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zur Stammtafel der Lemmel v.Seedorf
Die Lemmel v.Seedorf in Bayern und Österreich
1700-2000 - Text
von Hans-Dietrich Lemmel, 1985, später ergänzt
Die Stammfolge der Lemmel von
Seedorf wurde 1926 im Wiener Genealogischen Taschenbuch veröffentlicht
(1). Sie beginnt mit Johann Georg Franz Ritter Lämel von Seedorf,
Kapitän und Regiments-Quartiermeister im Churpfälzischen Graf
Morawitzschen Infanterie-Regiment, der mit Anna Margarethe geb.von Schettel
verheiratet ist und 1754 in Ingolstadt den Sohn Ulrich Stephan Alois
Franz taufen lässt. Die Stammreihe führt dann über
Wenzel Alois Lemmel von Seedorf, geboren 1784 in Turas in Mähren,
Julius Theodor Franz Wenzel Lemmel von Seedorf, geboren1823 in Iglau, bis zu
Alfons Wilhelm Lemmel von Seedorf, geboren 1857 in Olmütz,
der
1885 von Kaiser Franz Josef den Adel bestätigt bekam und 1896 einen
Adels- und Wappenbrief erhielt, als "Ritter Lemmel von Seedorf".

Adelsbestätigung
1896


Das Wappen Lemmel
von Seedorf
Über
die Herkunft des Stammvaters war nichts bekannt. Man vermutete eine
Abstammung von den Lemblin zu Rennertshofen bei Neuburg/Donau, deren
Wappen ein Osterlamm vor blauem Hintergrund zeigt, so wie
auch eines der vier
Viertel des Seedorfer Wappens. Aber diesbezügliche Nachforschungen
kamen zu keinem Ergebnis. Ein altes Adelsprädikat "von Seedorf" gibt es
nicht (2), und es gab keinen Hinweis, welcher von den vielen Orten
namens Seedorf gemeint sein könnte. Zwei Orte namens Seedorf in
Bayern
kamen nicht in Frage.
[Siebmacher, Wappenbuch Band 1 Seite 116,
Schwäbische]
1982 fand mein Vater Gerhard Lemmel einen Eintrag in bayrischen Militärakten des kurbayrischen Regiments Morawitzki (3):
• Lemmel von
Seedorf, Johann. 1698 geboren, aus Seedorf in Schlesien, in Diensten
seit 1. Oktober 1741, wurde am 12. Mai 1752 vom Proviantkommissär
zum Regimentsquartiermeister in unserem Regiment befördert,
erhielt den Hauptmannstitel und trat am 16. August 1763 in Pension.
"Seedorf in Schlesien" gibt es mehrmals, aber keiner dieser Orte kam
für einen Adelstitel in Frage. Schließlich brachte ein
Zufall die Lösung. Der
Lemmelsche Familienverband wurde seinerzeit von Ingeborg
Höfler-Lemmel
in Neumarkt/Oberpfalz geleitet, und da entdeckte ich 1982 ganz
zufällig
im Kirchenbuch der Neumarkter Johanniskirche den Quartiermeister
Joannes Georgius Lemel de Seedorff mit seinem Traueintrag 1737 und dem
Taufeintrag des ersten Kindes (4). Weitere Kindstaufen des Commissarius
Joannes Georgius Franciscus Lemmel fand ich im Kirchenbuch des Münchener Marien-Domes
(5).
• 10.6.1737 Heirat in Neumarkt/Oberpfalz, Johanniskirche.
Sponsus: D'nus Joannes Georgius Lemel, Lieutenant und Regim's
Quartiermayster unter dem Löbl. General d'Cavallerie hochfrtl
Hohenzollerns Dragoner Regimt: D'ni Michaelis Deodati Lemel gewesten Verwalters unter dem Fürstl. v. Lochkowiz zu Sagan p.m. relictus filius lgtmus.
Sponsa: Anna Maria Margaretha, Dni Joannis Martini Schöttl, Archigrammataei, filia lgtma.
Testes: Nobilis D'nus Joannes Andreas de Player, Churfürstl. Rath und Oberaufschläger. Avus sponsae. et D'nus Joannes Casparus Wildmayster, Consul.
• 24.11.1738 Taufe in Neumarkt, Johanniskirche.
Infans: Anna Elisabetha Walburga Catharina.
Pater: Praenobilis Dominus Joannes Georgius Lemel, de
Seedorff, Lieutenant und Regimt Quartier-Mayster unter dem Löbl.
Generals d.Cavallerie hochfürstl. Hohenzollern Dragoner Regimt.
Mater: Anna Maria Margaretha.
Matrina: Dna Anna Elisabetha Catharina, Dni Joannis Martini Schöttl, Archigrammatæi, coniux, ac prolis avia.
• 19.3.1746 Kindstaufe in München, Kirche Uns.lb.Frau(Dom).
Joannes Georgius Franciscus Lemmel, bey Gehr.Mayl.Kayser Qurl des 7.ten Kriegs Commissarius. Anna Maria Margaretha de Schödel, uxor. Pate: Carolus de oeser.
Kayrl. (Nhat? oder Sthat?) in Bayern und Böhmen. Täufling: Carolus
Cajetanus Willibaldus Josephus, natus heri circa horam 6. nocturnam.
Der Vater von Johann
Georg Franz war
also der Dominus Michael Deodat Lemel gewesen,
fürstlich Lobkowitzscher Verwalter zu Sagan (in Niederschlesien),
vor
1737 gestorben, und etwa um 1660/1670 geboren. Von den
niederschesischen Seedorf-Orten liegt einer im Fürstentum Sagan,
und dies muss der Stammsitz der
Seedorfer Lemmel sein.


Das Herzogsschloss in Sagan [Wikipedia]
In der Tat hatte schon Alfons Lämmel von Seedorf um 1882 bei
seinen Nachforschungen herausgefunden, dass es sich um Seedorf im
Herzogtum Sagan handeln muss, aber man suchte dort vergeblich eine Burg
oder ein Rittergut als Stammsitz der Lemmel von Seedorf (5a).
Zunächst hatte man vermutet, dass die Seedorfer Lemmel ein Zweig der Lemle zu Rennertshofen sein könnten. Wenzel
Eusebius von Lobkowitz hatte 1646 das schlesische Herzogtum Sagan
erworben. Er war mit einer Tochter des Pfalzgrafen August von Sulzbach
verheiratet, und durch diese Verbindung mit der Oberpfalz mag es
gekommen sein, dass Ernst Friedrich Lemle zu Rennertshofen seinen um
1648 geborenen Sohn Johann Wilhelm als Pagen zum Fürsten von Lobkowitz
schickte, wie es beurkundet ist (6). Sollte dieser Johann Wilhelm Lemle von Rennertshofen der
Vorfahr der Seedorfer Lemmel sein? Aber das ist sicher nicht der Fall, denn
Johann Wilhelm starb kinderlos (7). Die Stammfolge der Rennertshofener
Lemle ist hinreichend bekannt, so dass der Seedorfer Michael Deodat
Lemel hier nicht eingeordnet werden kann. Der Vergleich des Osterlamms
im Seedorfer und im Rennertshofener Wappen scheint in die Irre geführt zu haben.
Wenzel Eusebius starb 1677 in Raudnitz
in Böhmen. Sein Nachfolger und Herzog von Sagan wurde sein Sohn,
Ferdinand August von Lobkowitz, der bis 1715 regierte. Sein Verwalter
war Michael Deodat Lemmel, dessen Sohn Johann Georg Franz 1698 in
Seedorf geboren wurde.
Etwa zwischen 1700 und 1717 wurde
Seedorf als herzogliches Kammerdorf bei Wiesau (Kreis Sprottau) von
der herzoglichen Kammer angelegt (8). Die Ersterwähnung als "Sändorf" war 1717
mit 4 Gärtnern und 13 Einwohnern. Um 1660 gab es Seedorf noch nicht.
Es hat demnach kein Rittergut Seedorf gegeben, nach
dem sich die späteren "Lemmel von Seedorf" benannt haben
können. Wenn dennoch Seedorf als Herkunftsort (1698) des Sohnes
des
Lobkowitzschen Verwalters Lemel angegeben ist, dann muss es Michael
Deodat Lemel gewesen sein, der das Dorf vor 1698 im Lobkowitzschen
Auftrag anlegte. Wenn der Quartiermeister Johann Georg Franz sich Lemel
von Seedorf nannte, so ist das eine Herkunftsbezeichnung, mit der er,
wie man vermuten kann, durchaus den Anschein eines Adels zeigen sollte,
wie es in Offizierskreisen üblich war. Wenn im Wiener Genealogischen Taschenbuch Johann Georg Franz als "Ritter Lämel von Seedorf tituliert wird, so ist der Ritter-Titel eine unkorrekte Extrapolation der erst 1885/1896
erfolgten Nobilitierung.
Herkunft
und Eltern des Lobkowitzschen Verwalters Michael Deodat Lemel sind
nicht beurkundet. 1698 wurde sein Sohn Johann Georg Franz geboren, so
dass Michael Deodat etwa 1660/1670 geboren sein mag. Nach langem Suchen gab es eine
überraschende Klärung.
Unter den Lobkowitzschen Ländereien gibt
es eine Besitzung in Waldthurn in der Oberpfalz. 1656 kaufte der in
Wien lebende Fürst Wenzel Eusebius von Lobkowitz die Herrschaft
Waldthurn von Kaiser Ferdinand dem III. und ließ hier 1666
für seine evangelische Frau ein Schloss errichten. Und hier in Waaldthurn gibt
es einen
Schulmeister und Ratsbürger Andreas Lembl/Lemmel, der einen um
1670
geborenen Sohn namens Johann Georg Franz hat! Das ist die selbe seltene
Vornamen-Kombination wie beim Stammvater der Seedorfer Lemmel, und das
kann kein Zufall sein. Der eine Johann Georg Franz muss der Onkel des
anderen sein, und somit muss Andreas Lembl/Lemmel im Lobkowitzschen
Wadthurn der Vater des Lobkowitzschen Verwalters Michael Deodat Lemel
in Seedorf sein.
Nach dem 30-jährigen Krieg ist es bemerkenswert, dass der
katholische Wenzel Eusebius von Lobkowitz die evangelische
Pfalzgrafentochter Auguste Sophie von Pfalz-Sulzbach heiratete. Da
überrascht es nicht, dass sein Sohn Ferdinand August von Lobkowitz
seinen Verwalter in Sagan aus der Familie Lemmel nahm, deren Vorfahr im
Zuge der Gegenreformation aus Wien vertrieben worden war. .
.
Andreas Lembl/Lemmel
*?1650,
Lehrer und Ratsherr in
Waldthurn/Oberpfalz
(Lobkowitzscher Besitz)
│
┌───────────────┴───────────┐
Michel Deodat Lemel │
*?1660/70 Johann Georg Franz Lemmel
Lobkowitzscher *?1670
Verwalter in Sagan, seit 1703 in Wien, dort
auf Seedorf Hofkanzlei-Beamter
│
│
Johann Georg Franz Lemmel
*1698 Seedorf
∞1737 Neumarkt/OberPfalz
|
.
Als Ratsherr in Waldthurn ist Andreas Lemmel der Fürstin
Auguste Sophie sicher nicht unbekannt gewesen, so dass ihr Sohn
Ferdinand August von Lobkowitz den Lemmel-Sohn Michel Deodat als seinen
Verwalter nach Sagan mitnahm.
Die weitere Vorfahrenreihe konnte durch eine systematische Erforschung der Oberpfälzer Lemmel gefunden werden, siehe den Lemmel-Stamm Wien-Waldthurn, sowie meinen Aufsatz "Die
Nürnberger Lemmel in der Oberpfalz".
Michael Deodat Lemel, (*1660/70), Lobkowitzscher Verwalter.
Andreas Lembl/Lemel, (*?1645), Lehrer und Ratsherr in Wadthurn.
Andreas Lembl/Lembler, (*?1620, in Eslarn bie Waldthurn.
Hans Lämbl/Lemler, geboren um 1590 in Wien, Bäcker in Eslarn.
Martin Lämbl/Lembler, (*?1563) in Wien, als protestantischer
Flüchtling Hammermeister im Oberpfälzer Wald, zuletzt in
Eslarn.
Hans Lemmel/Lämbl, *1531 in Schneeberg/Sachsen, dann Kaufmann und
Ratsherr in Wien, mit Anschluss an die sächsischen und Bamberger Lemmel.
_________________
(1) Ritter Lemmel von
Seedorf.
In: Wiener Genealogisches Taschenbuch. Wappenbeschreibung und
Stammreihe in Bd.1 Jg.1926 S.176; Nachkommen von Julius Ritter Lemmel
von Seedorf (*1823) in Bd.2 Jg.1927/28 S.189..
(2) Auskunft vom Österreichischen Verwaltungsarchiv
(3) Gerneth: Geschichte des kgl. bay. 5. Inf.-Regiments, Teil I
(1722-1804), Berlin 1883, Seite 695.- Laut Gerhard Lemmel 1982.
(4) Neumarkt Johanniskirche, Kirchenbücher, Bd.6 Trauungen S.99; Bd.6
Taufen S.414. Eingesehen H.D.Lemmel 1982.
(5) Erzbischöfl.Arch.München, 1746 Taufen Uns.lb.Frau München 1735-1748
Bd.12 Sig.12 Fol.215; 1748 Taufen St.Peter München Bd.110 Sig.18:
1747-1752 Fol.75; Totenbuch St.Peter München 1748-1759 Bd.156 Sig.13
Fol.17 und Index. - Durchgesehen H.D.Lemmel 1983
(5a) Mitteilungen von Edith Lemmel, Lehrte, 1980.
(6) Archiv Leitmeritz auf Schloß Zitenice; Státní
Oblastní Archiv v Litomêricích; Mtlg Dr. Eduard
Mikusek 1995.
(7) H:D:Lemmel, Die Lemble zu Rennertshofen
(8) Georg Steller: Grund- und Gutsherren im Fürstentum Sagan
1400-1940, Sagan 1940 S.140, 158, 167. - Frdl.Mtlg. Dr.Götz
Frhr.v.Houwald 1998.
Das Wappen der Lemmel von Seedorf
Für die Lemmel von Seedorf sind zwei Wappen bekannt, 1856 und von
1896. Beide haben mehrere Felder, wobei in einem Feld das Osterlamm auf blauem Grund vorkommt.
Wenzel Alois Lemmel von Seedorf, k.k.Kreissekretär in Troppau und
Iglau in Mähren, *1784, +1856. Von ihm ist ein Wappenbild
überliefert, in dem sein Name überraschenderweise mit "Wenzel
v.Seedorf" angegeben ist, ohne Lemmel.
Wenzel Lemmel von
Seedorf, Troppau 1856. [Foto von Otto Lemmel, Braunschweig, 1980]
Wappen gefünft, oben drei unten zwei Felder, in der Mitte ein
Schild aufgelegt.
1 in rot ein blauer mit drei goldenen Sternen belegter
schrägrechter Balken.
2 in gold Hals und Kopf sowie ein Flügel eines schwarzen
Greifen.
3 in rot ein goldener wachsender Löwe mit über sich
geschwungenem silbernem Schwert.
4 in rot eine silberne Seejungfrau mit silbernem Fischschwanze, die
Rechte emporhaltend und die Linke in die Hüfte
gestützt.
5 in blau auf grünem Boden ein schreitendes seilbernes
Osterlamm mit eingespitztem roten Fähnlein.
6 aufgelegter Schild: in blau fünf goldene Sterne im Bogen
über einer blauen Kugel.
Zwei gekrönte Helme, auf I wächst der Kopf eines
schwarzen
Greifen; auf II wächst ein goldener Lüwe mit
über sich
geschwungenem silbernen Schwert zwischen einem schwarzen Paar Schwingen.
Herkunft und Bedeutung dieses Wappens sind nur insofern bekannt, als
das Lamm für "Lemmel" steht und die Seejungfrau für
"Seedorf". Die anderen Felder mögen vielleicht Wappen von
Ahnenfamilien darstellen, was noch zu überprüfen
wäre.
Der Wappenbrief von 1896 für Alfons Wilhelm Ritter von Seedorf
(*1857, +1943) zeigt das Wappen, das im Wiener Genealogischen
Taschenbuch von1926 beschrieben ist. Von den sechs Feldern des Wappens
von 1856 sind zwei Felder fortgelassen.
Alfons Ritter Lemmel von Seedorf,
Wien, 1896. [Kopien von Alfons Lemmel, Lehrte, und Laurenz Lemmel, Klosterneuburg]
Wappen geviert:
1 in blau auf grünem Boden schreitendes silbernes Osterlamm
mit eingespitztem silbernen Fähnlein.
2 in gold ein roter bezungter Löwe mit über
sich geschwungenem Schwerte an goldenem Griff.
3 in gold eine Seejungfrau mit schwarzen Haaren und silbernem
Fischschwanze, die Rechte emporhaltend und die Linke in die
Hüfte
gestützt.
4 in rot ein goldener mit drei roten Rosen belegter
schräglinker Balken.
Zwei gekrönte Helme, auf I mit blau-silbernen Decken
wächst
der Kopf eines silbernen, rot bezungten Greifen, auf II mit
rot-goldenen Decken ein wachsender goldener, rot bezungter
doppelschwänziger Löwe mit über sich
geschwungenem
Schwert an goldenem Griff..
[vgl. Wiener Geneal. Taschenbuch Band 1, Wien 1926 Seite
176]
Bemühungen um den Adelsnachweis
Johann Georg Franz Lemmel hatte zwei Söhne: Anton mit
Nachkommen in Bayern, und Alois mit Nachkommen in Österreich. In
beiden Zweigen bemühte man sich unabhängig um den Nachweis
des Adels.
Im Münchener Heroldenamt gibt es einen Lemmel-Akt#
# (1). Im
September 1880 wurde dem Augsburger Postbeamten Johann Baptist (von)
Lemmel vom bayerischen Staatsministerium verboten, das
Adelsprädikat weiter zu führen, da der Berechtigungsnachweis
dazu nicht erbracht worden sei. 1883 starb er. Seine Witwe Creszenz von
Lemmel wurde nun wegen unbefugter Führung des Adelsprädikates
verklagt. In ihrem Auftrag fragte der Augsburger Justizrat Jung beim
Staatsministerium in München an und bat um eine
Adelsbestätigung, möglichst vor dem 12.2.1889, dem
nächsten Gerichtstermin. Am 23.1.1889 antwortete das Münchner
Heroldsamt, dass eine Eintragung der Familie Lemmel in die
Adelsmatrikel nicht in Frage komme, da weder Johann Baptist Lemmel
noch seine Witwe hierfür ausreichende Unterlagen beigebracht
häötten. Am 22.7.1889 stellte der Augsburger Beamte Johann
Lemmel (der Sohn von Johann Baptist und Creszenz Lemmel) beim
Heroldsamt einen erneuten Antrag, den Adel führen zu dürfen,
nachdem er inzwischen Nachforschungen über seine Familie
angestellt habe. Er legte eine Reihe von Dokumenten vor, aus denen
hervorgeht, dass die Familie seit alters her das Adelsprädikat
geführt habe. Insbesondere komme das Adelsprädikat auch in
Schriftstücken von Behörden vor. Friedrich von Lemmel, der älteste Enkel von Johann Georg Franz Lemmel, habe den
Adelsbrief gehabt und auf Napoleons Russlandfeldzug mitgeführt.
Dort sei er in Verlust geraten, als Friedrich gefallen oder verschollen
war. In den Anlagen dieses Schreibens ist insbesondere auch das Wappen
der Familie von Lemmel beschrieben (jedoch enthalten die Aktenkopien
diese Anlagen leider nicht). Ob das Ansuchen des Augsburger Johann
Lemmel Erfolg hatte, ist ungewiss. Er starb 1898, erst 34 Jahre alt,
vermutlich kinderlos.
Am 7.10.1881 fragte Alfons Lämmel, Leutnant in
Judenburg/Steiermark, beim Heroldsamt in München an, ob sich dort
Unterlagen über den Adel seiner Familie vorfinden. Er sei im Jahre
1880 zum k.k.Offizier ernannt worden und benötige eine
Legitimierung seines Adels. Zu diesem Zwecke habe er in Wien 5
Taufscheine seiner Vorfahren vorgelegt, die aber zur Anerkennung des
Adels nicht ausgereicht hätten. Das Heroldsamt fragte beim
Reichsarchiv München an, das in der Antwort auf die Lemblin von
Rennertshofen verwies und über diese Familie Einzelheiten aus
dem Kreisarchiv Neuburg anforderte und erhielt. Am 14.11.1881
antwortete das Heroldsamt dem Leutnant Alfons Lämmel in Judenburg
und legte eine Abschrift des Berichtes des Münchner Reichsarchives
bei. - Soweit die Münchener Akten. Bei den Wiener Behörden
hatte Alfons Lämmel dann mehr Erfolg, bis zu seinem Adelsbrief von
1896. (Es könnte sein, dass tatsächlich der Hinweis auf die
Lemblin von Rennertshofen mit dem Osterlamm im Wappen den Wiener
Behörden ausreichte, den "bisher geführten Ritterstand" (laut
Adelsbrief) "als einen ausländischen Adel" anzuerkennen und zu
bestätigen.)

Brief
des Offiziers Alfons Lämmel 1881 an das bayrische Heroldsamt. [BayHStA Heroldenamt Akten 1172]
(1) HStA München, Heroldenamt-Akten 2321 und 1172. - Fotokopien durch Inge
Höfler-Lemmel 1985, in Schreibmaschine übertragen durch Gerhard Lemmel.