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zum "Fanilienblatt" Laura Frost

Laura Frost geborene Lemmel, Schriftstellerin


Laura Lemmel, geboren 1851 in Bartenstein in Ostpreußen als Tochter des Kaufmanns Carl Lemmel und seiner Frau Marie geb. Schumann. (Zum Text über die Bartensteiner Lemmel  klick.) Sie heiratete 1873 in Bartenstein den Landgerichtsrat Hermann Frost. Sie lebten in Bartenstein, aber zwei Jahre nach der Geburt des vierten Kindes erlitt der Mann einen Gehirnschlag und starb. Die erst 33-jährige Witwe wurde Schriftstellerin und Frauenrechtlerin: in der Königsberger "Hartungschen Zeitung" richtete sie eine Ecke "Für die Frau" ein, eine Aufsehen erregende Neuerung. Sie lebte dann hauptsächlich in Bonn. 1924 starb sie in Dortmund, betreut von ihrem Schwiegersohn Prof. Dr.med. Walter Rindfleisch.

Von ihren Kindern ist ein Sohn im ersten Weltkrieg gefallen. Zwei Söhne wurden Professoren: Walter Frost, Philosophie-Professor in Riga, und Julius Frost, Professor für Agrarpolitik in München.

In Kürschners Literaturkalender heißt es:

Frost, Laura, geb. Lemmel.  Bonn.  * 8.11.1851 in Bartenstein in Ostpreußen, + 4.12.1924 in Dortmund.  Veröffentlichungen:
    Der Dom zu Königsberg – 1901
    Aus unseren vier Wänden, ein Buch für Mütter – 1.Auflage 1904, 2.Auflage 1911
    Johanna Schopenhauer, ein Frauenleben – 1905
    Die Persönlichkeit Friedrich Nietzsches – 1906
    Über den Tag hinaus, Novellen – 1906
    Von der Mutterliebe, und andere Aufsätze – 1907
    Gustav Friedrich Dinter – 1908
    Über den Verkehr mit erwachsenen Kindern – 1909
    Erweckungen, Roman – 1909
    Im Wechsel des Lebens, Roman – 1909
    Zu Hause und in der Gesellschaft – 1917
    Macht die Kinder froh! Ein Wort für die deutsche Mutter – 1922
Herausgeberin der Anthologie: Sorget euch nicht – 1910

[Gerhard Lüdtke: Nekrolog zu Kürschners Literaturkalender, Berlin und Leipzig 1936, Spalte 203]


Laura Frost geb. Lemmel, 1851-1924: Bibliografie und Rezensionen

von Heinz Lemmel, Lüneburg, 1983

1. Der Dom zu Königsberg.

Ein Denkmal der geschichtlichen Entwicklung Altpreußens. Königsberg i.Pr., Verlag von Bern. Teichert, 1907. Hartungsche Druckerei. 97 Seiten. Preis 2 Mk. Vorwort von Dr. Eugen Borgius vom 16.1.1901, Konsistorialrat und Dompfarrer (seit 1898).

Inhalt: Von der Religion der alten Preußen – Adalbert von Prag – Die Gründung Königsbergs – Der Beginn des Dombaues – Die Gestalt des Domes – Die Einweihung – Die Taufe der Litauerfürsten – Dietrich von Cuba – Georg von Polenz – Die Reformation – Gründung der Universität – Religiöse Streitigkeiten – Schöppenmeister Rhode – Von einzelnen Pfarrherren des Domes – Begräbnisstätte Kants im Dome – 1807-1832 – Ein halbes Jahrtausend – Universitätsjubiläen – Die Fürstengruft – Der Chor – Die Kirche – Schlußwort. – Anhang: Katholische Bischöfe von Samland – Evangelische Bischöfe von Samland – Pfarrherren an der Domkirche nach der Reformation – Diakone an der Domkirche nach der Reformation. – Quellen.

Theologischer Anzeiger für Ostpreußen: Die Verfasserin hat es trefflich verstanden, in der Geschichte des Domes die Spuren einer 600 jährigen Entwicklung in kirchlicher und nationaler Beziehung zu finden und zu weisen.

Evangelisches Gemeindeblatt: Der fleißigen, warmherzigen Verfasserin gehört unser herzlicher Dank für ihre sinnige Arbeit. Wir haben den lebhaften Wunsch, daß ihre Schrift in viele Kirchenbibliotheken Eingang finde.


(Das vorliegende Exemplar stammt aus der Universitäts-Bibliothek zu Göttingen, Geschenk von Herrn Oberbibliothekar Dr. Reicke, Göttingen 1917.)


2. Über den Tag hinaus.

Novellen. Berlin 1907. C.A. Schwetschke und Sohn. Preis: Broschiert 3 Mk, elegant gebuinden 4 Mk.
Inhalt: Vorwort – Ich will Dich halten – Überwunden –Eine arme Seele – Illusionen – Emmy – Zertreten.
(Das vorliegende Exemplar enthält nur die ersten 3 Novellen, 110 Seiten.)

Ostpreußisches Tageblatt, Insterburg: Es sind andere Novellen, als wir sie sonst zu lesen pflegen. Sie sind geschrieben, um nur zu unterhalten, in tändelnder Art für den Augenblick, als ein kurzer Genuss. "Über den Tag hinaus" regen sie zum Nachdenken an über die tiefsten menschlichen Fragen. Das Buch ist wert, dass es gelesen wird.

Bohemia, Prag: Der literarische und der moralische Wert dieses Buches darf ohne Übertreibung als ein ganz hervorragender bezeichnet werden.

Deutscher Reichsanzeiger: Das Buch kann vor allem der gebildeten Frauenwelt empfohlen werden, der es bei der Lektüre nicht nur um flüchtige Unterhaltung zu tun ist usw.

Berliner Tageblatt: Die Verfasserin hat das alles mit beachtenswertem Talent in Worte gefasst, die lange nachhallen müssen.

Preuß.Eyl.Kreiszeitung: Dann mögen unsere Leser zu den sinnigen Novellen unserer Künstlerin greifen und sich die Belehrung suchen, die ihnen dort aus der Quelle tiefster Menschenkenntnis entgegenströmt usw.


3. Von der Mutterliebe

und andere Aufsätze. Verlag von C.A. Schetschke und Sohn, Berlin 1907. – 155 Seiten.
Ellen Key in herzlicher Verehrung.
Inhalt: Vorwort – Von der Mutterliebe – Erziehungswerte – Kinderselbstmorde und ihre Verhütung – Zur Frage der Mädchenerziehung – Frauenberuf – Eintagsfliegen – Schönheit des Alters.

Reichsanzeiger: Unter der großen Auswahl derjenigen, die heute Bücher über Erziehungsfragen schreiben, gehört Laura Frost zu den wenigen, deren Arbeiten auf diesem wichtigen Gebiet klärend und befruchtend wirken. "Von der Mutterliebe" will wichtigen Bedürfnissen unserer Zeit dienen, und diesem Zweck entspricht es in vollstem Maße. Man könnte mit Recht Joseph Kürschners Wahlspruch darauf setzen: Welcher der Zeit dient, der dient ehrlich.

4. Erweckungen

Roman. Verlag Leonhard Simson Nachf. Berlin 1909. Preis 3 Mk.

Ostdeutsche Frauenarbeit: Die bekannte und sehr geschätzte Novellendichterin tritt zum ersten Mal mit einem Roman vor die Leser. Er behandelt ein Frauenleben, das in seinen Anfängen gewiss typisch zu nennen ist: Das gar zu junge und unfertige Mädchen heiratet einen etwas doktrinären Mann mit starren Ansichten, und unter seiner Leitung wird sie gänzlich unselbständig und schließlich ganz apathisch. Diese seelische Depression wirkt auch auf den Körper; sie wird in einen Kurort geschickt und zwar allein, da ihr vorsorglicher Mann dienstlich verhindert ist, sie zu begleiten. Dort, auf sich selbst gestellt, findet sie, an der Hand ihres Arztes und älteren Freundes, die Erweckung zum Bewußtsein der eigenen, kraftvollen Persönlichkeit. Die Konflikte, die dadurch äußerlich und innerlich entstehen, sind sehr feiun durchgeführt, und dass die Verfasserin auch das Gefühl der Schuld mit zur kraftvollen Entwicklung ihrer Heldin verwandt hat, zeigt uns die feine Psychologin, die gewohnt ist, dem Werden der Charaktere nachzuspüren.



5. Aus unseren vier Wänden

Ein Buch für Mütter. Verlag von C.A. Schetschke und Sohn, Berlin 1904. - 195 Seiten. - Preis: geheftet 4 Mk., in Leinenband 4,80 Mk.
Inhalt: Mutterliebe, Gedicht – Vorwort – Mutterpflichten – Die erste Erziehung – Die Lüge im Kindesleben – Vom Spielen der Kinder – Über die Strafe – Sind körperliche Strafen erlaubt? – Um Kleinigkeiten – Erziehung zur Religion – Erziehung in der Schule – Erziehung zur Selbständigkeit, innere Selbständigkeit, äußere Selbständigkeit – Über geselligen Verkehr – Schwierige Zeiten – Berufswahl – Erziehungsresultate – Kurze Betrachtungen.

Preußische Jahrbücher, Berlin: Ein liebenswürdiges verständiges Buch, das von einer Mutter aus den Erfahrungen des Lebens heraus geschrieben, mancher unerfahrenen Mutter mehr willkommene Anregung und Belehrung bringen wird, als tiefgründige pädagogische Werke. Dass Bücher, die von selbst erlebten Tatsachen ausgehen und daran erziehliche Ratschläge knüpfen, ein Bedürfnis sind, wird durch den Erfolg bewiesen, den sie haben.

Reichs- und Staatsanzeiger: Dieses Erziehungsbuch wirkt in erster Reihe durch schlichte Wahrhaftigkeit und ist im guten Sinne modern. In lichtvoller Art deckt es den Unterschied zwischen der früheren, nur auf Autorität gegründeten Erziehungsweise und einer solchen auf, die, das eigene Verständnis des Kindes berücksichtigend, den modernen Anschauungen besser entspricht.

Straßburger Neueste Nachrichten: Ein Buch, das erst erlebt und dann geschrieben wurde! Elternfragen sind's, auf die die denkende Mutterliebe Antwort gefunden. Glücksempfinden, lichten warmen Sonnenschein wird es in unsere vier Wände bringen.

Königsberger Allgemeine Zeitung: Es ist kein Roman und keine Novellensammlung, und doch weiß es viel und spannend zu erzählen, doch enthält es eine Fülle von Motiven, von Konflikten, schlägt es die innigsten Herzenstöne an und hat etwas von dem echten Humor, der unter Tränen lächeln kann.

Frauenbildung: Das Werk zeigbt uns, wie der Erzieher (und vor allem die Mutter) mit tiefer suchender Liebe in die anvertrauten Kinderseelen eindringen muß, um sie ihrer Eigenart gemäß zu leiten; durch reines, feines Vertrauen zu dem Guten und Reinen in dem Kinde, weil nur auf dem Boden des Vertrauens zwischen Mutter und Kind das Gute wachsen kann. Ganz wundervoll sind die Ausführungen über das Verhältnis der Mutter zu den erwachsenen Kindern. Es ist eine rieche Fülle reifer Erfahrung und tiefen Nachdenkens und ein  unendlicher Schatz von Liebe zu den uns anvertrauten, oft mißverstandenen jungen Seelen, die aus Laura Frosts Buch zu uns spricht. Möge es recht vielen Müttern und Erziehern ein freundlicher Ratgeber und Wegweiser sein und uns allen die Anregung geben, die ganz selbständige, denkende und liebevolle Persönlichkeit bei der Lösung unserer Erziehungsaufgabe einzusegtzen.


6. Die Persönlichkeit Friedrich Nietzsches

Selbstverlag. Hartungsche Druckerei 1906. Preis 50 Pfg.

Hartungsche Zeitung: Ein im besten Sinne populäres und sehr anziehend geschriebenes Büchlein.



7. Über den Verkehr mit erwachsenen Kindern

Widmung: Meiner geliebten Mutter. Berlin, Trowitzsch und Sohn 1908. – 188 Seiten.
Inhalt: Über den Verkehr mit erwachsenen Kindern – Elternwille und Kindeswille – Von der Dankbarkeit – Pflichten erwachsener Töchter – Berufswahl der Söhne – Was soll meine Tochter werden? Unsere Kinder außerhalb des Hauses -  Individualerziehung – Über das Glück – An die Mütter – Kurze Betrachtungen.


8. Zu Hause und in der Gesellschaft

Takt, guter Ton, Lebensart und Sitte. Motto: Sitten ändern sich, Sittlichkeit bleibt.
1.-5. Tausend, Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart/Berlin/Leipzig 1917.
Der treusorgenden Menschenfreundin Anna Ostendorff, Wernigerode a.H., in Freundschaft zugeeignet. – Wernigerode/Mühltal
            Rings der blühenden Linden Duft,
            Drüber die stärkende Bergesluft,
            Und inmitten ein gastliches Haus,
            Wo viel Freunde gehn ein und aus;
            Wohl einem jeden, dem es beschieden,
            Auszuruhen in seinem Frieden.
Zu Hause:  Einführung – In der Kinderstube – Die Familie – Wohnung und Kleidung.
In der Gesellschaft: Geselligkeit früher und jetzt – Gesellschaftliche Sitten – Umgangsformen – Vom guten Ton in der Unterhaltung.
Verkehr mit Freunden: Freundschaft – Diue Kunst, Freunde aufzunehmen und Gast zu sein – In Zeiten der Freude und des Schmerzes – Zwischenträgerei.
Verkehr mit Fremden: Von der Mode – Berufliche Tätigkeit – Vom Reisen – Eigene Würde – Wohltaten.


9. Ostpreußische Leute: Gustav Friedrich Dinter

Verlag C.Sterzel's Buchhandlung (Gebr.Reimer), Gumbinnen 1907. – Preis 75 Pfg.
(Vorliegendes Exemplar mit Stempel "Gräfe und Unzer Buchhandlung Königsberg i.Pr., Archiv-Exemplar, unverkäuflich".)
Inhalt: Vorwort – Die Kinderzeit – Studienjahre – Dinter als Pfarrer – Im Seminar zu Dresden – Görnitz – Dinters Tätigkeit in Ostpreußen – Dinter als Universitätslehrer – Häusliche Freuden – Schluss – Ein Dinterbrief.

10. Johanna Schopenhauer

Ein Frauenleben aus der klassischen Zeit. Mit 4 Porträts. 1905 Preis 2,80 Mk.; 2.Auflage bei Klinkhardt & Biermann, Leipzig, 1913; 3.Auflage 1924 bei A.W. Kafemann, Danzig.  Nachdruck 2010: Europäischer Hochschulverlag in Bremen.

Königsberger Zeitung: Die Autorin wird der Mutter des großen Philosophen, die in ihrer Zeit zu den bekanntesten Schruftstellerinnen zählte, mit Liebe, aber auch mit Urteil gerecht und darf sich bewußt sein, einen wertvollen Beitrag zur Kenntnis dieser merkwürdigen Frau beigesteuert zu haben. Das sehr sauber ausgestattete Buch ist durch vier interessante Porträts bereichert usw.

Kleine Presse, Frankfurt a.M.: Die knappe und klare Schilderung fesselt den Leser von Anfang bis zu Ende. Von dem Buche geht ein Hauch von Ruhe und Frieden aus, der, dem abgeklärten Wesen der Verfasserin entsprungen, sich dem Leser mitteilt und ihn bedauern läßt, wenn er das Buch aus der Hand legen muß.

 Aus ihrem Buch "Johanna Schopenhauer – ein Lebensbild aus klassischer Zeit", 3.Auflage 1924, Verlag A.W.Kafemann GmbH, Danzig. [Fotokopie durch Heinz Lemmel, Lüneburg]
 

11. Macht die Kinder froh!

Ein Wort für die deutsche Mutter – Stiftungsverlag Potsdam 1922.


12. Dem Glück entgegen.

Verlagshaus für Volksliteratur und Kunst, Berlin, 1923.

[11. und 12. laut Katalog Deutsche Nationalbibliothek]


Ende

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