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Josef Otto Lämmel  (1891-1980) - Schriftsteller in Graz


 Um 1975 bei einem Vortrag in Salzburg

Josef Otto Lämmel

Im Jahre 2008 erschien eine ausführliche Biografie über Josef Otto Lemmel von Heimo Halbrainer und Gerald Lamprecht, Graz,  in: "Die Heilandskirche und ihre Judenchristen zwischen 1880 und 1955", Seiten 130-139. (Unter Google zu erreichen mit den entsprechenden Stichwörtern.) 

Hier folgen Notizen von Hans-Dietrich Lemmel, Wien, August 2004, auf Grund persönlicher Kontakte mit Josef Otto Lämmel


Geboren 22.4.1891 in Waidhofen/Ybbs, gestorben 1.7.1980 in Graz. Journalist und Schriftsteller in Graz. 1938/39 emigrierte er über die Schweiz nach London. Dort hielt er Vorträge zur demokratischen Umerziehung der deutschen Kriegsgefangenen und sprach in nach Österreich gerichteten BBC-Sendungen. 1962 Rückkehr nach Graz.

Josef Otto Lämmel, Rufname Otto, entstammte einer österreichischen Beamtenfamilie. Der Vater Heinrich Lämmel, 1851 in Wien geboren, war Eisenbahn-Beamter, zunächst in Wien, dann in Waidhofen an der Ybbs, schließlich in Villach, wo er 1923 starb. Sein Beamtengehalt reichte nicht aus, die große Familie mit neun Kindern zu ernähren, so dass der Sohn Otto zu einem Bauern in Eggendorf bei Hartberg gegeben wurde, wo er zu einem echten Steirer heranwuchs.

Sein weiterer Lebenslauf kann seiner selbst verfassten Kurzbiografie entnommen werden, siehe weiter unten. Die darin enthaltene Werke-Liste muss mit Folgendem ergänzt werden:

  - Josef Otto Lämmel: Das Unzerstörbare. Eine Art biographischer Roman.
            Heimatland-Verlag, Wien 1981, 226 Seiten.

Ottos Vater Heinrich wurde als Beamter gelegentlich mit Heinrich "v.Lämmel" tituliert, so auch in Ottos Kurzbiografie. Die vermuteten adeligen Vorfahren konnte Otto Lämmel jedoch nicht verifizieren. Er konnte weder eine Verwandtschaft mit dem jüdischen Bankier Leopold Ritter von Lämmel feststellen, der von 1790 bis 1867 in Prag lebte, noch mit dem österreichischen Offizier Alfons Ritter von Lemmel aus alter Wiener Familie, der 1896 eine kaiserliche Adelsbestätigung erhielt.

Mit seiner ersten Frau Johanna Salesy hatte er zwei Söhne, von denen einer, Gotthard, bereits als Kind starb. Der andere Sohn, Albert Lämmel, geboren 1917, wurde Kaufmann in Mannheim, Karlsruhe und Rastatt, wo er volkswirtschaftliche Bücher verfasste. 1994 wurde er Vorsitzender des baden-württembergischen Landesverbandes des Freien Deutschen Autorenverbandes [Badisches Tagblatt 20.4.1994]. Zwei Söhne, also Enkel von Otto Lämmel, lebten in den 1990er Jahren in München: Ralph und Frank, letzterer als Journalist und Fernsehautor.

Bekannt wurden drei ältere Brüder von Otto Lämmel:

Der 1875 in Wien geborene Alfred war unter dem Künstlernamen Georg Lengbach Schauspieler in Frankfurt am Main. Interessanterweise benutzte auch Otto Lämmel das Pseudonym Lengbach für sich selbst in seinem biografischen Roman "Das Unzerstörbare".

Der 1876 in Wien geborene Karl Lämmel wurde ein beliebter Arzt in Berndorf.

Der 1879 in Wien geborene Rudolph Lämmel, später immer Rudolf Laemmel geschrieben, war ein bedeutender Pädagoge und wissenschaftlicher Schriftsteller in Deutschland und in Zürich, wo seine Nachkommen leben. Siehe RudolfLaemmel.html

Da Otto aber nicht in seinem Elternhaus aufgewachsen war, hatte er keinen engeren Kontakt mit seinen Geschwistern gepflegt.

Zuletzt lebte er mit seiner zweiten Frau Renate geb. Engel in Graz. Bis in sein hohes Alter von fast 90 Jahren konnte man ihn in Graz oder Wien in anregenden Lesungen und Vorträgen erleben.



Am 23.6.2005 wurden die Burgfestspiele Güssing mit dem Historienspiel "Ich, Andreas Baumkirchner auf Burg Güssing" von J.O.Lämmel eröffnet, unter Regisseur Erhard Jungnikl. [Pressemitteilung im Internet]

Im Oktober 2010 wurde in der Grazer evangelischen Heilandskirche eine Ausstellung eröffnet, über Grazer, die christlich getauft waren, aber als Juden verfolgt wurden. Die Kleine Zeitung: "Für die zum Protestantismus konvertierten Juden bedeutete die Machtübernahme der Nationalsozialisten, dass sie und ihre Kinder der Verfolgung ausgesetzt waren... Das Spektrum reichte vom Überleben in "geschützten Ehen", über die Flucht, wie sie z.B. dem Leiter des steirischen Schriftstellerbundes Joseph Otto Lämmel gelungen ist, bis zur Einweisung und Ermordung in Konzentrationslager."

[Kleine Zeitung 13.10.2010]

Tagespost 3.7.1980






 



[Deutsche biografische Enzyklopädie, dtv 2001, S.195f]
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Josef Otto Lämmel (Pseudonym: Karl Heinz), Schriftsteller, Journalist und Verleger, geb. am 22. 4. 1891 in Waidhofen an der Ybbs (Niederösterreich), gest. am 1. 7. 1980 in Graz. Lämmel besuchte die höheren Schulen in Graz und Zürich, anschließend das Lehrerseminar in Klagenfurt und arbeitete als Angestellter bei der österreichischen Staatseisenbahn. Während des Ersten Weltkriegs leistete er Militärdienst an der italienischen Front und war ab 1919 Kanzleileiter des Wirtschaftsbetriebs der Landesregierung Salzburg in Tamsweg. Von 1920 bis 1922 arbeitete er als Sekretär des Ortsbildungsrats und Leiter der Volksbücherei Hartberg. Bis 1934 fungierte er als Redakteur der Zeitschrift "Monatsbote für Schule und Haus" und begründete den literarischen Verein "Blaue Blume" mit. Von 1928 bis 1933 bekleidete er den Posten des Sekretärs des Steiermärkischen Schriftstellerverbandes und war anschließend bis 1938 Pressereferent der "Ostmärkischen Sturmscharen" und emigrierte wegen drohender Verfolgung über die Schweiz nach London. Dort schloss er sich dem "Austria-Center" an und arbeitete als Leiter der Bibliothek. Wegen des zunehmenden kommunistischen Einflusses trat er 1940 aus der Organisation aus, war anschließend bis 1945 Sekretär der "Vereinigung Österreichischer Journalisten in England" und arbeitete bei Radiosendungen der British Broadcasting Corporation (BBC) mit. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatte Lämmel führende Positionen in der "Austrian Christians People's Party in Great Britain" und dem "Weltbund der Österreicher im Ausland" inne. 1962 kehrte er nach Graz zurück und arbeitete als freier Schriftsteller und Kritiker.
Lämmel schrieb die Schauspiele Luzie (1927), Der Reformbauer (1937), Andreas Baumkirchner (1972) sowie den Gedichtband Kuppel der Träume (1969). Er erhielt u. a. das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1962).

Text: Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (Dezember 2008) 
http://data.onb.ac.at/nlv_lex/perslex/L/Laemmel_Josef_Otto.htm

>> Hinweis: Das Pseudonym "Karl Heinz", wie oben angegeben, konnte ich nicht verifizieren. (H.D.Lemmel)