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Lorenz Lemlin – Hofkapellmeister in Heidelberg, * wohl vor 1490,  nach 1550.
Lorenz Lemlin, der 1513/1514 an der Universität Heidelberg immatrikuliert war und als "baccalaureus in artibus" abschloss, war in den 1530er und 1540er Jahren Kapellmeister der kurfürstlichen Hofkapelle in Heidelberg, als Nachfolger des aus Amberg stammenden Sebastian Virdung. Bekannt wurde er durch seinen Schüler Georg Forster, der in den Jahren 1539 bis 1556 eine Sammlung von Liedern seiner Zeit in fünf Teilen herausgab, darunter 15 Lieder von Lorenz Lemlin. Sein bekanntestes Lied ist: "Der Gutzgauch (= Kuckuck) auf dem Zaune saß...", wozu ein sechsstimmiger Satz überliefert ist.

 
Lorenz Lemlyn/Lemblein: "Der Gutzgauch auf dem Zaune saß",
sechsstimmiger Satz, erste Hälfte 16. Jahrhundert. Hier die Sopran-Stimme.

Als Kurfürst Friedrich der II. von der Pfalz, der 1482 in Amberg geboren wurde, im Jahre 1535 heiratete (als 53-Jähriger mit der 15-jährigen dänischen Königstochter), wurde das Fest von der Hofkapelle unter Lorenz Lemlin musikalisch reich ausgestaltet. Ein Chronist schrieb darüber begeistert: "Mich däucht ich wär schon im Himmel, als dieser Schall und süßer Gesang in meinen Ohren erklang."

[Unser Bayern Jg.31 Dez.1982]

    Seine Lebensdaten und und seine Herkunft sind unsicher. Meist wird angegeben, dass er um 1495 geboren wurde und vor 1549 starb. Das ist nicht richtig. Er kann durchaus früher, etwa 1480-1490 geboren sein. Und er starb sicher erst nach 1549.
    Zu Lorenz Lemlin gibt es nur zwei sichere Daten aus Originalquellen, nämlich aus der Heidelberger Universitätsmatrikel.
[vergl. Gustav Toepke: Die Matrikel der Universität Heidelberg 1386-1662, 3 Bde 1884-1893. Und Beda Gundl: Angehörige der Universität Heidelberg aus der Diözese Eichstätt von 1386-1662. In: Sammelblatt des Hist. Vereins Eichstätt, Jg.2, Eichstätt 1889, S.25]
    Am 7.4.1513 wurde "Laurentius Lemlyn de Eystat diocesis Eustatensis" an der Universität Heidelberg immatrikuliert.
 
Laurentius Lemlyn, Universitätsmatrikel Heidelberg 1513
.
     Am 13.11.1514 promovierte "Laurentius Lemlyn" in Heidelberg zum "baccalaureus in artibus". Ein "p", das neben elf Namen der fünzehn Prüfungskandidaten seines Jahrgangs steht, zeigt an, dass er als "pauper" (=Armer) keine Prüfungsgebühr zu bezahlen brauchte. Hinter seinem Namen wurde später in roter Tinte "Requiescat in pace" eingetragen, aber es gibt keinen Hinweis, aus welchem Jahr diese Todesnotiz stammen könnte.

 
Laurentius Lemlyn, Universitätsmatrikel Heidelberg 1514
[Kopien Univ.Archiv Heidelberg durch Karl-Heinz Lämmel 1988]

    Meist wird angegeben, dass er vor 1549 starb, dem Jahr, in dem Georg Forster im Vorwort des dritten Teils seiner Liedersammlung Lemlin erwähnt. Das aber dürfte ein Irrtum sein, der durch den unrichtigen Bezug des Wortes "selig" entstand. "Selig" sei auf den 1544 gestorbenen Kurfürsten Ludwig den V. zu beziehen, unter dem Lemlin gewirkt hatte, aber nicht auf Lemlin, der 1549 noch gelebt haben muss.

    Lemlin kam nicht nur aus der Diözese Eichstätt, wie manche Autoren annehmen, sondern explizit aus Eichstätt selbst, wie aus dem Matrikel-Eintrag von 1513 hervorgeht. Falls er nun 1513 als junger Student "aus Eichstätt" eingeschrieben wurde, dann müsste sein Vater zu dieser Zeit in Eichstätt gelebt haben. Das ist aber nicht der Fall, denn zu dieser Zeit gab es in Eichstätt keine Familie dieses Namens. Nimmt man dagegen an, dass er bei der Immatrikulation in Heidelberg bereits älter war, - und dafür spricht, dass er bereits nach einem Jahr zum Baccalaureus promoviert wurde - dann muss "aus Eichstätt" seine bisherige Wirkungsstätte bezeichnen. Er könnte also in Eichstätt bereits seit einigen Jahren als Musiker oder Geistlicher tätig gewesen sein, bevor er nach Heidelberg ging. Vielleicht war er vor 1513 Lehrer oder Kantor an der Eichstätter Domschule, auch wenn keine Urkunde gefunden wurde, die dies belegen würde. Dafür spricht, dass Forster ihn einen "frommen Preceptor" nannte. Lemlin müsste dann bereits um 1480/1490 geboren sein. Im Jahre 1549, als Forster ihn erwähnt, dürfte er also 60 bis 70 Jahre alt gewesen sein. Und so wie auch sein Schüler Georg Forster aus Amberg stammte, dürfte auch er aus Amberg stammen, wo am dortigen Pfalzgrafenhof eine Lemmel/Lemlin-Familie um 1500 nachgewiesen ist. Die erhaltenen Urkunden sind freilich so lückenhaft, dass man seine Eltern nicht angeben kann.

Weiteres und Quellenangaben siehe: 
"Familienblatt" sowie Kapitel 8.4 im Aufsatz über die Lemmel in der Oberpfalz

H.D.Lemmel, 1981, seither mehrfach ergänzt, zuletzt Dez.2010





Eine Zusammenstellung 2011 aus dem Internet
http://www.worldcat.org/identities/lccn-nr91-40037


Most widely held works by Lorenz Lemlin

> 2 Lieder for 4 voices or instruments by Lorenz Lemlin( ) 1 edition published in 1988 in German
> 3 lateinische Psalm-Motetten : zu 4 Stimmen by Lorenz Lemlin( ) 1 edition published in 1995 in Latin
> In manus tuas : zu 4 Stimmen : aus Selectae harmoniae de Passione Domini 1538 by Lorenz Lemlin( ) 1 edition published in 2004 in Latin
> Songs of a travelling apprentice Renaissance entertainment from Germany, Flanders and Italy( Recording ) 1 edition published in 1976 in German
> Die Hausmusik in Deutschland in dem 16., 17. und 18. Jahrhundert : Materialien zu einer Geschichte derselben, nebst einigen Vocal- und Instrumental-Compositionen by Carl Ferdinand Becker( Book ) 1 edition published in 1840 in German
> Gesang im Grünen Chormusik zu Frühling, Natur und Wandern; 32 Sätze für gemischten Chor aus 4 Jahrhunderten( ) 1 edition published in 1990 in German
> The Chester book of madrigals by Anthony G Petti( ) in English
> Zehn weltliche Lieder, aus Frische teutsche Liedlein (Teil III bis V) : zu 4, 5 und 8 Stimmen( ) 1 edition published in 1957 in German
> Der Gutzgauch by Lorenz Lemlin( ) 2 editions published between 1934 and 1948 in German
> In manus tuas : zu 4 Stimmen aus Selectae harmoniae de Passione Domini by Laurentius Lemlin( ) 1 edition published in 2004 in Latin
> Der Heilbronner Musikschatz( Recording ) 1 edition published in 1995 in German
> In manus tuas zu 4 Stimmen; aus Selectae harmoniae de passione Domini, 1538 by Laurentius Lemlin( ) 1 edition published in 2005 in Latin
> Das deutsche Chorlied um 1600( Recording ) 1 edition published in 1982 in German
> In manus tuas Domine by Lorenz Lemlin( Book )
> Deus in adjutorium meum intende : Ps. LXIX by Lorenz Lemlin( Book )
> Zehn weltliche Lieder : zu 4, 5 und 8 Stimmen : Teil III bis V by Georg Forster( ) in German
> Cuckoo Song. Der Gutzgauch. For Four-part Chorus of Mixed Voices with Cuckoo-Calls for Sopranos a cappella. English version by M. Bernstein ... Edited by C. Deis by Lorenz Lemlin( ) 1 edition published in 1934
> Teutsche Liedlein, dritter Teil (1549); die Heidelberger Liedmeister( Recording ) 1 edition published in 2000 in German
> Macalester Concert Choir by Macalester College( Recording ) 1 edition published in 1974
> German choral music from the 16th to the 20th centuries( Recording ) in English