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Der Lemmel-Stamm in Holstein aus der Rheinpfalz
H.D.Lemmel, 1985                                                                                                                     WhK

In der Rheinpfalz im Gebiet des Bistums Speyer lebt ein Lemmel-Stamm unbekannter Herkunft. Die erste bekannte urkundliche Erwähnung ist Sebastian Lemmel 1660 in einer Rechnung der speyerischen Kellerei Madenburg. Vier Generationen später ist einer von Sebastians Nachkommen Chrysostomus Lämmel in Waldhambach in der Pfalz, mit einer Anstellung als Jäger in Siegen, einem damals speyerischen, heute aber elsässischen Ort im Amt Lauterburg.

Chrysostomus Lämmel wird 1774 als hochfürstlich Speyrischer Revierjäger nach Pfauhausen in Schwaben versetzt, wo aber die Besoldung für seine große Familie zu gering ist. "Da er ja von denen von gnädigster Herrschaft zu beziehen habenden 12 Sr. Besoldungsfrucht nicht einmal einen Hund das Jahr hindurch erhalten können", ist er zur Deckung seiner Schulden gezwungen, Holz zu unterschlagen. Nach Verkauf und Pfändung seines Hausrates wird er mit Frau und Kindern laut Beschluß vom Heiligabend 1777 "in ihre Heymath abgeführet", wobei "ihnen ihr weniges Bettzeug mitgegeben werden dörffe". Der arme Mann zog also zurück nach Waldhambach, wo er mit seinen 7 Kindern im Alter zwischen 1 und 19 Jahren kümmerlich lebte und bald darauf in Armut starb.

Die beiden Söhne zogen in die Welt hinaus. Der eine, Josef, ist verschollen; der andere, Johann Baptist Lemmel, tauchte in Norddeutschland in Kiel auf. Er scheint einen Hang zum Hochstapeln gehabt zu haben, denn er schrieb, um seine Herkunft aus dem französischen Elsass zu dokumentieren, seinen Namen mit einem Akzent auf dem zweiten e: Lemmél, obgleich diese Schreibweise im Elsass und in ganz Frankreich, wo es viele Lemmel gibt, nicht ein einziges Mal vorkommt. Er verdiente sein Geld als Weinhändler, wobei er vermutlich mit Pfälzer Wein aus seiner Heimat handelte. Er pachtete in Kiel die Weinschenke "Zum Jordan" und heiratete in zwei Ehen Töchter aus den angesehenen Kieler Kaufmannsfamilien Landt und Tamsen.
  Jéan Baptiste Lemmél, * 1760, um 1810 Weinhändler in Kiel

1817 soll er Pleite gemacht haben, so dass seine schwangere Frau mit den zwei Söhnen August und Louis in ihr Vaterhaus zurückkehrte, so dass die Söhne beim Großvater, dem Kaufmann und Kieler Stadtschreiber Tamsen, aufwuchsen. Der ließ sie beide Pharmazie studieren. Der ältere, August Lemmél, starb 1840 kinderlos als Apotheker in Burg in Dithmarschen.
 
Sein jüngerer Bruder Louis Lemmel und dessen Sohn Gotthold Karl Lemmel wurden ebenfalls Apotheker. Hans-Heinrich, der Sohn des letzteren, 1890 in Wandsbek geboren, wurde Schiffsbau-Ingenieur, dann aber Weltreisender und Schriftsteller unter dem Künstlernamen Hanns Landt-Lemmél, der 1974 in Wiesbaden starb. Sein bekanntestes Buch ist "Wal frei – Auf Walfang im südlichen Eismeer", Brockhaus, 2.Aufl.1952. Zu seinem 75. und 80. Geburtstag gab es Bildberichte in Tageszeitungen und Bilderzeitschriften. 
    
Er schrieb auch einen Familienroman, der nicht gedruckt wurde. Das Manuskript könnte im Stadtarchiv von Wiesbaden gelandet sein. Darin schildert er in dramatischer Form, wie sein Vorfahr, der Jean Baptist Lemmel 1789 in die Wirren der französischen Reformation geriet und dann nach Kiel flüchtete. Nach seiner Pleite als Weinhändler sei er herumvagabundiert, in Wien aufgetaucht und dann verschollen. Im Roman ließ er ihn in einem Schneesturm elend umkommen. – Freilich fand ich dann im Kieler Kirchenbuch, dass Johann Baptist Lemmel am 5.5.1840 in Kiel friedlich verschied. Hierauf hingewiesen, erwiderte der Romanautor, dass er den literarischenTod im Wiener Schneesturm nun nicht mehr ändern würde.

Hanns Landt-Lemmél blieb kinderlos. Er hatte zwei Vettern, von denen einer mit einem Schiff versank und der andere als Gastwirt nach Kalifornien auswanderte, wo Nachkommen von zwei Töchtern leben.

Ende

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