zurück zum Geschlechterbücher-Index

 
Topochronographia Reipublicae Norimbergensis, Sechster Teil (1610)
[Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Handschrift 7178 Seiten 343 und 344]

 
Lämmel.
In Ostfranken an dem Maingnie haben erstlich diese Lämel oder Lämlein gewohnet und einen adelichen Stand geführt.
Von dannen sie sich zu Bamberg niedergethan, und als Kayser Heinrich der sechste im Jahr 1198 einen großen
Thurnier zu Nürnberg gehalten, denselben allda besucht, gerennet und gestochen, auch dem Kayser
mit 6 raisigen Pferden nach Donauwöhrd begleiden helffen, da sie dann von Kayser auch in ihrem Adel
confirmirt und erhebt worden. Nach diesen Thurnire sind etliche widerum nach Bamberg gezogen,
etliche zu Nürnberg sizend geblieben, und findet man, daß sie um das Jahr 1300 zu Nürnberg in einem
guten Stande und ansehen gehauset, und unter die alte Geschlechte sich verheurathet, wie dann unter andern namentlich gedacht wird,

Dockler – Grundherrn – Hegner
Imhof – Öftun – Klieber – Kressen - Münzmeister oder Haller von Bamberg – Tucher.

Hanns Lämmel Ritter, der eine Doklerin und Klieberin von Bamberg zur Ehe gehabt, hinterließ 3 Söhne,
der erste Wernher starb im Jahr 1408; der ander Michael hatte Ulman Hegners Tochter; Hanns der dritte
freyhete Catharinam Hallerin von Bamberg, war ein beständiger, beredter Mann, wurde im Jahr 1447
von denen Bürgern des Raths zu Nürnberg in Rath und Bürgermeisterstand erwehlet, sagte doch in anderm
jahr den Rath widerum auf, aus wes Ursachen ist unwissend, doch wurde er im Jahr 1450 widerum in Rath genommen,
darinnen er nachmahls lange Zeit gedient, und den alten Bürgermeister und alten geheimen Herrenstand
erlangt, starb im Jahre 1473. Er war auch ein oberster Kriegsherr über die Raisigen gemeiner Stadt.

Nach ihm findet man keinen Lämmel mehr, der in Rath zu Nürnberg gegangen war, doch stehet in etlichen
alten Rathsverzeichnißen, daß die Lämmel um das Jahr 1380 allbereit in Rath genommen worden,
und unter andern Fritz Lämmel einer des Raths soll gewesen seyn: ich vermeine aber,
daß es geirrt und vieleicht von dem grössern Rath oder Saalmannen verstanden werde.
Von dieser Lämmel Stieftungen findet man in dem Prediger Closter,
darinnen sie ihre Todtenschilde und Begräbnißen auch haben, dann sie solchem Convent viel gutes gedacht.
Zu Bamberg hengen auch ihrer Todtenschilde etliche und wird gedacht,
daß Michael Lämmel zum Bau des Spithals zum H.Geist in Nürnberg etwas gegeben.


Das Turnier von 1198 ist eine Erfindung.
Die angegebenen Familienangehörigen sind sehr unvollständig.
Ein 1408 gestorbener Sohn Werner von Hans ist nicht richtig.
Werner Lemlein in Nürnberg lebte noch nach 1408. Er ist Amtsnachfolger von Fritz Lemlein und daher wohl dessen Sohn.
Interessant in dieser Chronik ist die Liste der angeheirateten Familien,
von denen einige noch nicht belegt werden konnten, so Grundherr, Öftun, Kress, Tucher. (HDL)

(Von dieser Chronik existiert eine mit Dr.Rothenfelder, den 20.4.1926, gezeichnete handschriftliche
Abschrift, in der das Wort "Maingnie" (=Mainknie) als "Maingaur" (=Maingau) gelesen wurde.)