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zur Ahnentafel
Schumann
Einige
Anmerkungen zur
Ahnentafel Schumann
Diese Ahnentafel enthält die Ahnen meiner
Urgroßmutter, der
1824 in
Danzig geborenen Marie Lemmel geborene v.Schumann. Die weitaus meisten
Vorfahren lebten seit um 1300 in Danzig mit etlichen Zweigen in den
Hansestädten von Amsterdam bis Reval. Abgespalten von der
vorliegenden Ahnentafel wurden die Vorfahren des Ratsherrn Hartmann
Maul, geboren 1637 in Leipzig, der 1688 nach Danzig kam und hier
heiratete. Seine Vorfahren, die in Leipzig, Oberpfalz und
Nürnberg
lebten, werden in einer separaten
Ahnentafel dargestellt.
Entstehungsgeschichte
Die Arbeit an dieser Ahnentafel begann bereits um 1930 durch Erich
Lemmel in Königsberg, Mitglied des Vereins fnr
Familienforschung
in Ost- und Westpreußen, und durch meinen Vater Dr. Gerhard
Lemmel in Königsberg. Erich und Gerhard Lemmel sind Enkel der
Probandin dieser Ahnentafel, Marie (von) Schumann, geboren 1824 in
Danzig.
Die damaligen Forschungen fanden bald Anschluss an bereits vorhandene
Ahnenlisten und Familiengeschichten der Familien Schumann, Zernecke und
v.Groddeck.
[vergl. u.a. Gotha, Briefadel, Bd. 3 und 6]
In der Familie Schumann hatte es bereits seit langem intensive
Familienforschung gegeben: Schon Gabriel Schumann, der im Jahre 1700
starb, verfasste ein Lebensbuch mit Angaben zu seiner Familie; 1901
erschien in Danzig eine "Geschichte der Familie Schumann" von Paul
(von) Schumann.
[vergl. Familienkundliche Nachrichten Bd.4 Nr.2 1976 S.30,
wo
dieses Werk gesucht wurde.]
Nach 1945 führte Erich Lemmel die Arbeit zusammen mit mehreren
Schumann-Vettern weiter, und in den 1950er Jahren begann auch ich, mich
mit dieser Ahnentafel zu befassen. Um 1960 reichte ich eine erste
Fassung bei der (damaligen) Ahnenstammkartei Dresden ein [AL8778]. 1963
ließ ich sie ergänzen, und zwar von Kurt Wensch nach
den
Unterlagen in der Ahnenstammkartei Dresden, und von Helmut Strehlau
nach den Unterlagen der Westpreußenkartei. Die daraus
resultierende Fassung von 1965 erhielt in der Leipziger Zentralstelle
für Genealogie die Nummer AL8957.

Nun legte Frau Dorothea Weichbrodt geb. v.Tiedemann ihr umfangreiches
und überaus verdienstvolles Stammtafelwerk über
"Patrizier,
Bürger, Einwohner der Freien und Hansestadt Danzig" vor.
[Danziger Verlags-Gesellschaft Paul Rosenberg, Klausdorf
bei
Kiel, Bd.1 1988, Bd.2 1987, Bd.3 1990, Bd.4 1992, Bd.5 1993]
Hieraus ergaben sich zahlreiche Ergänzungen und
auch
einige
Korrekturen, die 1994 zu einer Neufassung führten, die nur in
wenigen Exemplaren vervielfältigt wurde.
Zu dem Werk von Frau Weichbrodt und zu der Kopernikus-Verwandtschaft in
der AL Schumann veröffentlichte ich einen Aufsatz.
[Hans-Dietrich Lemmel:
Beiträge zu Copernicus und seiner
Verwandtschaft. Zeitschrift "Genealogie" Heft 1-2/1993
S.385-406]
Viele Teile der Ahnenliste erhielt ich gleichlautend von Erich Lemmel,
von Helmut Strehlau und von Dorothea Weichbrodt, teilweise auch aus
anderen Quellen. Die gute Übereinstimmung der Daten zeigt,
dass
alle sorgfältig gearbeitet haben. Dennoch fanden sich
Abschreibfehler und Unklarheiten, was bei der Fülle des
Materials
nicht zu vermeiden ist. In etlichen Fällen habe ich auf solche
Diskrepanzen hingewiesen, ohne immer klären zu
können,
welches die korrekte Lesart ist.
Seit 2007 ist diese Ahnentafel im Internet veröffentlicht,
und zwar in grafischer Übersicht. Für
einzelne Personen kann man durch
Anklicken die Einzelheiten mit
den Lebensdaten, Regesten und Quellenangaben erhalten. Durch das
Internet ergaben und ergeben sich Kontakte, die zu weiteren
Ergänzungen führen, die nach und nach eingearbeitet
werden.
Zu den Danziger
Ratsfamilien
Diese Ahnentafel zeigt, daß die Danziger Ratsfamilien eine
erstaunlich geschlossene Gesellschaft darstellten. Es gibt
über
viele Generationen kaum eine Ahnenlinie, die aus Danzig hinaus in
andere
geografische Bereiche führt. Wenn überhaupt
Ahnenlinien nach
auswärts führen, dann meist in die
westpreußischen
Schwesterstädte Thorn und Elbing.
Anders ist es in der frühesten Zeit, in der Hansezeit, in der
die
Ahnenliste Danzigs Beziehungen zum ganzen Hanseraum von Holland und
Westfalen im Westen bis Dorpat und Reval im Nordosten widerspiegelt. Im
Süden gibt es Beziehungen nach Breslau und Warschau. Aber mit
dem
Ende der Hanse und der weitgehenden Trennung vom übrigen
Deutschland gerieten die Danziger Familien offenbar in eine Isolierung,
die erst nach 1800 endete, als Danzig preußisch wurde.
Großenteils liest sich diese Ahnenliste wie ein Verzeichnis
der
Danziger Ratsherren und Bürgermeister. Unter den Danziger
Ratsfamilien zeigt sich ein dichtes Geflecht von Verwandtschaften. Es
gibt viele Kettenehen: Witwer A heiratet eine junge Frau B; diese
heiratet als Witwe den C, der als Witwer wieder heiratet, und so fort.
Mehrfach kommt es vor, daß Halbgeschwister an verschiedenen
Stellen der Ahnentafel auftauchen. Selten heiraten nahe Verwandte, aber
weitläufig verwandt sind die Ehepartner häufig. So
gibt es in
der Ahnenliste Schumann einen beträchtlichen Ahnenschwund. Von
der
Probandin Marie Schumann sind rund 3000 Vorfahren bekannt; das sind
jedoch nur rund 1000 Personen. Das entspricht einem Ahnenschwund von
zwei Dritteln. Viele Vorfahren sind also doppelte oder vielfache Ahnen.
Lukas Watzelrode in Thorn (* um 1407) und seine Frau Katharina,
Großeltern von Kopernikus, waren schon von Erich Lemmel als
unsere dreifachen Vorfahren festgestellt worden. Aus den Stammtafeln
von Dorothea Weichbrodt ergaben sich nun drei weitere Ahnenlinien, die
zu den Kopernikus-Großeltern führen.
Der etwa 1300 geborene Urgroßvater von Lukas Watzelrode,
Ururur-Großvater von Kopernikus, ist sogar 26-facher Vorfahr
von
Marie Schumann.
Auffallend ist, daß Frauen oft in sehr jungen Jahren heiraten
und
Kinder bekommen, während andererseits Männer oft noch
in
recht hohem Alter heiraten und Kinder bekommen. Dadurch gibt es starke
Generations-Verschiebungen, und manche Vorfahren tauchen in 3 oder 4
verschiedenen Ahnen-Generationen auf.
Viele der Danziger Ratsfamilien wurden geadelt, entweder vom polnischen
König, oder vom Kaiser, oder von beiden. Sie machten aber in
den
seltensten Fällen von ihrem Adel Gebrauch. Erst nach der
Annektion
Danzigs durch Preußen beginnen viele Familien, das
"von" ihrem Namen voranzustellen. Die Probandin dieser Ahnenliste wird
nur in ihrer Todesurkunde als geborene "von Schumann" benannt, sonst
immer nur "Schumann". Zur Führung des "von" musste
der traditionelle Danziger Adel erst von den preußischen
Behörden bestätigt werden. Die
Sekundärliteratur ist in
dieser Hinsicht uneinheitlich. Oft wird das "von" dem Namen
vorangestellt, wohl nicht unrechtmäßig, auch wenn in
den
Originalurkunden der Familienname meist ohne "von" angegeben ist.
Vorzuziehen ist es freilich, die Namen so wiederzugeben, wie sie in den
Originalurkunden vorkommen.
Wenn auf der einen Seite viele Danziger Familien das
Adelsprädikat
"von" nicht benutzten, so muss andererseits darauf hingewiesen
werden, dass das in vielen Danziger Familiennamen vorkommende
"von" (oder auch "van") oftmals kein Adelstitel ist sondern eine
Herkunftsbezeichnung. Das schließt freilich nicht aus,
daß
solche Familien gelegentlich auch geadelt wurden, so dass dann das
"von" in doppelter Bedeutung vorkommen kann.
Etliche der in dieser Ahnenliste genannten Personen kommen, teils als
Hauptfiguren, in den großen westpreußischen
historischen
Romanen vor, insbesondere
- Ernst Wichert:
Heinrich von Plauen,
- Ernst Wichert: Der
Bürgermeister
von Thorn,
- Gustav Freytag:
Marcus König
(4.Teil des Romans "Die Ahnen").
Auch die Kopernikus-Biografien nennen etliche Personen dieser
Ahnenliste; siehe
- Georg Hermanowski:
Nikolaus Kopernikus.
Die folgende Tafel zeigt unsere Verwandtschaft mit Tileman vom Wege,
dem Titelhelden in Ernst Wicherts Roman "Der Bürgermeister von Thorn".

Von etlichen Personen dieser Ahnenliste sind Porträts
vorhanden,
die teils noch heute im Danziger Stadtmuseum zu sehen sind. Das
berühmteste ist das Holbein-Porträt des Danziger
Kaufmannes
Georg Gisze von 1532 (im Museum in Berlin-Dahlem) - hier erscheint sein
Familienname Giese in seltsamer Schreibweise, die weder richtig deutsch
noch richtig polnisch ist.

[Kuwait National Museum Newsletter 22 (1989) S.20]
Auf eine Reproduktion dieses Porträts
stieß ich zu meiner Überraschung im Nationalmuseum
von
Kuwait: auf dem Georg-Giese-Porträt hat Holbein einen
Orient-Teppich abgebildet, und zwar einen besonderen Teppich-Typ
türkischer Herkunft, für den das Holbein-Bild die
älteste Dokumentation darstellt. Ein altes Original dieses
Teppich-Typs, der als "Holbein-Teppich" bezeichnet wird, gab es im
Museum in Kuwait - jedenfalls bis zu dessen Ausplünderung
durch
die Iraker. In der Museums-Zeitschrift wird Georg Gisze freilich als
"italienischer" Kaufmann angesehen, ein
Irrtum, auf den ich als naher Verwandter von Georg Gisze den Direktor
des Museums hinweisen konnte. Jedenfalls ist es interessant, aus dem
Holbein-Porträt zu sehen, dass ein Danziger Kaufmann um 1500
einen wertvollen Orient-Teppich im Hause hatte. Die Schiffe der
Danziger Kaufleute fuhren ja bis ins Mittelmeer, wie es auch
für
den einen oder anderen Ahnen von Marie Schumann belegt ist.
Marie Schumann war selbst eine fünffache Schumännin.
Denn
viele der Schumann-Ehefrauen hatten auch schon eine Schumann-Ahnfrau,
wie in der folgenden Tafel zu sehen ist.

Plan der Danziger Marienkirche
Hier befinden sich Epitafien und Grabplatten von vielen Schumann-Ahnen
und ihren Familien. Etliches war nach 1945 zunächst verschwunden,
wurde dann aber nach und nach restauriert und am ursprünglichen
Ort wieder angebracht. Der Plan ist von 1995. Viele der Kapellen und
Grabmäler werden in der Ahnenliste erwähnt.
[Stanislaw Bogdanowicz: Marienkirche in Danzig. Laumann-Reiseführer 2.Aufl.1995]



Das Schumann-Epitaf ist für Vater und Sohn Gabriel Schumann:
Gabriel Schumann, *1559, +1631, Ratsherr
oo1) mit Anna Schultz (= Mutter des jüngeren Gabriel)
oo2) mit Hedwig Rogge
Gabriel Schumann, *1595, +1654, Ratsherr
oo1) mit Maria Koseler
oo2) mit Adelgunde Wieder
Unter den Porträtköpfen der beiden Gabriel Schumann sind drei
Familienwappen; in der Mitte das Wappen Schumann mit den Hörnern,
links (vom Betrachter aus gesehen) das Wappen Rogge (Ähren), und
rechts ein mir unbekanntes Wappen . Letzteres ist weder das Wappen
Koseler noch das Wappen Wieder. Es müsste also das Wappen Schultz
sein (HDL).
Ein Interieur aus der Danziger Marienkirche von Carl Moll, Wien, 1896.
Öl auf Leinwand, signiert CMoll 1896.
Um 1990 Kopie (Ausschnitt) der Galerie Reinhold Hofstätter, Wien.
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