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Die Nürnberger Lembelin-Lemlein-Lemmel in Bildern


PowerPoint-Vortrag von Hans-Dietrich Lemmel am Familientag 2003 in Rummelsberg. Seither kleine Ergänzungen.

An den letzten Familientagen habe ich etwas über die Geschichte der sächsischen Lemmel/Lämmel vorgetragen: 1994 in Dresden über August den Starken und seinen Generalkriegszahlmeister Johann Lämmel, und 2000 in Lichtenwalde über die Chemnitzer Lemmel. Ihre Vorfahren lebten im 14. und 15. Jahrhundert in Nürnberg und Bamberg. Darüber werde ich heute berichten.

 

2. Stadtplan Nürnberg

Die Altstadt besteht aus 2 Hälften: nördlich der Pegnitz und südlich.
Um 1025 gründete Kaiser Konrad II. einen Königshof im Südwesten.
Um 1050 gründete Kaiser Heinrich III. die Königsburg im Nordwesten.
Drum herum entwickelten sich 2 Städte für Bürger und Handwerker.


Über die ersten Jahrhunderte sind fast keine Urkunden über Nürnberg erhalten.

Glücklicherweise gibt es in der viel älteren Stadt Köln eine Nachricht über Nürnberg:
 
In Köln um 1150: "Cunradus Lembelin de Nurenberch"
             um 1175 sein Sohn Hermannus Lembelin

3. Kölner Urkunde um 1150


Chunrad Lembelin de Nurenberch. Also lebte eine Familie namens Lembelin bereits um 1150 in Nürnberg. Zu dieser Zeit kamen erst ganz allmählich Familiennamen auf. Lembelin ist also einer der ältesten Familiennamen.


Lembelin ist die mittelhochdeutsche Form unseres Namens.

 

4. Lembelin - Lemlein - Lemmel

Hier sieht man in schematischer Darstellung, wie sich aus dem mittelhochdeutschen "Lembelin" in verschiedenen Gegenden andere Namensformen entwickeln.

5. Stadtplan

Die beiden Städte wuchsen zusammen. Zuerst hatten sie getrennte Stadtmauern, erst später eine gemeinsame Stadtmauer.
Um 1250 wurde Nürnberg eine Freie Reichsstadt, die nur dem Kaiser untersteht. Die Bürger bauten die Sebalduskirche im Nordteil, und die Lorenzkirche im Südteil der Stadt.
 

6. Die Lorenzkirche

Die Lorenzkirche (mit den beiden hohen Türmen) wird noch von besonderer Bedeutung für unsere Lemlein. Hier die Ansicht von Norden nach Süden über die Pegnitz hinweg.
Linker Turm: Katharinenkloster.
Turm ganz rechts: Barfüßerkloster der Franziskaner.
Ein Gebäude vorn: Gefängnis.
So sah es noch um 1750 aus. Man muss sich die Stadt innerhalb der Stadtmauern durchaus ländlich vorstellen mit Pferden, Hühnern, Schweinen, Schmutz und Gestank.
Lesen und scheiben konnte fast niemand. Amtliche Handlungen wie Haus-Verkäufe oder Richtsprüche wurden im Mittelalter nicht aufgeschrieben sondern durch Zeugen bestätigt.


Im Jahre 1302 wurde erstmals ein Bürgerbuch angelegt:

 

7. Bürgerbuch:

 Auf Seite 6 finden wir die erste Nürnberger Beurkundung unserer Familie, im Jahr 1305. Wer sieht den Lembelin? Rechte Spalte, 6. Eintrag.

8. Vergrößerung:

Das Bürgerrecht wird verliehen dem "Fritzo de Golnhoven". Für ihn bürgen "H. Stromayr und Chunr. Lembelin".

Der H. Stromayr und der Chunrad Lembelin sind also angesehene Nürnberger Bürger, die für den Neubürger bürgen. Die Familie der Stromayr ist in Nürnberg die angesehenste Familie von Fernhandels-Kaufleuten. Wahrscheinlich ist der Lembelin auch ein Kaufmann.


Sein Sohn Hermann ist mit Irmel Holzschuher verheiratet, aus einer anderen großen Kaufmannsfamilie.

9. Hermann Lemmel:

Hier ist erstmals der Namenswandel von Lembelin zu Lemmel festzustellen. 1319. Zu dieser Zeit entwickelt sich Nürnberg zu einer der wichtigsten deutschen Handelsstädte. Dabei sind die wichtigsten Familien die Stromeyr und die Holzschuher. Und die Lemmel haben da mitgemischt.

In Nürnberg wurden zu dieser Zeit wesentliche Erfindungen gemacht. U.a. Papierherstellung. Besonders aber Ingenieur-Techniken zum Betreiben von Bergwerken und chemische Verfahren zur Metallverarbeitung. Man findet daher die Nürnberger in den Bergbau-Gebieten in Alpen, Karpaten, Erzgebirge u.a.



 10. Siegel 1341:

 "S(igillum)SEIFRIDI-LEMLINI"
(Links Foto Stadtarchiv Nürnberg, rechts Zeichnung H.D.Lemmel)

Ein Enkel des Chunrad Lembelin war Seifrid Lemlin. Von ihm ist ein Siegel von 1341 erhalten. Erstaunlicherweise zeigt es im Wappen nicht ein Lamm sondern einen Wolf.


Seifrids Bruder war Fritz Lemlein. Er ist 1359 als erster Lemmel Mitglied im Nürnberger Stadtrat: einer unter 65 Genannten. Nach 15 Dienstjahren wird er 1374 abgesetzt: wegen Hurerey! Das kommt in den besten Familien vor. Sohn Werner und Enkel Conrad sind weiter im Rat.
 

11. Wolfstein 1


Fritz Lemlein war reich. 1379 ist auf der Burg Wolfstein bei Neumarkt der Ritter Götz von Wolfstein pleite. Fritz Lemlein borgte ihm 100 Mark in Silber und 1000 Mark in Gold - damals ein beträchtliches Vermögen! und erhielt die Burg Wolfstein dafür als Pfand. Normalerweise wäre die Familie von Wolfstein niemals in der Lage gewesen, ihre verpfändete Burg wieder auszulösen. Dann hätte Fritz Lemlein die Burg behalten und seine Nachkommen hätten "Lemlein von Wolfstein" geheißen.

Es war eine schöne Burg gewesen, hier die Rekonstruktion:


Und hier zwei Fotos vom Dezember 2007:


12. Wolfstein 2


Aber leider: Schon nach 4 Jahren konnte die Familie der Wolfsteiner das Darlehen zurückzahlen und die Burg wieder übernehmen.


Fritz Lemleins Neffe war erfolgreicher. Er erwarb das Adelsgut Reichertshofen bei Neumarkt, und die Nachkommen gehörten als "Lemel zu Reichertshofen" zum bayrischen Adel. Auch sie haben einen Wolf im Wappen.

 

13. Siegel Paul Lemlein von Reichertshofen 1436

 
14. Siegel Stefan Lemmel von Reichertshofen 1440: Einfaches Wappen ohne Helm. Sein Name im Siegel Lemppel, in Urkunden Lämbel, Lemmel u.a.

 

15. Reichertshofen

In Reichertshofen ist "Steff Lemmel" heute noch eine bekannte historische Persönlichkeit, die in der Zeitung erwähnt wird.


 

16. Siegel Jakob Lemel 1510:

Der letzte der Lemmel mit dem Wolfswappen war Jakob Lemel, Landpfleger in Flügelsberg und Lupburg in der Oberpfalz, dann aber Landrichter zu Schierling und Kelheim an der Donau.

Über dem Wolfs-Wappen ist jetzt ein Helm und darüber als Helmzier noch ein Wolf, wie es einem Adeligen zukommt. Aber die Herrlichkeit währte nicht lange.

In der Reformation gab es Konflikte mit der Obrigkeit. Der eine Enkel, Johann Lämel, war Pfarrer, wurde protestantisch, heiratete und hatte einen Sohn. Der andere Enkel war Schuhmacher in Abbach an der Donau. Die Nachkommen leben noch heute in Niederbayern unter den Namen Lambl, Lammel oder ähnlich.

Das waren die Lemmel mit dem Wolfs-Wappen.


 
17. Siegel Rennertshofen: Neben den Lemel von Reichertshofen (bei Neumarkt) gibt es die Lemblin zu Rennertshofen (bei Neuburg/Donau), von denen ich hier nur ein Wappen zeigen will. Es ist ein Lamm-Wappen. Diese Familie kam auch aus der Oberpfalz und ging 1506 im Dienste von Herzog Friedrich nach Neuburg, wo sie den Adelssitz Rennertshofen erwarben, den sie 200 Jahre innehatten. Der letzte wurde sogar Reichsfreiherr, starb aber kinderlos 1706.

Hier haben wir kein Wolfswappen sondern ein Lamm-Wappen, und zwar eins mit einem Osterlamm mit einem Kreuzstab und einer Fahne.


 

18. Wappen Lempelius: Ein ganz ähnliches Wappen wie die Rennertshofener Lemlin hat die Familie Lempelius, die aber eine andere Herkunft hat. Ihre Vorfahren zweigen vielleicht schon vor 1300 von den Nürnberger Lembelin ab, aber hierüber gibt es keine Urkunden.

 

19. Lembelin-Nachkommen:

Hier eine Übersicht über die Lembelin-Nachkommen.
┌──────────────────────────────────────────────────────────────────────────┐
│                         Lembelin ("Agnellus")                            │
│                          in Nürnberg um 1300                             │
│                                 │                                        │
│    ┌────────────┬────────────┬──┴─────────────────────┐                  │
│    │            │            │                        │                  │
│Lemlein in   die Lemmel   die Lömel/     die Bamberger "lemlein filii"    │
│Nürnberg      mit dem        Lemmel           mit dem Lamm-Wappen         │
│            Wolfswappen     in             ┌───────┬───┴─┬─────┬─────┐    │
│Wolfstein                  Neumarkt,   Sulzbach    │  Lemlein/ │  Lemmel  │
│            "Lemmel von    Schöffen    Neuburg     │   Lemmel  │  in Prag │
│ausge-      Reicherts-                             │    in     │    und   │
│  storben        hofen"    Berngau     "Lemblin    │  Nürnberg │  Ungarn  │
│   1415                                  zu        │           │          │
│   ───      der letzte     Loterbach  Rennerts-    │  ausge-   │  kaiserl.│
│             in Kelheim                  hofen"    │   storben │  Schatz- │
│                 │        Stiftungen               │  um 1500  │   meister│
│                 │            │                    │    ───    │    ───   │
│                 │            │        1676        │           │          │
│                 │            │        Freiherr,   │           │          │
│                 │            │        ausge-      │           │          │
│                 │            │          storben   │           │          │
│                 │            │           ───      │           │          │
│            Lämbl und     Lemmel/               Lemlein/    Lemmel/       │
│                 Lammel      Lämmel             Lämmlein      Lämmel      │
│            in Nieder-    östlich                 in           in         │
│              bayern     von Nürnberg            Franken     Sachsen      │
└──────────────────────────────────────────────────────────────────────────┘

- Die Nürnberger Ratsherren Lemlein mit der Wolfstein-Geschichte, 1415 ohne einen Sohn ausgestorben

- Die Lemmel von Reichertshofen mit dem Wolfswappen; heutige Nachkommen in Niederbayern

- Eine Lemmel-Linie in Neumarkt, die in Neumarkt Schöffen stellten, Besitzungen hatten und reiche Stiftungen machten. Sie hatten in Neumarkt schließlich keinen Sohn, bis auf einen, den Ratsherrn Markart Lömmel in Altdorf, dessen Nachkommen noch heute mit den Namen Lemmel und Lämmel in den Dörfern östlich von Nürnberg und Altdorf leben.

- Nun kommen wir zu den Bamberger "Lemlein-Filii" mit dem bekannten Lamm-Wappen, von denen wiederum etliche Linien abzweigen.

- Die eine Linie der Lemblin zu Rennertshofen erwähnte ich schon.

- Von Bamberg breiteten sich die Lemlein und Lämmlein in Oberfranken aus, wo sie heute noch leben

- Eine Linie, die wieder zurück nach Nürnberg ging, werde ich gleich besprechen.

- Eine Linie, die nach Sachsen ging und dort massenhaft Nachkommen hatte, kennen wir schon aus den Familientagen in Dresden und Chemnitz.

- Und schließlich die Linie, die in Prag und Ungarn lebte und einen kaiserlichen Schatzmeister, also einen Reichs-Finanzminister stellte.


 Zurück nach Bamberg.

 


20. Bamberg 1331: der "Lemblin". Wer findet ihn in dieser Urkunde? 
("der lemblin" in der zweiten Zeile von untern)

 

21. Bamberg 1406:

Urkunde Erbteilung "lemlein filii" mit Siegeln: 2 Zeugen und 3 Brüder Lemlein.
 

22. Siegel 1406:

die Siegel der 3 Brüder Lemlein: Hans, Peter, Heinz.
 Peter und Heinz haben nur ein Lamm im Wappen, sonst nix. Anders der Bruder Hans:
 

23. Siegel Hans Lemlein - Foto und Siebmacher.

Hans Lemlein hat über seinem Lamm-Wappen einen Ritterhelm und darüber als Helmzier noch ein Lamm. – Das Foto ist nur undeutlich. Daneben die Zeichnung eines Wappenkundlers, eines Heraldikers, abgebildet in dem berühmten Wappenwerk "Siebmacher".

 

24. andere Lemlein-Wappen


Dieser Hans Lemlein hat sich also ein rittermäßiges Wappen zugelegt, zu dem er als Bürger nicht berechtigt war. Es kam aber die Mode auf, dass sich reiche Bürger ebenbürtig mit den Rittern fühlten und dies durch ein rittermäßiges Wappen dokumentieren wollten.

Damit hat er die Nachwelt an der Nase herumgeführt, denn in Nürnberger Ahnentafeln hieß es später, dass dieser Hans Lemlein ein Ritter gewesen sei, so dass die Familienforscher in die Irre geführt wurden.
 


               
              Conrad Lemlein
                           Schöffe in Bamberg
                                 † 1398
                                    │
          die "lemlein filii"       │
                  in Bamberg:       │
                  ┌─────────────────┼─────────────────┐
                 Hans             Peter             Heinz
                  │                 │                 │
       ┌──────────┼────────┐        │                 │
    Merten     Michel    Hans       │                 │
       │          │        │      die Lemblein und Lämmlein
       │          │        │             in Franken
    Chemnitz       Nürnberg
    ab 1437

25. Stammbaum Lemlein-Filii

Von den Söhnen des Hans ging der eine 1437 nach Chemnitz und wurde dort der Stammvater der sächsischen Lemmel/Lämmel.

Die beiden anderen gingen nach Nürnberg, und von ihnen werde ich gleich ausführlich berichten.

Die Nachkommen von Peter und Heinz behalten den Namen Lemlein/Lämmlein bei und leben in Oberfranken. Von diesen Lämmlein will ich hier nur eine Episode berichten:

  
26. "Schnitterin": Von Viktor von Scheffel gibt es das Frankenlied, in dem "die schöne Schnitterin vom Wirtshaus in Romanstal besungen wird. Das Urbild dazu war Eva Lämmlein, Tochter des Gastwirts Andreas Lämmlein.

 

27. Stadtplan Bamberg


Begeben wir uns also nach Bamberg.

Links der Dom, in der Mitte die Regnitz.

Die Verwaltungs-Verhältnisse waren verwirrend. Nur ein Teil unterstand dem Stadtrat. Ein anderer Teil unterstand dem Bischof. Andere Teile unterstanden verschiedenen Klöstern. Manch einer unterstand in Steuersachen der einen Obrigkeit, in Sachen Rechtsprechung einer anderen Obrigkeit.

Da man sich nicht einigen konnte, baute man das Rathaus mitten in den Fluss.


Der Lemleinshof war ein stattliches Anwesen mit einem Wohnturm.
Die Straße hieß durch mehrere Jahrhunderte die Lämmleinsgasse.
 

28. Herbert E. Lemmel

Heute ist der Lemleinshof ein unscheinbares Haus, an dem nur einige Mauerteile und die Kellergewölbe alt sind. Hier vor dem Lemleinshof Herbert E. Lemmel beim Bamberger Familientag 1973, also vor 30 Jahren.



29a. Hans Lemlein 1351

Hier das älteste Lemmel-Porträt: "Hanns Lemlein in Nürnberg Anno 1351". Aber leider: Es ist ein Fantasie-Produkt aus der Renaissance-Zeit, als man auf eine weit zurück reichende Ahnengalerie wertlegte. Der echte Hanns Lemlein in Nürnberg lebte ein Jahrhundert später.
 

29b. Hans Lemlein

Hier ist unser berühmter Hans Lemlein, Ratsherr in Bamberg und Nürnberg, zeitweilig Bürgermeister in Nürnberg.

Als er Ratsherr in Bamberg war, gab es einen Streit zwischen dem Fürstbischof und der Bürgerschaft, der von Kaiser Sigmund, der gerade in Basel weilte, geschlichtet werden sollte. In Basel waren der Fürstbischof und etliche Bamberger Ratsherren anwesen. Zunächst war Kaiser Sigmund dem Bamberger Rat günstig gestimmt. Aber einige Ratsherren ließen ihren Unmut am Bischof in so handgreiflicher Weise aus, dass es zu einer Messerstich-Verletzung des Bischofs kam, der in seine Domburg nach Bamberg zurückfliehen musste. Und unter den gewalttätigen Ratsherren war Hans Lemlein. - Der Schiedsspruch des Kaisers fiel nun gegen die Ratsherren aus. Ihnen wurde eine Geldbuße in der gewaltigen Höhe von 60 ooo Gulden auferlegt. Hierdurch waren die führenden Bamberger Familien genötigt, Bamberg zu verlassen.

Hans Lemlein ging nach Nürnberg, sein Bruder Martin nach Chemnitz. Der dritte Bruder Michel ist zunächst 1413 in Freiberg als Raubritter beurkundet, schließlich ging er nach Nürnberg. Nach seinem Abgang aus Bamberg wurde Hans Lemlein in Nürnberg aufgenommen, kam in den Rat und war mehrmals Bürgermeister.

Für seinen Bruder Michel ist es verbürgt, dass er unter den reichen Nürnbergern etwa an 35. Stelle stand.

       

30. Siegel Caspar und Michel:

Zwei reiche Lemlein-Söhne Caspar und Michel, hier ihre Siegel von 1497. Zuerst wieder ein einfaches Lamm-Wappen ohne Helm, zehn  Jahre später mit rittermäßigen Helmen.

 

31. Stammtafel.

┌───────────────────────────────────────────────────────────────────────┐
│                        Hans Lemlein                                   │
│                     Schöffe in Bamberg                                │
│                             │                                         │
│     ┌────────────────┬──────┴──────────────────┐                      │
│Merten Lemel    Michel Lemmel             Hans Lemlein                 │
│ab 1437 in      1413 in der               Ratsherr Bamberg,            │
│Chemnitz        Freiberger                dann ab 1447                 │
│                Strauchdieb-              Ratsherr Nürnberg            │
│                Urkunde,            ┌─────────┬─┴─────┬─────────┐      │
│                dann Nürnberg     Michel    Hans    Ursula    Caspar   │
│                      │            ===        │     oo mit    unver-   │
│                      │                     abge-    Hans     heiratet,│
│                Michel                     wandert   Imhof    Teilhaber│
│                oo mit Kath.                                 der Imhof-│
│                    Imhof                                  Gesellschaft│
│                     ===                                       ===     │
└───────────────────────────────────────────────────────────────────────┘

Die reichen Lemmel-Söhne haben leider keine Kinder. Da sie mehrfach mit der ebenfalls sehr reichen Familie Imhof verheiratet sind, erben die Imhofs das ganze Vermögen der Lemlein. Und das führt zu einem hervorragenden Kunstwerk. Ursula Lemlein heiratete den Hans Imhof, und dieser stiftete in der Lorenzkirche das Sakramentshaus des Bildhauers Adam Kraft, das wir morgen besichtigen werden.
31a  Hier das Porträt von Hans Imhof, dem Stifter des Sakramentshauses. Im Bild sind unter dem Imhof-Wappen die Wappen seiner beiden Ehefrauen zu sehen: Margarete Neudung und Ursula Lemlin.
 
 

   32-34 Sakramentshaus


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 35  Totenschilde

In einem Stich aus dem 19. Jahrhundert kann man sehen, wie die ganze Kirche früher mit Totenschilden behangen war. Darunter waren auch Schilde mit Lamm-Wappen, die aber leider nicht Lemmel-Schilde waren sondern der Familie Löffelholz gehörten. Man kann annehmen, dass hier ursprünglich auch Lemmelsche Totenschilde hingen; aber da seit 1513 kein Lemmel mehr in Nürnberg lebte, kümmerte sich niemand um die Lemmel-Schilde, so dass sie eines Tages verschwanden. Erst um 2020 identifizierte man in einer Sammlung des Germanischen Nationalmuseums eine beschädigten Totenschild als den des 1473 gestorbenen Hans Lemel.



In einer der Seitenkapellen der Lorenzkirche befindet sich in der Rochuskapelle ein Lemlein-Wappen.
 

36,37 Eine Imhof-Gedächtnistafel im Germanischen Nationalmuseum 

In der Predella unter der so genannten Dürertafel der Nürnberger Rochuskapelle sieht man die Porträts einer Reihe von Imhof-Männern, darunter (siehe Vergrößerung) Hans Imhof mit den Wappen seiner Ehefrauen Neudung und Lemlein.
 

 38 Hans Imhof d.J.:

Einer der Söhne von Ursula Lemlein und Hans Imhof war ein jüngerer Hans Imhof. Er war Freund und Bankier von Albrecht Dürer und wurde von Albrecht Dürer porträtiert. Das Bild ist in Madrid im Prado. (Aus dem Heft "St.Lorenz" Nr.24 1980)


 

39 Die Imhof-Tischdecke im Germanischen Nationalmuseum.

In dem Wappenfries ist ein Lemlein-Wappen zu sehen. Die Decke wurde angefertigt auf den Tod des 1571 gestorbenen Hieronymus Imhoff, dessen Ahnentafel in Form von Wappen dargestellt ist. Darin links die Wappen von Hans Imhof und Ursula Lemlein.
Rechts ist noch ein Lamm-Wappen zu sehen, aber das gehört zur Familie Löffelholz, ohne Erdboden unter dem Lamm.


40 Löffelholz-Fenster
In einer anderen Seitenkapelle der Lorenzkirche meint man, in den Farbglasfenstern Lemmel-Wappen zu sehen. Aber nein, es sind wieder Löffelholz-Wappen.

40a Sebalduskirche
Aber auch in der Sebalduskirche finden wir ein Lemlein-Wappen auf einer Votivtafel: rechts Ursula Holzschuher, links ihre beiden Ehemänner Paulus Imhof und Niklas Tetzel, dazwischen unter den Kindern die Katerina Imhof, die mit Michel Lemlein verheiratet war und nach dessen Tod 1513 Nonne wurde.



 41. Stammtafel des Prager Lemmel-Zweiges

┌──────────────────────────────────────────┐
│            Chunrad Lembelin              │
│            1305 in Nürnberg              │
│                   │                      │
│            Cunrad Lemblin                │
│        1331 Schöffe in Bamberg           │
│                   │                      │
│       ┌───────────┴──────────┐           │
│die Bamberger         Werner Lembl/Lemmel │
│und Nürnberger        1355 in Prag unter  │
│Lemlein/Lemmel        Kaiser Karl IV.     │
│                              │           │
│                      Matthias Lemmel     │
│                   1412-1426 Schatzmeister│
│                      von König Sigmund   │
│                              │           │
│                      Johannes Lemmel     │
│                      1438-1455 Kammergraf│
│                      in Hermannstadt     │
└──────────────────────────────────────────┘
 
Jetzt kommen wir zu einigen berühmten Lemmeln, die in kaiserlichen Diensten standen:

 - ein Werner Lemmel, der 1355 mit Kaiser Karl dem IV. nach Prag ging: Kaiser Karl der IV. war König von Böhmen und gleichzeitig König von Deutschland, so dass er Prag zu seiner Residenz machte.

 - dessen Sohn war Kaiser Sigmund, 1368 in Nürnberg geboren; er war zugleich König von Deutschland, Böhmen und Ungarn und hatte seine Residenz in Budapest; sein Schatzmeister war Mathias Lemmel.

 - Sohn von Mathias war Johannes Lemmel, der Kammergraf in Hermannstadt in Siebenbürgen war.

 

42. Urkunde 1416:

Hier eine Urkunde des Mathias Lemmel von 1416 mit seinem Siegel:
wieder eine andere Variante eines Lamm-Wappens.



43. Siegel 1439:

Hier ein Siegel des Kammergrafen Johannes Lemmel aus Hermannstadt in Siebenbürgen von 1439. Es besiegelt einen Brief, der an den Stadtrat von Thorn gerichtet war. Daher liegt das Original im Stadtarchiv von Thorn. Rechts eine Fotografie des nur teilweise erhaltenen Siegels, links eine Zeichnung.


44. Gulden 1438:

Als Kammergraf war Johannes Lemmel auch Münzmeister und prägte Münzen für den ungarischen König. Hier ein Goldgulden von 1438. Als Zeichen des Münzmeisters sieht man links den Buchstaben h für Hermannstadt und rechts ein winziges Lamm als Zeichen des Münzmeisters.

 

45.  Dürer: Sigmund

Hier ein Bild des Kaisers Sigmund, gemalt von Albrecht Dürer. Dieses Bild werden wir in Nürnberg im Germanischen Museum sehen können.
Die Wappen: Deutschland (Doppelkopf-Adler), Böhmen (Löwe), Ungarn (Doppelkreuz), Luxemburg (Löwe, gestreift).
Ursprünglich war er auch Kurfürst von Brandenburg. Mit Brandenburg belehnte er jedoch den Nürnberger Burggrafen Friedrich von Hohenzollern.
Auf diesem Bild ist Sigmund in vollem Kaiserornat, mit Krone, Zepter, Reichsapfel.

 

46. Reichsschatz

Das sind die Reichskleinodien, die heute in der Schatzkammer der Wiener Hofburg zu sehen sind. Mit diesem Reichsschatz ist unsere Familie besonders verbunden. Kaiser Karl der IV. hatte den Reichsschatz 1365 bei Prag auf der Burg Karlstein untergebracht. Kaiser Sigmund brachte sie in seine Burg Ofen in Budapest. Dort standen sie unter der Obhut von Sigmunds Schatzmeister Mathias Lemmel. Die deutschen Kurfürsten verlangten aber die Rückführung nach Deutschland. Sigmund entschied, dass die Reichskleinodien dem Rat der Stadt Nürnberg zur Aufbewahrung anvertraut werden sollten. Die Nürnberger Ratsherren Sigmund Stromer und Georg Pfinzing wurden nach Ungarn geschickt, von wo sie im März 1424 den Reichsschatz von Mathias Lemmel entgegennahmen und ihn als stinkende Fischfuhre getarnt, nach Nürnberg brachten. Die Stadt Nürnberg musste einmal im Jahr den Reichsschatz zur Schau ausstellen, unter strengen Sicherheitsmaßnahmen. Nürnberg hatte erhebliche Unkosten, den Schatz ständig zu bewachen. Aber die jährliche Schaustellung brachte viele Schaulustige nach Nürnberg, so dass die Stadt durch diesen Tourismus wieder zu Geld kam.

Für die Schaustellung und die Sicherheit der Reichskleinodien war jeweils der Nürnberger Bürgermeister zuständig, und das war mehrmals unser Hans Lemlein, später sein Schwiegersohn Hans Imhof.
 
(Bild fehlt noch.)

47.

Hier noch ein älteres Bild von Kaiser Sigmund und den Reichskleinodien. Neben den kaiserlichen Insignien enthielt der Schatz auch ein Heiligtum: ein Stück der Heiligen Lanze, ein Stück Holz von der Krippe des Jesuskindes, ein Stück vom Keuz, sowie einige weitere Reliquien in entsprechenden Gehäusen.


 

48. Hans Lemlein 1490

Hier nun Hans Lemlein junior in Nürnberg. In Ungarn, und zwar in der jetzigen Slowakei, lebten um 1460 noch zwei Enkel von Mathias Lemmel als Bergbau-Unternehmer, und zwar der eine als Ratsherr in Neusohl, und der andere als Bürgermeister von Kremnitz. Beide starben, ohne einen Sohn zu hinterlassen. Und so kommt 1475 der Nürnberger Hans Lemlein nach Kremnitz in den Karpaten als Bergbau-Unternehmer. Die politischen Verhältnisse sind nun aber nicht mehr so günstig, so dass er hier nicht lange bleibt. Er geht nach Auerbach im Vogtland. Unter seinen Nachkommen sind die Torgauer Lemmel und die ostpreußischen Lemmel.

Es gibt in Sachsen also die Chemnitzer Lämmel, zu denen die meisten Anwesenden gehören, und die Auerbacher und Torgauer Lemmel, die von diesem Hans Lemlein abstammen.


49. Johann Lämmel

Von den Chemnitzer Lemmeln möchte ich hier doch noch den Berühmtesten zeigen, den General-Kriegszahlmeister von König August dem Starken. Daneben sein Wappen. Das haben wir als Postkarte gedruckt.

 

50. Wappen

Sein Wappen befindet sich auf einer eisernen Platte eines Ofens, der im Lämmel-Schloss Klein-Carsdorf stand und jetzt im Dresdener Kunstgewerbe-Museum steht.

 

51. Hans Lemmel in Wien

Hier noch eine Berühmtheit der sächsischen Lemmel: Der Wiener Ratsherr Hans Lemmel aus Schneeberg. Seine Mutter, seine Frau und sein Siegel. Seine Frau Ursula war die Schwester des Wiener Universitäts-Rektors Christoph Pirkhamer aus der Familie des Nürnberger Humanisten Willibald Pirkheimer.

 

52,53. Georg Jakob Lembl.

Von dem Wiener Hans Lemmel führt wieder eine Spur hierher in die Oberpfalz und nach Neumarkt. Hier lebte der Jurist und Klosterverwalter Georg Jakob Lembl. Von ihm sind wiederum seine Siegel erhalten.  Sein erstes Siegel von 1744: Osterlamm und Krone   Sein späteres Siegel von 1753: Osterlamm mit mehr Einzelheiten, Helm, Krone, Flügel, Stern.

 

54. Neumarkt

In der Neumarkter Kirche befindet sich an der Wand der Grabstein seiner Witwe, Maria Margarete Lemblin geborene Bredauer. Den Grabstein von Georg Jakob Lembl selbst entdeckte Inge Höfler in der Kirche von Gnadenberg, wo der Grabstein als Türschwelle eingebaut war. 2004 ließ sie den Stein heben und an der Kirchenwand anbringen.
 

55,56. Kelch

Nach dem Tod von Geog Jakob Lembl 1753 stiftete seine Witwe einen wertvollen goldenen Abendmahlskelch. Der ist hier liegend gezeigt, damit man am Boden mit dem eingravierten Lembl-Wappen sehen kann.
 


  

57. Lemmel v.Seedorf

Verwandt mit diesem Georg Jakob Lembl sind die Ritter Lemmel von Seedorf, von denen einige heute anwesend sind. Hier Wenzel Alois Ritter Lemmel von Seedorf, geboren 1784 in Brünn, gestoben 1856 in Iglau. Hier auch wieder sein Wappen: Es hat 6 Felder, wobei nur noch das letzte das Osterlamm des Lemmel-Wappens ist. Die Wappen der anderen Felder dürften die Familienwappen der verschiedenen Großmütter und Urgroßmütter sein.

Ende

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