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Autor: Hans-Dietrich Lemmel
geneal.lemmel.at/CarlPeterFirma.html

Königsberg: CARL PETER - Zigarren-Import 
zu weiteren Einzelheiten siehe den CP-Index



Nach einem gepflegten Essen mit Gästen zog man sich seinerzeit ins Herrenzimmer zurück, um Zigarren zu rauchen, die aus einem Holzkistchen serviert wurden, das man bei CARL PETER gekauft hatte.
                                .
Die Firma CARL PETER existierte in Königsberg von 1860 bis 1945. Neben der Großhandels-Zentrale in der Kneiphöfischen Langgasse gab es in den besten Zeiten an die 50 Kleinhandels-Filialen in Königsberg, Ostpreußen und Danzig mit jährlich zwei Millionen Reichsmark Umsatz. Ursprünglich im Alleinbesitz des Gründers Carl Peter, wurde die Firma von den Erben als eine Offene Handelsgesellschaft (OHG) geführt.  Dass Geschäftsakten nach 1945 erhalten blieben, ist glücklichen Umständen zu verdanken. Der Geschäftsführer der OHG schickte regelmäßig Berichte an die Gesellschafter, von denen eine(r) (Frau Eva Lepsius) in Berlin lebte, und ein anderer (Dr.Heinz Lemmel) als Militärarzt von der Ostfront an ein mecklenburgisches Lazarett versetzt wurde. Daher sind bei Lepsius und Lemmel Akten erhalten geblieben, während die Akten der Zentrale und der anderen Gesellschafter, die in Königsberg oder Danzig lebten, vernichtet sind. Die erhaltenen Akten enthalten Bilanzen für den Zeitraum von 1924 bis 1945, den Gesellschafter-Vertrag, Sitzungsprotokolle und schließlich Unterlagen über die Kriegsschäden. Sie ergeben ein Dokument der ostpreußischen Wirtschaftsgeschichte, das im Jahre 2023 dem Archiv des Ostpreußischen Landesmuseums in Lüneburg übergeben wurde.

Carl Peter      

Carl Peter wurde am 22.5.1835 als Sohn eines Gastwirtes in Preußisch Holland in Ostpreußen geboren. 1860 eröffnete er, 25 Jahre alt, seine Firma für Zigarren-Import in Königsberg. Das Geschäft war erfolgreich und bald wurden Filialen eröffnet. Die Zentrale lag in der besten Geschäftstraße auf der Dominsel, in der Kneiphöfischen Langgasse. Am 30.7.1901 starb der Firmengründer, und sein gleichnamiger Sohn übernahm das Geschäft.
  Carl Peter junior, als Jus-Student an der Königsberger Universität

1907 gab es Filialen in Danzig, Tilsit, Insterburg und Braunsberg, zusätzlich zu den Königsberger Filialen.
  Firmenschild 1907
[Internet 2023, Bildarchiv Ostpreußen Nr.119892]


Carl Peter junior starb schon 1914 im Alter von erst 34 Jahren. Das Zigarrengeschäft blieb im Familienbesitz der Nachkommen von Carl Peter senior, wurde aber nun von einem Geschäftsführer, Herrn Julius Priebe, geleitet.
 Unterschrift Priebe

In der Glanzzeit gab es an die 50 Filialen in Königsberg und vielen ostpreußischen Kleinstädten.

Seit 1919 wurde "Carl Peter – Danzig" als separate Firma betrieben, weil Danzig von 1919 bis 1939 ein selbständiger Staat, also Ausland war. Das Geschäft war in der Danziger Hauptgeschäftsstraße Langgasse 38, mit einer Filiale
in Zoppot, Seestraße 53/55. Am 2.2.1923 wurde für die Firma Carl Peter - Danzig eine Zeichnung des historischen Segelschiffes "Peter von Danzig" als Markenzeichen eingetragen.
  [Internet 2019, freecitysourcebook.com]

1922 gründeten die vier Kinder des Firmengründers nebst der Witwe von Carl Peter junior eine "offene Handelsgesellschaft" (OHG) mit einem Gesellschafter-Vertrag, in den 1925 auch der bisherige Prokurist, Herr Priebe, aufgenommen wurde. 1930 starb Dr.Waldemar Peter und seine Anteile wurden nach seinem Testament an die anderen Gesellschafter aufgeteilt, worauf ein neuer Gesellschafter-Vertrag beschlossen wurde.

Dem Geschäftsführer, Herrn Priebe, ist ein Gesellschafter-Beirat zur Seite gestellt, dem vier Gesellschafter angehören. 1927 ist Herr Stadtrat Lemmel im Beirat, der selbst kein Gesellschafter ist, aber von seiner Ehefrau ernannt ist. 1930 ist Frau Stadtrat Lemmel Vorsitzende des Beirats, 1939 wird sie auch zur Vertretung des Geschäftsführers bestimmt für den Fall, dass dieser behindert ist. Juristischer Beirat ist Rechtsanwalt Fünfstück. 1942 wird festgelegt, dass der Beirat aus vier Gesellschaftern besteht, je einer aus den Famiien Lemmel, Franck, Lepsius, Gruber. Buchprüfer und Steuerberater ist Dr.Werner Krantz.
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 1938:
Briefkopf 1938


31.12.1943:
Die Bilanz zeigt 792.000,- RM mit 42.000,- RM Gewinn.


1944 existierten die Firmen-eigenen Grundstücke
                                               Kneiph.Langgasse 35 und 36,
                                                Junkerstr. 18,
                                                Kneiph.Hofgasse 12 und 13,
                                                und das Haus Schiefer Berg 13/14,
sowie die Königsberger Verkaufs-Filialen
                                                Kneiph.Langgasse 36 (Hauptgeschäft, leider kein Foto)
                                                Kantstr. 12  (siehe Foto weiter unten)
                                                Adolf Hitlerstraße 6/8 (Hansaring)
                                                Vorder Rossgarten 33/34    
(siehe Foto weiter unten)
                                                Junkerstr. 18   (siehe Foto weiter unten)   (siehe auch Lageplan)
                                                Französische Straße 14/16  (zuvor Anfang Frz.Str.
                                                                    Ecke Schlossplatz (siehe Foto weiter unten)
                                                Straße der SA 59 (Königstraße)
                                                Mitteltragheim 26
                                                Münzstraße 17   (siehe Foto weiter unten)
                                                Gr. Schlossteichstraße 2
                                                Hufenallee 44/46
                                                Paradeplatz 2
                                                Steindamm 170
                                                Kaiserstraße 45
                                                Kneiph.Langgasse 30/32,
                                               sowie ein Lager in der Knochenstraße 23. -
Filialen in der Provinz gab es in
                                                Allenstein, Adolf Hitlerplatz 4
                                                Braunsberg, Hindenburgstraße 26
                                                Cranz, Königsbergerstraße 38
                                                Heilsberg, Markt 4  
(siehe Foto weiter unten)
                                                Lyck, Hindenburgstraße 3/4
                                                Pr. Eylau, Markt 14
                                                Rastenburg, Neuer Markt 6
                                                Rauschen-Düne
                                                Tilsit, Hohestraße 59   (siehe Foto weiter unten)
                                                Tilsit, Wasserstr. 27.
Die Filialleiter erhalten neben einem Grundgehalt 2 Prozent des Umsatzes.

Nach der Bombardierung am 30.8.1944 waren nahezu alle Königsberger Filialen vernichtet. Nur die Filiale am Hansaring (Adolf Hitlerstraße) konnte bald wieder hergerichtet werden, und ein Laden in der
Vorstädtischen Langgasse 22 wurde gemietet und als Lager verwendet. Dr.Heinz Lemmel und Julius Proebe berichten in Briefen von Nov./Dez.1944  über die Kriegsschäden.

Der Jahresumsatz um 1939 betrug mehr als 2 Millionen Reichsmark. Zum Hauptgeschäft in Königsberg mit Großhandel und Einzelhandel gehörten fünf Grundstücke: sie lagen auf der Dominsel in der Kneiphöfischen Langgasse 35 und 36, in der Kneiphöfischen Hofgasse 12 und 13, sowie nördlich des Schlosses in der Junkerstraße 18/19. Die Langgasse und die Hofgasse laufen im Kneiphof parallel, so dass die vier Grundstücke wohl Rücken an Rücken lagen und einen zusammenhängenden Komplex bildeten. 

Bei Kriegsende dienten gerettete Geschäftsakten die 1948 als Grundlage für den "Lastenausgleich". Welche Beträge den Erben erstattet wurden, ist nicht überliefert. Die Empfänger waren die Gesellschafter der OHG Carl Peter, und zwar
    1. die verw. Frau Eva Lepsius geb. Tupschöwski in Berlin zu 8/35,
    2. die verw. Frau Charlotte Lemmel geb. Peter in Isenhagen, und zwar für sich 7/35 (also 1/5)
                                                             und in Vollmacht für ihre 4 Kinder zu je 1/35
       a. Dr. Gerhard Lemmel in Heinschenwalde,
       b. Dr. Heinz Lemmel in Lüneburg
       c. Fräulein Hanna Lemmel bei der Mutter,
       d. Frau Gertrud Weimann in Südwestafrika,
    3. Frau Erika Lademann geb. Franck in München zu 4,5/35,
    4. Frau Rosemarie Lampe geb. Sonnenburg in Stuttgart zu 4,5/35,
    5. Freifrau Marie-Luise von Wangenheim geb. Gruber in Kiel zu 7/35.
Dass die Lemmel-Kinder eigene Anteile hatten, zusätzlich zu den Anteilen ihrer Mutter, ging auf das Erbe des 1930 verstorbenen Onkels Waldemar Peter zurück.
                                        Carl Peter
                                       *1835, †1901
                                             │
             ┌───────────┬───────────┬───────┴──────────┬──────────────────┐
          Elise Peter    │           │                  │                  │
          *1861,†1929  Waldemar      │                  │                  │
          oo mit Paul  Peter     Charlotte              │                  │
          Tupschöwski  *1864       Peter          Gertrud Peter            │
             │         †1930       *1870           *1874, †1945    Carl Peter junior
             │         Arzt     ooErnst Lemmel    oo Erwin Franck     *1880, †1914
            Eva        ledig         │                  │             oo mit Edith
          Tupschöwski          ┌────┬┴──┬────┐          │                Kullack,
           *1886            Gerhard │   │    │      ┌───┴─────┐       sie oo2) mit
          oo Lepsius              Heinz │    │    Erika   Dora Franck   Max Gruber
                                      Hanna  │    Franck    †1945          │
                                         Gertrud  oo       oo mit Udo      │
                                                  Lademann Sonnenburg  Marie Luise
                                                            †1945        Gruber
                                                              │       oo mit Werner
                                                           Rosemarie   v.Wangenheim
                                                           Sonnenburg 
                                                           oo Lampe   
 Tafel: Die Erben der OHG Carl Peter um 1950

Es stellte sich heraus, dass der Geschäftsführer, Herr Julius Priebe, einen Teil des Betriebskapitals in den Westen gerettet hatte, wovon er den Firmenerben einen Anteil schuldete. Deswegen gab es von 1949 bis 1955 in Ulm einen Prozess gegen seine Witwe um etwa 5000,- DM, die an die Gesellschafter der früheren OHG Carl Peter ausgezahlt werden sollten. Die Sache endete mit einem Vergleich, wobei nach Abzug der Gerichts- und Anwaltskosten noch 1288,- DM an die Gesellschafter ausgezahlt wurden, also knapp 37 DM pro 35stel-Anteil.

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Todesanzeige im Ostpreußenblatt:  Julius Priebe, Königsberg, Kneiph. Lang. 36,  Mitarbeiter der Fa. Carl Peter (Tabakwaren) ist am 16. Februar 1948 gestorben.

           
Fotos einiger Filialen siehe  FilialenFotos

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