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Eine Erbsache nach Martin Lohse 1725 [Mtlg Frank Müller 2016]
(Zu dem hier genannten Andreas Lemmel siehe Kl-35a
Es handelt sich um fol. 175b im ältesten Klaffenbacher
Gerichtsbuch (GB Chemnitz 188 im Sächs. Staatsarchiv). Originale
Schreibweise behalte ich bei, offenkundige Flüchtigkeitsfehler
berichtige ich gleich:
Kund und zu wißen sey
hiermit, daß heute den 28. Augusti Anno 1725 zu Claffenbach in Person
erschienen Martin Lohsens hinterlaßene Erben sambt dero
Vormündern,
Alß der Wittiwe, Maria Lohsin, mit ihrem hierzu bestätigten Curatore
Peter Claußen, Andreas Lemmel, Zacharias Drechßel, Johann Christoph
Thierfelder, George Aurich, und Johann Martin, als Griechische
(=Kriegerische, schönes Beispiel für unseren Dialekt!) Vormunden, ihrer
Eheweiber Rosinen, Elisabethen, Christinen, Marien und Reginen,
Verkäuffer alle eines, und dem Christian Arnold, Käuffer anderntheils,
mit Vor- und Anbringung, wie daß sie folgenden Kauff-Contract
geschloßen,
Nehmlichen,
Es verkauffen
obbenannte Erben und Vormunden wie auch Eydame ihres seel. respective
Mannes, Vaters und Schwähers Martin Lohsens hinterlaßenes Häußgen allda,
bey Johann Ehrdens Gärtgen (Klaffenbacher Hauptstr. 1) und
gnädiger Herrschafft Mühl Garten (Klaffenbacher Hauptstr. 2) gelegen,
mit einer Offen-Gabel, und einem Pfan-Leuchter, sowohl mit allen Nuz-
und Beschwehrungen, wie solche Nahmen haben, und von vorigen Besitzer
verrichtet worden, ingleichen denen schuldigen Gefällen, Frohn, und
Diensten, dem Erb-Register und Herkommen gemäß, nach der geleisteten
Pflicht der Herrschafft, ohne einige Wieder Rede zu verrichten,
obberührten Christian Arnoldten umb und vor Zwölff Gülden ganzer
Kauff-Summa, mit Sechs Gülden zum Angelde bey Schließung des Kauffes und
von Johannis 1726 biß und mit wieder... 1731. jährl. mit einen Gülden
Erb-Gelder zu entrichten.
Und stehet unterdeßen Verkäuffern
sothanes Häußgen solange zu einen würckl. Unter-Pfande, biß zur
gänzlichen Contenirung der Kauffgelder.
Es folgen dann die Empfänger des Angeldes und der Raten:
die Wittwe
Rosina Lemmelin
Elisabeth Drechßelin (meine 7xUrgroßmutter)
Christina Thierfelderin
Maria Aurichin und
Regina Martinin
Nach
geschloßenen Uffsaze ist sothaner Häußel Kauff sämbtlichen Erben und
[In]teressenten deutl. vorgeleßen, und von ih[...] placitiret worden, zu
festerer Haltung.
Einen Groschen Sechs Pfennige zum Gottes
Hauße gesezet, darbey zum Handel- oder [...]Kauff gnädiger Herrschafft
ein gutes ßo. der Kirchen dreyßig Groschen, und der Gemeinde eine Tonne
Bier gesezet, den Kauff auf der Obrigkeit zur Confirmation übergeben
haben.
So geschehen zu mehrbesagten Claffenbach in Jahr und Tage ut supra.
Martin Schippel, Richter,
Christoph Graupner, Gerichts Schöppe.
Es folgt die Confirmatio Judicalis am 10. Januar 1726.
In
dieser Gegend gab es laut Meilenblatt von 1790 neben drei Bauerngütern
(Klaffenbacher Hauptstr. 3, 9 und 22) und vier Erbgärten (Klaffenbacher
Hauptstr. 1, 12, 20 und 23) nur vier Häuser, von denen zwei
(Klaffenbacher Hauptstr. 7 und 8) erst 1780 auf Gemeindeanger errichtet
worden sind. Schüppel hat diesen Vertrag dem Haus Klaffenbacher
Hauptstr. 19 zugewiesen, findet aber keinen Anschluß zu den
nachfolgenden Besitzern. Es gibt aber 1751 einen Wiederverkauf dieses
Hauses durch Christian Arnold an einen gewissen Samuel Uhlich, der sonst
nie wieder auftaucht, und dieser Wiederverkauf paßt absolut nicht zur
Hauptstr. 19. Das Haus Klaffenbacher Hauptstr. 24 hat eine in sich
logische Besitzerfolge, so daß auch dieses schlecht paßt. Dieses steht
zudem schon ziemlich weit von der Mühle entfernt.
Hat es vielleicht noch ein zwischen 1751 und 1790 untergegangenes, bisher unbekanntes Haus gegeben?
Eventuell
könnte sich die Lagebeschreibung des Hauses noch auf den Erbgarten
Hauptstr. 12 beziehen. Martin Lohse war zweimal kurzzeitig Besitzer
dieses Erbgartens. In den zugehörigen Verträgen ist immer nur von Garten
die Rede. Hat Lohse nur den Garten verkauft und weiterhin im Haus
gewohnt? Vielleicht klärt sich diese Frage einmal, falls im Neukirchner
Gerichtsbuch noch verstreute Klaffenbacher Käufe auftauchen sollten.
Ganz ausgeschlossen ist dies nicht. Im Klaffenbacher Buch steht ein
Neukirchner Gutskauf und ein Klaffenbacher Kauf wurde tatsächlich im
Neukirchner Buch eingetragen, aber im Klaffenbacher Register vermerkt.
Genaueres können Sie dem Inhaltsverzeichnis des Gerichtsbuches
entnehmen, das ich dieser Tage fertiggestellt habe.
Martin
Lohse hat 1706 sein Bauerngut Klaffenbacher Hauptstr. 32 an seinen
Schwiegersohn Zacharias Drechsel verkauft. Es ist auch nicht
ungewöhnlich, daß vermögendere Bauern bzw. Auszügler damals noch
zusätzliche Häuser besessen bzw. als Geldgeber eingesprungen sind, wenn
etwa ärmere Leute zum Verkauf derselben gezwungen waren. Wie dem auch
sei, Der Kaufvertrag von 1725 gibt Einblick in die Familienverhältnisse
Martin Lohses, der über die Drechsels auch mein Vorfahr geworden ist.
Nun noch schnell zu den anderen Namen: Ich muß erst
einmal gestehen, daß ich in Bezug auf die anderen Orte noch ganz am
Anfang stehe, also gerade erst im Begriff bin, mir einen Überblick zu
verschaffen. Für Klaffenbach habe ich die Einträge im Gerichtsbuch schon
den Adressen zugeordnet. Dies gibt im Prinzip schon ein ganz grobes
Häuserbuch für Klaffenbach von 1702 bis 1784. Ich hänge Ihnen diese
Tabelle einschließlich der Vorbemerkung einmal an. Diese will ich auch
auf der Internetseite Webgenealogie zugänglich machen.
Uhlig/Uhlich
gibt es gerade in Klaffenbach so viele, daß ich noch keine Vorstellung
habe, wie die alle zusammen gehören. Mein Vorfahr Michael Uhlich
(1682-1749) ist das jedenfalls nicht. Der war Bauer in Kemtau. Einen
Namensvetter gab es auch in Klaffenbach.
Die Familie Nestler
hat es in Klaffenbach in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts einmal
kurzzeitig über zwei Generationen gegeben, sie ist dann aber wieder
verschwunden.
Röder taucht wohl mal in den ganz
alten Steuerlisten des 16. Jahrhunderts auf, scheint um 1700 aber wohl
nach Neukirchen zu gehören.
Es gab in
Klaffenbach zwei Bauern namens Christoph Graupner. Einer von ihnen wird
zur Unterscheidung der Obere genannt. Die Graupners tauchen um 1600
erstmalig mit einem Schafmeister des Rittergutes auf. Dieser
ist zugewandert und hat in unserer Gegend einige Nachkommenschaft
hinterlassen. Über die Familie Weiß ist er auch ein Vorfahr des
Schriftstellers Karl May. Genauer hab ich mich noch nicht mit dieser
Familie befaßt. Es gibt aber im Internet einige Informationen.
Clemm
oder Klemm scheint vor allem in Burkhardtsdorf verbreitet gewesen zu
sein, taucht aber wahrscheinlich auch in Neukirchen auf.
Adam
Arnold war Bauer im Klaffenbacher Oberdorf. In einem Gutverkauf hab ich
alle seine Erben gefunden. Aber gerade die Familie Arnold ist in
Klaffenbach damals so sehr verbreitet gewesen, daß ich noch nicht alle
Zusammenhänge einordnen kann.
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