Hans Lemmel wurde im März 1658 in Raschau im
Erzgebirge geboren, als Sohn des Webermeisters Hans Lemmel. Die
Eltern starben früh, so dass sich Hans als etwa 14-Jähriger
als Dienstbote in "fremder Leute Dienst" begab. Als 20-Jähriger
begab er sich in den Dienst von Kurfürst Johann Georg dem II. bis
zu dessen
Tod 1680. Unter dessen Sohn Johann Georg dem III. diente er weitere
zwei Jahre und war unter den sächsischen Truppen, die
1683 gegen die Türken nach Wien zogen und unter dem
Polenkönig wesentlichen Anteil an der Befreiung Wiens hatten. Auf
dem Rückmarsch in die Heimat konnte er sich mit knapper Not aus
einen mörderischen Überfall retten. 1684 heiratete er in
Raschau und bekam sieben Söhne, die wiederum 44 Kinder bekamen,
von denen freilich 15 bereits im Kindesalter starben.
Hans Lemmel - auch Hanß/Johann/Johannes Lemmel/Lämmel -
kaufte sich in Raschau ein kleines Bauerngut ("Viertelgut") und
arbeitete zeitweilig als Eisengießer am Hochofen und als
Holzarbeiter im Bergbau. Er starb 1729 im Alter von 71 Jahren in
Raschau als "gewesener Innwohner und Bergmann". Zum Begräbnis
hielt man ihm eine Leichenpredigt, die im Jahre 2012 in einer
verschollenen und wiedergefundenen Sammlung von 250 Raschauer
Lebensläufen auftauchte. Daraus der folgende Text. [Mtlg
J.Hielscher 2012]
"Weil ihm denn seine liebe Eltern so frühzeitig entrißen und
also ihre treue Vorsorge vor ihm so zeitlich ist geraubet worden, hat
er sich genöthiget gesehen, vor allen dingen darauf zu dencken,
wie er sich möge in der Welt ehrlich und redlich nehren, zu dem
Ende er sich anfangs unter Fremder Leuthe Dienst begeben, und als ein
Dienst Bothe einige Jahre treulich und ehrlich gedienet. Nachdem er
aber hernach Gelegenheit gefunden im Kriege zu dienen, so hat er dem
dahmaligen Churfürsten Johann George dem II. 2. Jahr lang treue
Dienste geleistet, als er aber nach Verfließung 2. Jahren dem
Churfürsten Johann George dem III. mit verschencket worden, hat er
diesen auch 2. Jahr lang ehrlich gedienet, von welchen er auch einen
ehrlichen Abschied bekommen, hat aber dabey das Unglück gehabt,
daß er auf dem Rück March unter die Mörder gefallen,
die ihn gäntzlich ausgezogen, das Geschoß ihm an die Brust
gesetzet, und töden wollen, hat aber auf flehendliches Bitten, was
ihnen denn mit einer Hand voll Blud gedienet sey, das Leben erhalten,
sein Abschied aber ist ihm zugleich mit geraubet worden. Darauf hat er
sich wiederum in sein Vaterland und zu den Seinigen gewendet, und eine
ziemliche Zeit als ein HoherOffen Arbeiter sein Brod verdienet, Endlich
hat er auch sonderliche Lust zur Berg Arbeit getragen, welcher er
hernachmahls treulich vorgestanden, und so lange als ihm Gott
Kräffte gegeben sich damit genehret."