
Abb.1 - Die
Heirats-Einträge in Melsheim 1686.
Der dritte Eintrag: Peter Lämmel, Hanß
Lämmels aus der Sweitz Sohn
Am 24.11.1668 heiratet in Melsheim: Peter
Lämmel,
"Hans Lämmels auß der Sweitz Sohn" 9.
Am 12.9.1716 stirbt er in Melsheim als "Peter Lemmel,
Calvinista, 75 Jahre alt". Er wurde also um 1641 geboren, wohl
in der Schweiz. Zwei Einträge weiter im Melsheimer
Trauungsbuch
heiratet wieder ein Schweizer: Hanß Schadt, Heinrich Schadens
in der
Schweiz Sohn. Sind hier die Schweizer nach Melsheim gekommen, um
Bauernhöfe zu übernehmen, die im 30-jährigen
Krieg verwüstet
wurden? Oder waren Melsheimer im Krieg in die Schweiz
geflüchtet,
und ihre Söhne kehrten jetzt zurück? Letzteres
scheint der Fall zu
sein.
.
Aus zwei Taufpaten-Einträgen von
1697 ist zu sehen,
dass Peter Lemmel zunächst als Knecht bei dem Bauern Erhardt
Hanß
arbeitete, wo er dann dessen Nichte, Eva Hans aus Geisweiler,
heiratete. Er hatte dann aus zwei Ehen 14 Kinder, von denen drei jung
starben. Der älteste Sohn heiratete 1690 eine behinderte Frau ("hat
die sponsa nur eine Hand") und hatte wohl keine Kinder. Aber
über die weiteren 5 Söhne und 15 Enkel gab es eine
zahlreiche
Nachkommenschaft. Einer der Enkel ist der eingangs erwähnte
Johann
Lemmel aus "Moltzheim", der ins Bülkauer Moor in
Norddeutschland auswanderte und dort 1763 heiratete.
Melsheim ist ein kleines Dorf im
sogenannten
Hanauerland, der früheren Grafschaft Hanau-Lichtenberg,
zwischen
Brumat und Zabern im Zorn-Tal nordwestlich von Straßburg.
Hier wurde
schon früh die Reformation eingeführt, und die Gegend
blieb
lutherisch. In den Bauerndörfern gibt es viele evangelische
Lemmel,
die alle von Peter Lämmel, "Hans Lämmels
auß der Sweitz
Sohn" abstammen. Sie waren "Ackerer", also kleine
Bauern, "Tagner" (Tagelöhner), Schneider, Schuster oder
Weber.
Die älteren Kirchenbücher
wurden durchweg auf
deutsch geführt. Nach der Revolution von 1789 wurden
Standesamtsakten eingeführt ("Etat Civil"), die
zunächst
auch auf deutsch geführt wurden. Erst ab etwa 1810 sind fast
alle
Urkunden auf französisch, und auch die deutschen Vornamen
wurden
französisiert. Beispielsweise findet man, dass einer, der in
der
Urkunde "Jean Laemmel" heisst, dieselbe Urkunde mit
"Johannes Lämmel" unterschreibt. Eine alte Elsässer
Variante von Theobald ist Diebold. Dieser beliebte Vorname wurde dann
nach 1810 auf französisch als Thibault eingetragen, der nach
1871
womöglich als Theobald rückübersetzt wurde,
weil der von Berlin
aus eingesetzte preußische Beamte nicht wusste, dass Thibault
auf
Elsässisch Diebold heißt.
Abb.2. - In Melsheim der Hof des
1793 geborenen
Georg Lemmel und ein Balken, der aus einem abgerissenen Stadel
geborgen wurde.
Die ganze Inschrift auf dem Balken lautet: ...SCHEUER
HAT GEBAUT GEORG LEMMEL UND ANNA PAULIN 1834
In der 1780-1810 geborenen Generation gibt
es 40
Lemmel-Vettern, von denen etwa die Hälfte in Melsheim geboren
wurde,
die andere Hälfte in den evangelischen Orten der Umgebung:
Furchhausen, Hohfrankenheim, Kurzenhausen u.a.. Die Schreibweise des
Familiennamens ist vorwiegend Lemmel. Nach 1800 setzt sich in wenigen
Zweigen die Schreibweise Lämmel durch, später
Laemmel. In Melsheim
gab es im 19. Jahrhundert vier Lemmel-Höfe, die wohl noch
um 1950 bestanden. Aber 1997 scheint es in Melsheim außer
einigen
Lemmel-Grabsteinen nur noch eine Witwe Lemmel gegeben zu haben 10.
Alle anderen Lemmel sind abgewandert, in andere Elsass-Orte, aber
auch nach Paris.
Schon früh gab es Auswanderungen
nach Amerika.
Maria, eine Tochter des Stammvaters Peter
Lemmel,
heiratete 1714 in Uhrwiller den Jakob Storck und ging nach dem Tod
ihres Mannes 1751 nach Pennsylvanien mit drei Storck-Kindern 11
und mit "Andreas Lemel" 12.
Der ist vermutlich ein naher Verwandter, aber in den Melsheimer
Kirchenbüchern ist er nicht einzuordnen. Er ist
möglicherweise der
Stammvater von etlichen Lemmeln, die heute noch in Pennsylvanien
leben und zu keinem der bekannten USA-Lemmel-Stämmen
gehören.
Auswanderungen 13,mit
vielen Nachkommen, gab es
1832 aus Breunsheim/Printzheim nach
Indiana
1845 aus Eckwersheim nach Kanada und
Nebraska
1854/1871 aus Quatzenheim und Hurtigheim
nach
Wisconsin
1856 aus Melsheim nach Missouri
um 1864 aus Melsheim nach Ohio
1872 aus Melsheim nach Kalifornien.
Und auch aus dem Bülkauer
Familienzweig gab es 1873
eine Auswanderung von Hamburg nach Missouri. In einigen Zweigen wurde
der Familienname Lemmel verwandelt zu Lammel, was in Amerika ebenso
ausgesprochen wird. .
Johannes Lemmel, ein Schneider aus
Hurtigheim, ging
1854 mit Familie nach Amerika, wobei Frau und Sohn auf dem
Auswandererschiff starben. In Wisconsin 14
heiratete er eine Schweizerin. Der Sohn William Lemmel heiratete eine
Engländerin, die sehr bekannt wurde: Helen Howarth Lemmel,
Sängerin,
Pianistin, Dichterin und Komponistin von religiösen Liedern 15,
die 1961 in Seattle im Alter von 98 Jahren starb.
Abb.3. - Die Familie von John
Lemmel, Farmer in
Elizabeth/Indiana, um 1902. Sein Vater Johannes Lemmel, geboren 1791
in Breunsheim/Printzheim, war 1832 nach Kentucky und Indiana
ausgewandert.
4 5
5a Abb.4. - Georg Lemmel um 1900 in
Plymouth/Nebraska, geboren 1843 in Eckwersheim, 1845 mit den Eltern
nach Kanada ausgewandert. Abb.5. - Red Lemmel, Rodeo Cowboy
in Süd-Dakota,
geboren 1969. Nachkomme von Georg Lemmel aus Eckwersheim.
Abb5a. - John Lemmel, Farmer in Indiana, um 1900. Sein
Großvater
Johann Lemmel aus Breunsheim war 1832 mit kleinen Kindern nach USA
ausgewandert..
Die Auswanderungen aus dem Elsass nach
Amerika
erfolgten nicht nur aus Armut sondern auch aus
Religionsgründen,
denn bei den katholischen Elsässer Lemmeln haben wir keine
Amerika-Auswanderung gefunden.
.
Ein Zweig der Melsheimer Lemmel lebt in
Furchhausen
(bei Zabern/Saverne), wo Jean Pierre Lemmel das Restaurant Lemmel
besitzt, in dem er alle fünf Jahre einen Lemmel-Familientag
abhält
16.
.
Jacques Laemmel, geboren
1840 in Hohfrankenheim, wurde Stiefelmacher (bottier) und heiratete
in Constantine, Algerien, wo er über sechs Kinder eine
stattliche
Nachkommenschaft hatte 17.
Hier wird der Name vielfach Laëmmel
geschrieben.
Tafel 1. - Die ungefähre
Lage der genannten Orte
2. Die sechs
katholischen Stämme Lemmel/Lämmel/Laemmel
Neben den evangelischen
Lemmeln aus Melsheim gibt es im Elsass etwa gleich viele katholische
Lemmel/Lämmel, die sich aber nicht auf einen gemeinsamen
Stammvater
zurückführen ließen. Diese Stämme
wurden hauptsächlich von
S.Brocker erforscht, dessen Urgroßvater der Ackerer und
Brunnenbauer
Léo Laemmel in Huttendorf ist.
2.1 Ettendorf18
.
In Ettendorf, nur sechs
Kilometer nordöstlich von Melsheim, lebte 1664 der Bauer Simon
Lemmel, der 1683 starb: "Simon Lemmel und seine verstorbene
Ehefrau haben als Kinder und Erben hinterlassen Samuel, Lorentz,
Martin" 19.
Diese etwa um 1650/1655 geborenen Söhne bekamen eine
zahlreiche
Nachkommenschaft, insbesondere Ackerer, Küfer und Schuster in
Ettendorf, Küfer in Wilwisheim, Schuster, Weber und Ackerer in
Mommenheim und andernorts.
Abb.6. - Die Küferei von
Isidore Laemmel in
Wilwisheim um 1905
Abb.7. - Das Lemel-Kreuz von 1723
auf einer Anhöhe
über Ettendorf
Der Wagner Michel Lemmel
ließ 1723 auf einer Anhöhe über Ettendorf
ein steinernes Kreuz 20
errichten "Gott zu Ehren", wohl anlässlich der Geburt
seines Stammhalters. Ein späterer .Michel
Lemmel aus Ettendorf kam 1822 in ein Husarenregiment und wurde 1870
als pensionierter Brigadier in das Hôtel des Invalides in
Paris
aufgenommen, wo er 1878 starb.
In Ettendorf folgte auf
Simon Lemmel durch acht Generationen eine Reihe von Lemmel-Bauern bis
zu Sebastian Lemmel, der 1888 nach acht Töchtern noch einen
Stammhalter bekam, der wieder Sebastian hieß. Aber dessen
Sohn
Joseph starb 1945
als Wehrmachts-Soldat in
Deutschland. Seither findet man keinen Lemmel mehr in Ettendorf, aber
viele Nachkommen von Lemmel-Töchtern. Aber etliche Lemmel und
Laemmel aus dem Ettendorfer Stamm findet man heute in Paris oder Nancy, aber auch in anderen
Elsässer Orten: im Bild das Gasthaus von Johann Lemmel in
Mommenheim. Abb.8a.
- Das Gasthaus von Johann Lemmel in Mommenheim 1910.
2.2 Hagenau21
.
.
Ein etwa 1660/1670
geborener Michel Lemmel lebte in Hagenau, wo er nicht selbst
beurkundet ist, sondern nur in den katholischen
Heiratseinträgen
seiner Söhne 1721 und 1738 erwähnt wird. Er hatte
drei Enkel, die
1723 bis 1752 geboren wurden, die vermutlich Hagenau
verließen, aber
deren Verbleib unbekannt ist.
2.3 Laudrefang22
.
In Laudrefang in
Lothringen, südwestlich von St.Avold, heiratete 1696 Martin
Lemmel,
als Arbeiter und Schöffe. Seine Herkunft ist nicht angegeben.
Über
vier Söhne und drei Töchter hatte er eine zahlreiche
Nachkommenschaft, die noch heute in dieser Gegend lebt,
hauptsächlich
in Tritteling, Lelling und Pontpierre. Darunter ibt es einige
Familienforscher, die ihre Daten mitteilten.
2.4 Hochstett23
.
Etwa halbwegs zwischen
Melsheim und Hagenau liegen die Dörfer Berstheim und
Hochstett, die
am 2. Dezember 1793 in einer Schlacht von Monarchisten gegen
Revolutionstruppen zerstört wurden, so dass hier alle
älteren
Urkunden vernichtet wurden. Ausgerechnet hier ist der Ursprung eines
Lemmel-Stammes mit vielen Nachkommen, die noch heute in dieser Gegend
leben.
.
Der Stammvater ist
Johannes Lemmel/Lämmel, der nach seinem Sterbealter um 1702
geboren
wurde. Sein Geburtsort konnte nicht ermittelt werden. Er lebte in
Wittersheim 24
bei Hochstett als Wächter (Custos) und Tagelöhner.
1732 ist er in
Mommenheim als Zeuge beurkundet, als sein Schwiegervater Ulrich
Kauffmann starb 25.
Der Sohn Mathias Lemmel war zunächst Tagelöhner in
Wittersheim,
dann aber Ackerer in Hochstett. Dessen Sohn Diebold
Lemmel/Lämmel,
geboren um 1759 in Hochstett, muss die Schlacht von 1793 erlebt
haben. 1795 heiratete er die Anna Maria Gotteri aus Berstheim und
lebte seither im zerstörten Berstheim. Die Hochzeit erfolgte
in
Mommenheim. Mit dem 1796 geborenen Antoine Laemmel beginnt dann eine
umfangreiche Stammtafel.
.
Das Foto 26
(Abb.8) zeigt die Witwe von Johannes Lämmel in Berstheim
(gestorben
1902) mit ihren sieben Söhnen und zwei Enkeln. Ihr
jüngster Sohn
ist in preußischer Uniform zu sehen, und der älteste
Enkel (im Bild
dritter von links) ist 1917 für Frankreich gefallen.
Abb.8. - Die Familie von Johannes
Lämmel (*1837,
†1902)
in Berstheim, um 1907. Seine
Witwe (in der Mitte), ihre sieben Söhne und zwei Enkel.
Der mittlere der sieben
Söhne lebte als Ackermann in Berstheim mit zwei
Söhnen, von denen
der eine 1940 für Frankreich fiel, während der andere
für die
deutsche Kriegsmarine kämpfen musste und schließlich
1946 im
russischen Lazarett in St.Valentin in Österreich starb. Diese
Elsässer Tragödie ist im Straßburger
Mahnmal dargestellt, in dem
zwei Söhne, die auf gegenerischen Seiten kämpfen
mussten, sich im
Tod die Hand reichen.
Mahnmal "A nos
morts" in Straßburg
9
10
Abb.9. - Die Hochzeit des Brunnenbauers
(Bornemacher) Léo Laemmel 1909 in Huttendorf mit Francisca
Wendling. Abb.10.- Das Haus von
Léo Laemmel in Huttendorf.
2.5 Rahling27
.
Rahling liegt im Nordosten
von Lothringen, 12 Kilometer nordöstlich von Sarre-Union. Am
8.1.1728 heiratete hier "Georg Lemmel ex Bohemia" die
Catharina Stang, eine Rahlinger Bürgerstochter. Im
katholischen
Traueintrag sind vom Bräutigam weder Eltern noch Geburtsort
angegeben. Am 22.5.1770 starb er in Rahling, 68 Jahre alt, nachdem er
1728 bis 1741 neun Kinder bekommen hatte.
In Böhmen gibt es
Nachkommen-Linien der Nürnberger und sächsischen
Lemmel, aber ein
um 1702 geborener Georg Lemmel konnte hier noch nicht gefunden
werden.
.
Die zahlreichen Nachkommen
findet man u.a. in Sarre-Union, Straßburg, Troyes, Nancy,
Tours,
Paris, Algerien. Erwähnenswert sind:
- Emile Lemmel, geboren
1859 in Nancy, der 1895 Ritter der Ehren-Legion wurde (Chevalier de
la Legion d'honneur) und der zeitweise im französischen
Indochina
stationiert war.
- Victor Lemmel, geboren
1876 in Troyes, der nach Aufenthalten im Kongo und in Tunesien
Journalist in Constantine/Algerien wurde, wo er Kinder und Enkel
bekam 28.
- Léon Lemmel, ein
Porzellanmaler in Paris, und sein 1899 geborener Sohn Charles Lemmel,
ein bekannter französischer Grafiker.
.
Abb.11.
- Eine Werbegrafik des Grafikers Charles
Lemmel
2.6 Ebersheim29
..
Ebersheim liegt halbwegs
zwischen Straßburg und Kolmar, fünf Kilometer
nördlich von
Schlettstadt/Sélestat. Hier heiratete am 4.2.1739 Heinrich
Lemmel
"aus einem Schweizer Regiment, gebürtig aus Reitnau", eine
Tochter Dengler aus einer Ebersheimer Familie. Er hatte viele
Nachkommen namens Laemmel, die noch heute in dieser Gegend leben,
insbesondere in Schlettstadt und Ebersheim. Um 1900 gab es
Abwanderungen nach Nancy und Lyon.
.
Dieser Heinrich Lemmel
stammte aus Reitnau im Schweizer Aargau, wo er 1706 oder 1707 als
Hans Heinrich Lämli/Lämbli geboren wurde. Sein
Großvater war Durs
Lämli/Lämbli/Lämlin/Lamlin, der 1659 bis
1671 in Reitnau lebte 30.
Unter seinen Enkeln sind zwei fast gleich alte Vettern namens Hans
Heinrich, wobei unklar bleibt, welcher von ihnen als Heinrich Lemmel
in Ebersheim heiratete. Hier wurde der Schweizer Name Lämli
dem
örtlichen Dialekt entsprechend in Lemmel verwandelt.
3. Der jüdische
Lemmel-Stamm aus Frohmühl/Struth31
.
Struth liegt in
Nordwest-Elsass, östlich von Sarre-Union. Aus Fromühl
bei Struth
stammt eine weit verbreitete jüdische Lemmel-Familie. "Lemmel"
war seit jeher ein beliebter jüdischer Vorname. Als die Juden
um
1750 Familiennamen annahmen, wurde oft der Vorname des Vaters als
Familienname gewählt. So geschah es verschiedentlich in
Osteuropa 32
und auch in Fromühl.
.
Simon Lemmel war um 1755
bis 1765 ein Kaufmann (merchand négociant) in
Frohmühl. Seine
Eltern hießen Lemmel und Guttel ohne Familiennamen 33.
Simons Söhne Simon und Nathan, beide Händler in
Struth, sind die
Stammväter von zwei zahlreichen Lemmel-Sippen in Struth und
Neuwiller, die sich bald in andere Elsass-Orte, nach
Straßburg,
Paris und ganz Frankreich ausbreiteten. Bekannt wurden die
Textilläden Lemmel in Straßburg, Hagenau und Zabern.
.
12
13
Abb.12. - Der Textilladen von Simon Lemmel in
Hagenau (um1960). Abb.13. - Der Textilladen von
Claude Lemmel in
Straßburg (um 1960).
Isaak Lemmel aus Neuwiller
unterrichtete an der 1874 in Sulz unterm Wald errichteten
israelischen Schule. Leo Lemmel, 1889 in Struth geboren, ist 1914 als
deutscher Soldat in Hagenau gefallen. Sechs Lemmel aus diesem Stamm
wurden von den Nazis ermordet, darunter Albert Isaac Lemmel aus
Narbonne mit Sohn und Enkel.
4. Lämmel in der
Rheinpfalz
.
In
dem kleinen Ort Siegen in der Nordostecke des Elsass, 10 km
südöstlich von Weißenburg, lebte von 1752
bis 1773 vorübergehend
der Jäger Chrysostomus Lemmel 34,
der hier einige Kinder taufen ließ. Er gehört zu
einem katholischen
Lämmel-Stamm aus Waldhambach in der Rheinpfalz 35,
der mit dem um 1610 geborenen Sebastian Lemmel beginnt, der in einer
Weinrechnung des Bistums Speyer beurkundet ist. Zum Bistum Speyer
gehörten auch Besitzungen im Elsass, jedoch fanden sich sonst
keine
Beziehungen der Elsässer Lemmel zum Speyrer Bistum.
5. Familien Lemel
in Frankreich36
.
Die Elsässer
Lemmel/Laemmel wurden in Einzelfällen auch Lemel geschrieben.
Und so
stieß man bei der Elsässer Lemmel-Forschung nebenbei
auf französische
Lemel-Familien, die sicher nicht aus dem Elsass stammen. Während
"Lemmel" im Elsass auf der ersten Silbe betont wird, betont man "Lemel"
in Frankreich auf der zweiten Silbe, so dass der Name gelegentlich auch
§Lemelle" oder auch "Le Mel" geschrieben wird. Da gab es einige
interessante Personen.
Claude
Emmanuel Lemel, geboren etwa 1750, lebte als Gärtner in Paris.
Unter
seinen Nachkommen ist der Architekt und Pariser Stadtrat Claude
Lemel, geboren 1933. Im Oktober 1990 wurde in Vanves bei Paris die
Schule "Claude Lemel" eröffnet 37.
Abb.14.
- Die Schule "Claude Lemel" in
Vanves bei Paris.
Jérôme Lemel, geboren
etwa 1765, lebte in Brest. Die Frau seines Enkels ist Nathalie Lemel
geborene Duval, geboren 1818 in Brest, eine militante Feministin und
Kämpferin bei der Pariser Kommune 1871 38,
nach der in Paris ein Platz benannt wurde.
Abb.15.
- Die Revolutionärin Nathalie Lemel
Die
Lemmel aus Mommenheim vor 1650 .(von Sébastien Brocker und Hans-Dietrich Lemmel)
Von den acht zuvor
genannten Elsässer Lemmel-Stämmen
- hat also der jüdische
Stamm den Namen Lemmel um 1750 angenommen,
- und die Stammväter von
zwei katholischen Stämmen waren von auswärts
zugewandert: 1728 aus
Böhmen in Rahling/Lothringen, und 1739 aus der Schweiz in
Ebersheim.
Es verbleiben der
protestantische Stamm Melsheim, und die vier katholischen
Stämme aus
Ettendorf, Hagenau, Hochstett und Laudrefang. Hier schien es lange,
dass man mangels erhaltener Urkunden nicht weiter zurück
forschen
konnte, bis doch noch entscheidende frühere Urkunden entdeckt
wurden, durch Sébastien Brocker, der in Mommenheim lebt. Und
zufällig ist es Mommenheim, wo ein vor 1500 geborener Ulrich
Lemmel
lebte, der im begründeten Verdacht steht, der Stammvater des
evangelischen und der vier katholischen Lemmel-Stämme zu sein.
Ulrich
Lemmel in
Mommenheim mag etwa 1480/1490 geboren sein. Er ist 1542 bereits tot,
als sein Sohn Sixtus erwähnt wird. "Sixtus
filius quondam dicti lemmel
Ulrich de Mummenheim residens in Gambsheim, confessus fuit..."
39.
Abb.16. - 1542: "Sixtus filius
quondam dicti
lemmels ulrich de Mummenheim".
1546 ist Sixtus noch
einmal erwähnt: "Sixtus dictus lemmels Ulrich .. de Mumenheim
.. filius in Göidertheim...". Sixtus kam also aus Mommenheim
nach Gambsheim und Geudertheim.
In
den evangelischen
Gemeinden von Geudertheim und dem nahe gelegenen Bietlenheim beginnen
die Kirchenbücher bereits um 1600, und hier sind die um
1550/60
geborenen Claus und Joerg Lemmel mit etlichen Kindern und Enkeln
verzeichnet 40,
die Söhne oder Neffen des Sixtus aus Mommenheim sein
müssen. Jörg
starb 1609 41.
Von Claus und Jörg sind sechs Söhne und drei
Töchter verzeichnet,
aber von den zwölf Enkeln, die zwischen 1600 und 1636 getauft
wurden, ist der Verbleib unbekannt. Kamen sie im Krieg um? oder
flüchteten sie? Von den Bietlenheimer Lemmeln gibt es nur von
den
Töchtern Nachkommen-Reihen bis in die Gegenwart.
Abb.17: - Juli 1609 "den 27.
Lemmels Jörg zu
Bietlenheim begraben worden".
.
Neben
Sixtus lebten hier auch die Brüder "Georg Lemels von
Geidertheim" und sein Bruder Hans Lemels/Lemmel, die 1572 in
einem Vertrag42
über Haus und Hof und Güter in Geidertheim
erwähnt sind. Hans
Lemmel 43,
der mit Clara Voltzen-Lauwel aus Bietlenheim verheiratet war, kaufte
1558 Haus und Hof in Straßburg. 1577 verkaufte die Witwe
alles
wieder, woraus ersichtlich ist, dass dieser Hans Lemmel keinen Sohn
hinterließ.
Zurück
nach Mommenheim. Nach dem vor 1542 gestorbenen Ulrich Lemmel wurden
in Mommenheim keine einschlägigen Urkunden gefunden. Aber 1645
ist
wieder ein Lemmel-Hof in Mommenheim beurkundet, wohl der selbe, auf
dem einst Ulrich Lemmel saß. Die Urkunde fand man an
unerwarteter
Stelle. 1645 gab es in Straßburg eine Verhandlung 44,
als Hannß Ott von Espach bei Hagenau sein Haus und Hofstatt
zu
Mommenheim verkauft, und zwar "gelegen zur Mommenheim in der
Nidgasse, einseit neb Wendling Schertzmanns
Erben, anderseit neb Lemmels
Hanß Erben...". Da hatte also Hanß Lemmel einen
Besitz in
Mommenheim, den nun, 1645, seine Erben innehatten. Zeitlich passt es
anzunehmen, dass Hanß Lemmel ein Urenkel des Mommenheimer
Ulrich
ist.
.
Abb.19. - Bouxwiller
1657: "Michael Lämmel von Mommenheim, Lorentz Lämmels
Bürgers
zu Mommenheim ehelicher Sohn".
Einer
von "Hanß
Lemmels Erben" ist Lorentz Lemmel, der als Bürger in
Mommenheim
erwähnt wird, als 1657 sein Sohn Michel in der evangelischen
Kirche
von Buchsweiler heiratet 45.
Seine Braut stammt aus der Schweiz:
"Anno 1657. Nach ordentlicher
Außruffung
sein Dienstag den 13.Jan. eingesegnet worden Michael Lämmel
von (Marlenheim , korrigiert in:) Mommlenheim, Lorentz Lämmels
Bürgers zu Mommlenheim ehelicher Sohn, und Maria weil. Hans
Bartholme
von Matthiswil im Berner Gebiet gelegen eheliche Tochter".
Dieser Michael Lämmel von
Mommenheim blieb nicht in Buchsweiler, denn hier gibt es keine
weiteren Urkunden über ihn und seine Familie.
1659 gibt es eine
Gerichtsurkunde 46
für den Verkauf eines Grundstücks in Mommenheim, das
mit einer
halben Länge an "Simon und Michel Lemeln gebrüdern"
grenzt. Simon und Michel müssen die Söhne des 1657
genannten
Lorentz Lemmel sein, der offenbar zwischen1657 und 1659 gestorben
ist. Dieser Simon aber ist kein anderer als der bekannte Stammvater
des Ettendorfer Lemmel-Stammes, denn aus Gerichtsurkunden geht
hervor, dass Simon 1662 seine Hofstatt in Mommenheim verkauft hat und
1664/67 Bürger in Ettendorf ist 47.
Simon Lemmel, der
Stammvater des Ettendorfer Lemmel-Stammes, kam also aus Mommenheim.
Überraschenderweise zeigt eine weitere Urkunde, dass dieser
Simon
auch der Stamvater des Lemmel-Stammes in Laudrefang ist, 50 Kilometer
weiter westlich in Lothringen. 1683 ist Samuel in Ettendorf gestorben
48,
und seine Söhne Samuel, Lorentz und Martin teilen sich das
Erbe 49:
"Martin Lemel in Laudrefang" hat 1700 ein Erbe in Ettendorf
an seinen Bruder Samuel verkauft, wobei Lorentz Lemel mit Samuel
Lemel wegen seines Anteils an diesem Erbe streitet.
Abb.20. - 1700 "... Martin Lemel
... de
Lauderfangen" mit seinem Erbe in Ettendorf
.
Die katholischen
Lemmel-Stämme aus Ettendorf und Laudrefang stammen also aus
dem
evangelischen Mommenheim. Dass die anderen Lemmel-Stämme im
Unterelsass auch dazu gehören, dafür gibt es Indizien
aber freilich
keine Beweise.
Kehren wir zurück zu
Michael Lemmel aus Mommenheim, der 1657 in Buchsweiler die
Schweizerin heiratet. Der Schweiz-Bezug legt die Vermutung nahe, dass
er verwandt ist mit dem Peter Lemmel, "Hans Lämmels aus der
Schweiz Sohn", der 1668 in Melsheim heiratet. Michel und Peter
dürften Vettern sein, und man kann mit einiger
Wahrscheinlichkeit
annehmen, dass auch der Melsheimer Lemmel-Stammvater aus Mommenheim
kam. Aber ein Beweis für diese Verwandtschaft wurde noch nicht
gefunden.
Der Stammvater der
katholischen Hagenauer Lämmel ist der um 1660/1670 geborener
Michel
Lemmel, der nur in den katholischen Heiratseinträgen seiner
Söhne
1721 und 1738 erwähnt wird. Über ihn selbst, seine
Heirat und
Kindergeburten wurde nichts gefunden, obgleich einschlägige
Dokumente dieser Zeit existieren. Hagenau war ursprünglich
protestantisch, bis 1604 ein Jesuiten-Kolleg gegründet wurde,
von
dem die Gegenreformation ausging, die dazu führte, dass schon
bald
die Mehrheit katholisch war und die evangelischen
Kirchenbücher
vernichtet wurden. Dass der Hagenauer Michel Lemmel in den Dokumenten
nicht gefunden wurde, findet daher eine Erklärung darin, dass
er ein
Protestant war. Ohne seinen Heiratseintrag lässt sich seine
Herkunft
nicht mehr feststellen. Es ist nun eine Vermutung (ohne Beweis!),
dass er ein Sohn des Michael Lämmel ist, der 1657 in
Buchsweiler
protestantisch heiratete aber dort nicht blieb. Er könnte nach
Hagenau gegangen sein. Dies ist freilich eine Vermutung, aber es
findet sich keine bessere Theorie, die Herkunft der Hagenauer
Lämmel
einzuordnen.
In diesen Zusammenhang könnte auch
der um 1702
geborene Johannes Lemmel gehören, dessen Schwiegervater 1732
in
Mommenheim stirbt und der der Vater von Matthias Lemmel ist, der
erst als Tagelöhner in Wittersheim lebt und dann als Ackerer
in
Hochstett den dortigen Lemmel-Stamm begründet. Dieser Johannes
Lemmel muss auch an einem Ort geboren sein, wo die Urkunden
vernichtet sind. So könnte er ein weiterer Sohn des Hagenauer
Michel
Lemmel sein, der nur aus den Heiratsurkunden seiner Söhne
bekannt
ist.
Nachdem gesichert ist, dass die
Lemmel-Stämme aus
Ettendorf und Laudrefang aus Mommenheim stammen, scheinen die
Lemmel-Stämme aus Melsheim, Hagenau und Hochstett zur gleichen
Sippe
zu gehören. Erstaunlich ist, dass es trotz der sehr
spärlichen
Urkundenlage durchaus möglich erscheint, die
Unterelsässer Lemmel
und Laemmel auf einen gemeinsamen Stammvater
zurückzuführen, wie in
der beigefügten Tafel gezeigt wird.
Der Stammvater ist mit großer
Wahrscheinlichkeit
Ulrich Lemmel in Mommenheim, geboren um 1480/90, gestorben vor 1542.
Dies ist das früheste Vorkommen dieses Namens im Elsass. Die
Urkundenlage dieser Zeit ist so spärlich, dass es auch weitere
Lemmel gegeben haben mag, über die keine Urkunde erhalten ist.
Aber
die wenigen bekannten Urkunden lassen es jedenfalls als
möglich,
wenn nicht sogar als wahrscheinlich erscheinen, dass dieser Ulrich
der Stammvater ist.
Tafel 2. - Eine
mögliche Stammtafel der Lemmel aus Mommenheim
Von Lembelin zu Lemmel
Der Familienname Lemmel ist an
verschiedenen Orten zu
verschiedenen Zeiten entstanden, so auch hier im Unterelsass um 1500.
Eine andere frühe Entstehung des Namens Lemmel gab es in
Nürnberg
50,
wo der mittelhochdeutsche Name Lembelin (für ein kleines Lamm)
sich
zu neuhochdeutsch Lemlein und Lemmel wandelte. Ähnlich ist es
im
Elsass 51,
wo im 14. und 15. Jahrhundert etliche Lembelin - Lemblin - Lemlin
beurkundet sind, in verschiedenen städtischen Berufen wie
Schneider,
Kornkäufer, Münzmeister, Schulze, Kleriker.
Schließlich dürfte
der Name Lemmel in Mommenheim aus Lemlin entstanden sein.
Dafür
fanden sich zwei Hinweise.
.
Um 1400 gibt es in Brumat, 5 km
östlich von
Mommenheim, einen Fritz Lembelin. Seine Tochter Anna "filia
quondam Fritschens dictus Lembelin de Brumat" muss 1423 in
Straßburg Schulden bekennen 52.
Und eine Generation später lebte in dieser Gegend ein Hanns
Lemlin,
der in seinem Testament 1451 der Kirche im 20 km nördlich
gelegenen
Reichshofen einen Hengst zu seiner Seelenmesse stiftete 53.
Die Mommenheimer Lemmel dürften also hier in der Grafschaft
Hanau-Lichtenberg alteingesessen sein, erst als Lembelin, dann
Lemlin, schließlich Lemmel..
Abb.21. - 1423 müssen
etliche Leute in Straßburg
Schulden bekennen, darunter eine Tochter des verstorbenen Fritz
Lembelin aus Brumat. Da die Urkunde sehr lange Zeilen hat, ist hier
das Ende der ersten Zeile und der Anfang der zweiten Zeile gezeigt:
"... filia quondam Fritschens dictus Lembelin de Brumat..."
Es scheint also, dass der
Name eines Lem(b)lin eines Tages als Lemmel aufgeschrieben wurde,
wohl dem örtlichen Dialekt entsprechend, und dass diese
Schreibweise
bei den Nachkommen beibehalten wurde. Erst später kamen die
Schreibweisen Lämmel und Laemmel hinzu.
Zusammenfassung
Etwa
2500 Lemmel/Lämmel/Laemmel aus dem Elsass sind mit ihren
Stammbäumen
in einer Datenbank54
im Internet zusammengestellt. Die Vorfahren der weitaus meisten
Elsässer Lemmel und Laemmel lebten im 17. Jahrhundert im
Zorntal
nördlich von Straßburg. Der mutmaßliche
Stammvater ist Ulrich
Lemmel, der um 1500 in Mommenheim lebte. Hier wurde die Reformation
eingeführt, so dass die ersten Lemmel evangelisch waren. Aber
durch
die Gegenreformation im 17. Jahrhundert wurden einige Zweige
katholisch. Die Nachkommen gliedern sich in fünf
Stämme:
-
Lemmel/Lämmel aus Melsheim, seit 1668, evangelisch bis in die
Gegenwart, mit Auswanderungen nach Norddeutschland und USA.
-
Lemmel/Laemmel aus Ettendorf, seit 1664, katholisch.
-
Lemmel aus Laudrefang in Lothringen, seit 1696, katholisch.
-
Lemmel aus Hagenau, seit etwa 1700, katholisch, keine heute lebenden
Nachkommen namens Lemmel bekannt.
-
Lemmel/Laemmel aus Hochstett, seit etwa 1760, katholisch.
Weiters
gibt es zwei katholische zugewanderte Stämme:
-
Laemmel aus Ebersheim, seit 1739. Der Stammvater kam aus der Schweiz
und hieß ursprünglich Lämli.
-
Lemmel aus Rahling bei Sarre-Union, seit 1728. Der Stammvater kam aus
Böhmen.
Schließlich
gibt es einen jüdischen Stamm:
-
Lemmel aus Frohmühl/Struth, seit um 1750. Der Stammvater nahm
den
Vornamen seines Vaters als Familiennamen an.
Die
zahlreichen Elsässer Lemmel und Laemmel gehören also
vier Stämmen
ganz unterschiedlicher Herkunft an. Und es gibt keine Verbindung zu
den in Deutschland verbreiteten Lemmel- und Lämmel-Familien.
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Die
Fußnoten
1Kirchenbücher
Lamstedt, Trauungsbuch 1763 S.392 Nr.16, sowie Taufen und Beerdigungen.
Weiteres in den Kirchenbüchern von Bülkau, u.a.
2Hans-Dietrich
Lemmel, Das Lemmel-Archiv, http://geneal.lemmel.at/index.html. Im
Internet begonnen 2007, seither ständig ergänzt. -
Zur Geschichte der Lemmel-Forschung siehe
http://geneal.lemmel.at/ForschungsGesch.html
3Hans-Dietrich
Lemmel: Die Herkunft der ostpreußischen Familien Steinbach
und Lemmel, in: Altpreußische Geschlechterkunde, Neue Folge
19.Jg. 1971 S.323-332. Ergänzt in:
http://geneal.lemmel.at/OstprSteinbachLemmel.html
4Hans-Dietrich
Lemmel, Die ersten Chemnitzer Lemmel, in: Familie und Geschichte Bd.4,
2002, S.241-249 und 315-324. Siehe auch
http://geneal.lemmel.at/ersteChemnitzerL.html
5Hans-Dietrich
Lemmel, Nürnberger Lemlein im 14.Jh, in: Blätter
für deutsche Landesgeschichte 120, 1984, S.329-370. Siehe auch
http://geneal.lemmel.at/NurnbLemlein.html
8Die
Melsheimer Kirchenbücher wurden durchgesehen: um 1980 von
Peter Bieber, dann 1994/96 von Frau Peres, die auch die Nebenlinien in
den Nachbardörfern verfolgte, sowie schließlich
1997/98 von H.D.Lemmel nach den Mikrofilmen aus Salt-Lake-City. Seit
1998 auch Etat-Civil-Akten und Ergänzungen von S.Brocker.
9Mikrofilm
Salt Lake City, dann online archives bas-rhin.fr,
Melsheim 1650-1673, mariages 1668.
11Passagierliste
im Internet, abgefragt 2007. - Annette Kunselman Burgert: 18th Century
Emigrants from the Northern Alsace to America. Picton Press, Camden,
Maine, 1992; Nr.486 und 501. - Kopie durch H.U. Pfister, Staatsarchiv
des Kantons Zürich.
12J.Daniel
Rupp: 30.000 Namen von Einwanderern in Pennsylvanien. Leipzig 1931,
S.251.
13Stammtafeln
zu den ausgewanderten Elsässer Lemmeln siehe
http://geneal.lemmel.at/USA.html
14Internet
2006: Chronik von Albany, Green County, Wisconsin.
23Stammtafel
Hochstett siehe http://geneal.lemmel.at/Hoc.html. Die älteren
Daten zunächst aus Kirchenbuch-Forschungen von Frau M.O.Peres.
Alles andere und viele Illustrationen von S.Brocker.,
27Stammtafel
Rahling siehe http://geneal.lemmel.at/Rah.html. Mit Beiträgen
von M.O.Peres, A.Douge, S.Brocker, D.Gicquel und etlichen anderen
Forschern.
28Mitteilungen
Charles Lemmel, Jacques Lemmel, André Douge
29Stammtafel
Ebersheim siehe http://geneal.lemmel.at/Ebsh.html. Erforscht
hauptsächlich von S.Brocker.
30Zivilstandesamt
Reitnau, Kirchenregister Reitnau, Mtlg Manuel Aicher 1997.
31Stammtafel
Fromühl/Struth siehe http://geneal.lemmel.at/Fro.html.
Erforscht hauptsächlich von S.Brocker
32Hans-Dietrich
Lemmel: Die jüdischen Lemmel, im Internet unter
http://geneal.lemmel.at/JuedischeLemmel.html
33Mitteilingen
von Simon Lemmel in Hagenau, 1966 und 1975.
34Katholisches
Pfarramt Siegen und Protokolle im Landesarchiv Karlsruhe, Mtlg
Hanns-Heinrich Lemmel, Wiesbaden, 1970.
43Stadtarchiv
Straßburg, KS100 1558 S.185v und 186 (Kauf); KS102 1559
S.390v und 391 (Ehevertrag); KS189 1577 S.349v und 350 (Verkauf).
44Stadtarchiv
Straßburg, Vertragsbücher KS 494. Den Fund dieser
und anderer Urkunden verdanken wir Frau M. Boellinger.
45Archives
départementales du Bas-Rhin, registres paroissiaux
protestant, Bouxwiller, BMS 1639-1673. Original in der Mairie
Bouxwiller
46Stadtarchiv
Straßburg Karton 6e16/55, Verträge 1655-1666, Urk.
von 1659.
471662
schuldet
jemand dem Simon Lemmel ein Geld für die gekaufte Hofstatt in
Mommenheim [Urk.5.3.1662]. - 1664 un 1667 Güterkauf von Simon
Lemmel, Bürger in Ettendorf. [Kaufbrief 1664; Kaufbrief 1667,
Register 6E16/56 Archives Départementales du Bas-Rhin