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Ritter v.Lämel aus Tuschkau in Böhmen
Aus dem Lemmel-Archiv, von Hans-Dietrich Lemmel, Wien, Dezember 2008

Simon Lämmel, *1766 in Tuschkau bei Pilsen, 
1845 in Wien. Großhändler und Armeelieferant in Prag und Wien. !811/1812 Edler von Lämel. Sein Sohn:

Leopold v.Lämel,  *1790 in Prag, 
1867 in Prag. Großhändler und Bankier in Wien. 1856 Ritter von Lämel.

  zum Aufsatz über die jüdischen Lemmel
                                                                       Tus
                                                              Stamm Tuschkau
Tus-1/a
 Lemel
*?1735
ein Jude ohne Familiennamen
in Tuschkau bei Pilsen
    │
    │
    ├────────────────────────┬────────────┬───────────┬────────────────┬──────────┐
   2/a                       │           2/c          │                │          :
Simon Edler v.Lämel      Emanuel       Joachim       2/j               │          │
*1766 Tuschkau           Lemelsfeld    Lemelsfeld   Regina/Rosalia  Magdal.   Eleonore
†1845 Wien               *?1768        *?1770       *1774           ∞Zappert  Mauthner
Großhändler              Kaufmann      Kaufmann     ∞Jeitteles
Duschenes               in Prag       in Prag
    │                    ∞Baruch
    │
    │
  ┌─┴───────┬────────────────┬─────────────┬───────────┬────────┬─────────┐
 3/a       3/b               │             │           │        │         │
Elise    Leopold            3/d           3/e          │        │         │
Herz    Ritter v.Lämel    Therese       Franziska    3/f       │         │
  │      *1790 Prag        *?1793        *1796       Louise  Karoline    3/j
  │      †1867 Prag        ∞v.SalemsfelsWiener     *1801   ∞Ebers      Anna
  │      Bankier in Wien                             ∞Marx              ∞Karl Jontof
  │         │                                                           Seine Schwester ist
  │         │                                                           die Großmutter von
Wilhel-     │                                                           Arnold Schönberg
mine     Töchter, kein Sohn                                               │
v.Hof-  Eine der Töchter stiftete                                       4/j
manns-   die Lämel-Schuleund                                           Regine Jontof
thal     das Lämel-Spital                                               ∞Eckstein
         in Jerusalem                                                     │
                                                                         5/j
                                                                        Valerie Eckstein
                                                                        ∞Fuchs
                                                                          │
                                                                        Gerta Fuchs
                                                                        Schriftstellerin
                                                                        in Wien
                                                                        ∞Hartl
30.12.2008
      Ein jüdischer Lämel-Stamm aus Tuschkau bei Pilsen

In geneanet (Marcé) wird angegeben:
Elisabeth Laemmel von Laemmelsfeld, geboren 1775, +1814, oo mit
Simon Koenigswarter, *1774, +1854, Sohn von Jonas Hirsch Koenigs-
warter (1740-1805) oo Charlotte Oppenheim (1740-1826).

Ergänzungen gibts bei geneanet
#[ancestry 2023]


Im Öst. Staatsarchiv befindet sich ein umfangreicher Akt über Simon Lämel und seinen Adelsstand. Darunter u.a. ein Vortrag über eine Belohnung des Prager israelitischen Großhändlers Simon Lämmel.
##

    
Simon Lämmel, Porträt (Öst.Nat.Bibl., Porträtsammlung NB 514.309 B(R)F)
sein Adelsbrief mit Wappen (Fotos unbekannter Herkunft)


Ein Blatt "zur Erinnerung an die Aufhebung der böhmischen Judensteuer" durch Kaiser Ferdinand, mit einer eingedruckten Widmung "Herrn Leopold Edlen v.Lämmel und dem Andenken an dessen seel. Vater Herrn Simon Edlen v.Lämmel". (Foto unbekannter Herkunft)

Leopold v.Lämmels Töchter stifteten nach seinem 1867 erfolgten Tod in Jerusalem die Lämel-Schule und das Lämel-Spital.
[wikipedia 2020]
Von der Lämel-Schule gibt es eine Silbermedaille (um 1903) als Schulprämie.


                                                 [aus einer Auktion 2019, im Internet]

Rechts oben sieht man den Namen לצמצל = Lemel. (Die Buchstaben L M L und das Vokalzeichen dazwischen. Transliteriert kann es nicht nur Lemel, sondern auch, wie in Wien üblich, Lämel oder Lämmel heißen.) Die Buchstaben L und M sieht man wieder in der Mitte in "Jerusalem". Die Umschrift lautet etwa "Die Schule von Shimon vom edelsten des Hauses Lemel". Um die Palme herum ist ein Zitat aus Psalm 8,3: "Aus dem Mund von Kindern und Säuglingen hast du eine Macht errichtet." [Übersetzung A.L.]

      
            [Deutsche biographische Enzyklopädie, dtv 2001, S.195]

Goethe äußerte sich über das Judentum 1812 in Karlsbad zu dem Prager Juden Simon
von Lämel
: "Der Eindruck, den ich in früher Jugend in meiner Vaterstadt Frankfurt empfing,
war mir ein mehr erschreckender. Die Gestalten der engen und finstern Judenstadt waren
 mir gar sehr befremdlich..."
[Arnd Müller: Geschichte der Juden in Nürnberg 1146-1945, Seite 119. Beiträge zur Geschichte und
Kultur der Stadt Nürnberg, Band 12, 1968. – GL1977]


März 1848 in Prag: Graf Stadion erließ eine neue Gemeindeverfassung, nach der Ende
März 1848 gewählt wurde. Am 30.August wurde aus einem 149-gliedrigen Bürgerausschuss
ein engerer 48-gliedriger Ausschuss gewählt, darunter: "der bekannte jüdische Philantrop und
spätere Präsident der jüdischen Kultusgemeinde Leopold von Lämmel".
[Leo Epstein: Die Deutschen in der Prager Stadtvertretung von 1827 bis 1927. Kopie eines
Aufsatzes in einer Druckschrift, deren Titel nicht notiert wurde, Seite 72f.]

zu Simon v.Lämel

In der antijüdischen Naziliteratur wird Simon Lämel erwähnt, wobei, von der antisemitischen Tendenz abgesehen, einiges historisch Interessante über ihn berichtet wird.

Aus dem  "Giftschrank" der Bibliotheken:
Peter Deeg: Hofjuden
(Herausgeber: Julius Streicher)
Verlag Der Stürmer, Nürnberg 1939

S.27: 1869 gibt es die "Rothschild-Lämelsche österreichische Kreditanstalt für Handel und Gewerbe".

S.285ff: Duschenes, ein Bruder des einstigen Hofjuden Augusts des Starken, Geschäftsvertreter des jüdischen Handelshauses Duschenes in Prag, verehelichte seine Tochter Babette mit dem Bankier Simon Lämel. Der Sprößling beider, Leopold, nimmt die Sophie Seeligmann zum Weib, eine Tochter Aron Elias Seeligmanns, Baron von Eichthal, und Nichte des Dresdener Lemle Elias Seeligmann.

Lämel ist es, der sich schon frühzeitig eine gewichtige Stellung beim habsburgischen Kaiserhaus gesichert hat. In den 1780er Jahren gründet er die Prager Lämel-Bank, errichtet dazu ein Großhandelshaus, beherrscht damit bald die diametralsten Warenmärkte, wie Tuchmanufaktur, Tabak, Wolle, Salz und figuriert außerdem in den napoleonischen Kriegen gegen Österreich auch noch als einer der bedeutendsten Armee-Lieferanten der habsburgischen Heere, deren Rüstungsmaterial durch anderthalb Jahrzehnte hindurch immer wieder von Napoleon erobert oder zerschlagen wird.

Der Jude Lämel liefert da ohne Unterlaß Kriegsbekleidung, Fertig- und Halbfertigfabrikate aller Art, Nahrungsmittel, Stoffe, Gewehre, Wolle, Munition, Geschütze und sonstigen Kriegsbedarf. Die Millionen kapitalisierter Steuern und anderer versilberter Staatswerte, die ihm als Entgelt dafür aus den staatlichen Kassen zufließen, nützt er sogleich doppelt. Denn durch die Lämel-Bank gehen sie den Staatskassen umgehend in Form von hochverzinslichen Darlehen wieder zu, um als Zahlgelder Österreichs an Frankreich für die von Napoleon verlangten Kriegsentschädigungen verwendet zu werden.

Besonders Leopold, der Sohn, versteht sich auf diese doppelten Kapitaltransaktionen. Schon im Knabenalter tritt der 1788 geborene Judenjunge in das väterliche Geschäft ein, wird Mitinhaber des Großhandels- wie des Bankhauses, kontrolliert später gleichzeitig als Direktor die Prager Filial-Escompte-Anstalt der Österreichischen Nationalbank und dirigiert als Vorstand des Prager Handelsstandes die böhmische Wirtschaft.
(aus dem Buch von Deeg)

Simon Lämel, den Vater, befördert Kaiser Franz von Österreich am 5.Dezember 1811 in den Adelsstand. Ein Jahr später ernennt der Feldmarschall Fürst von Schwarzenberg ihn zum kaiserlichen Armeelieferungskommissär. Leopold, den Sohn und Parlamentsabgeordneten, macht Kaiser Franz Joseph am 17. April 1856 zum Österreichischen Ritter von Lämel. Einer seiner Schwiegersöhne wird der französische Kammerabgeordnete Leon Israel; ein anderer der Ritter Edmund Wiener von Welten, Vorstand der Moses Montefiore'schen "Alliance Israelite" und Präsident der Österreichischen Bodenkreditanstalt.

Kaum ist in den Jahren 1814 und 1815 der Krieg gegen Napoleon beendigt und der Wiener Kongreß eröffnet, als auch schon Simon von Lämel und sein Sprößling sich einstellen, um im Verein mit den Eichthals, Rothschilds, Arnsteins und übrigen hofjüdischen Kriegsgewinnlern das Werk der Emanzipation des Gesamtjudentums in den Staaten Europas zu vollenden.

S.425: ...Österreich verkauft für 77 Mio. Gulden die Staatsbahnen dem neuen jüdischen Trust, dem Crédit-Mobilier-Conzern. Gemeinschaftlich mit dem jüdischen Bank-Ritter von Lämel und den Fürsten von Schwarzenberg, Auersperg, Fürstenberg sowie mit anderen vom Hochadel und der Regierung im Bunde, kommt das Haus Rothschild nun einem vom Gesandten Baron Hübner geförderten Isaak Pereira'schen Plan zur Gründung eines neuen gewaltigen Österreichischen Kreditinstituts zuvor.

Dieses, die Rothschild'sche Österreichische Kreditanstalt, wird mit 200 Mio Mark Aktienkapital ins Leben gerufen.

Kurze Zeit später schon kauft das neue, "für Handel und Gewerbe" eingetragene Unternehmen dem österreichischen Staat den Rest seiner Bahnen in Oberitalien für 100 Mio Lire ab...; bald verschleudert der Kaiserstaat auch die Südbahn an die Rothschild-Lämel-Gruppe.


Goethe und Leopold von Lämel

Leopold v.Lämels Schwiegervater Aron Elias Seligman lebte in Leimen (bei Heidelberg). Daher gibt es in der Webseite der Stadt Leimen einen Aufsatz von R.Dorsch über Leopold von Lämel und Goethe.
[Internet 2022, leimen.de]

Aus der Ehe des Aron Elias Seligmann mit Hintele Levi, Tochter des Fürstlich Hohenzollerschen Hoffaktors, gingen zehn Kinder hervor, fünf Söhne und fünf Töchter. 1799 erhielt er in der Kurpfalz das Bürgerrecht. In der Urkunde vom 28. Juni 1799 heißt es:

„Von Gottes Gnaden Maximilian Joseph. - Die ausgezeichneten Verdienste, welche Unser Hofagent Aron Elias Seeligmann  durch mehrere Jahre sich um Uns und Unsere Rheinpfälzischen Staaten erworben, sowie dessen biedere und patriotische, in so vielen Gelegenheiten erprobte Gesinnungen, wodurch er Unserer Rheinpfalz beträchtlichen Nutzen verschaffet, haben Uns bewogen .... demselben und dessen sämtliche Kinder sowohl Söhne als Tochtermänner das vollkommene Bürgerrecht nebst der Befugnis zu erteilen, daß sie in Kurpfalz allenthalben sich niederzulassen, liegende Güter an sich zu bringen und überhaupt alle Gewerbe, die sonst ein christlicher Untertan nur zu unternehmen befähiget, nach ihrem gutfinden ebenfalls zu treiben befugt und ermächtigt sein sollen...“.

Die Verleihung des Bürgerrechts durch den Kurfürsten Maximilian Joseph war die Einleitung zu seiner Übersiedlung nach München; denn der Kurfürst kannte den Kurpfälzischen Hoffaktor Seligmann schon zu Carl Theodors Zeiten. Auch ihm lieh er Geld und er war bei den Spielrunden im Rohrbacher Schlößchen oft im Vorzimmer anwesend, um dem oftmals mittellosen Herzog Max Joseph von Zweibrücken mit Geld auszuhelfen. Nach dem Tode von Carl Theodor drängte Max Joseph als neu ernannter Kurfürst Aron Elias Seligmann, 1799 seinen ständigen Wohnsitz von Leimen nach München zu verlegen. Seligmann wurde in München immer stärker in das desolate Finanzsystem des Bayrischen Staates und des Hofes eingebunden. So hatte er u.a. die Besoldung des diplomatischen Dienstes zu besorgen und übernahm die Verpflegung für die Bayrischen Truppen. Sein Unternehmen und Bankhaus errichtete er in der Theatiner Straße 16 in München. Auf Grund seiner finanziellen Förderung des Bayrischen Staates wurde er mit seinen Kindern am 22. September 1814 in den Bayrischen Freiherrenstand erhoben. Er erhielt das Wappen derer von Thalmann, einer ausgestorbenen Augsburger Adelslinie.

Als Hoffaktor und Baron von Eichthal bemühte er sich, seine Kinder standesgemäß mit Nachkommen reicher Hoffaktoren zu verheiraten. So heiratete Rachel, seine jüngste Tochter, geboren am 1.September 1790 in Leimen, den Leopold Edler von Lämel. Er war der Sohn des wohlhabenden Simon Lämel (1766 - 1845), der 1787 in Prag ein Großhandels- und Bankhaus gründete. Der Handelsmann Simon Lämel betrieb eine Tuchmanufaktur, förderte in Böhmen die Schafzucht und die Schafwollindustrie. Durch geschickte Transaktionen während der französischen Invasion in den Jahren 1801, 1805 und 1809 kam er als österreichischer und preußischer Heereslieferant zu großem Vermögen. Auf Grund seiner Verdienste um den österreichischen Staat erhob ihn Kaiser Franz I. in den erblichen Adelsstand und Fürst Schwarzenberg ernannte ihn zum Armeekommissär. Sein Sohn Leopold wurde 1788 in Prag geboren. Schon früh band der Vater seinen Sohn in die Geschäfte ein. Als Mitbegründer der Prager Sparkasse im Jahre 1825 wurde er dessen Direktor. 1841 errichtete Leopold in Prag eine der ersten industriell betriebenen Kammgarnspinnereien. Er war Mitglied der Elb-Schifffahrt- und der Tetschner Kettenbrücken-Gesellschaft. Nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1845 führte er die  Lämelschen Unternehmen weiter. Große Verdienste erwarb er sich 1848 beim Prager Pfingstaufstand. Mit anderen Bürgern erreichte er vom Fürsten Windischgrätz die Einstellung militärischer Maßnahmen. Als 1849 die österreichischen  Bankhäuser zu einer neuen Staatsanleihe nicht zu bewegen waren, machte er dem Staat als einziger Patriot das Angebot, sich zu beteiligen und für die Staatsanleihe Sorge zu tragen. Am 17. April 1856 wurde er wegen seiner Verdienste mit dem Ordern der eisernen Krone ausgezeichnet und in den Ritterstand erhoben; danach durfte er sich Leopold Reichsritter und Edler von Lämel nennen. 1861 wurde er Landtagsabgeordneter und von 1850 bis 1856 war er Mitglied der Böhmischen Handelskammer. Leopold von Lämel erwarb sich große Anerkennung in seiner jüdischen Gemeinde zu Prag. Ihm ist die Erhaltung des alten jüdischen Friedhofs zu verdanken und für verarmte Mitbürger errichtete er Stiftungen. 1846 bewirkte er die Auflassung der Judensteuer in Böhmen.

Badereisen nach Franzensbad, Teplitz, Marienbad und Karlsbad waren um die Jahrhundertwende groß in Mode gekommen. Während in fast allen europäischen Ländern Napoleon mit seinen Truppen für Unruhe sorgte, war in den böhmischen Bädern die Welt noch in Ordnung. So zog es auch Goethe 1812, als Napolen den Rußlandfeldzug begann, wieder nach Karlsbad, wo er am 22. August 1812 Leopold von Lämel begegnete. Goethe bekannte gegenüber Leopold:

„Der Eindruck, den ich in früher Jugend in meiner Vaterstadt empfing, war mir ein mehr erschreckender. Die Gestalten der engen und finsteren Judenstadt waren mir gar sehr befremdliche und unverständliche Erscheinungen, die meine Phantasie beschäftigten, und ich konnte gar nicht begreifen, wie dieses Volk das merkwürdigste Buch der Welt aus sich heraus geschrieben hat. Was sich allerdings in meiner früheren Jugend als Abscheu gegen die Juden immer regte, war mehr Scheu vor dem Rätselhaften, vor dem Unschönen. Meine Verachtung ..... war mehr der Reflex der mich umgebenden christlichen Männer und Frauen. Erst später, als ich viele geistbegabte, feinfühlige Männer dieses Stammes kennen lernte, gesellte sich Achtung zu meiner Bewunderung, die ich für das bibelschöpferische Volk hege ....“

In Goethes Tagebuch ist unter dem Datum 6.5.1812 verzeichnet: „Brief an Banquier Lämmel in Prag. Ich wünschte zu erfahren, wie hoch der Eimer sowohl von Ofener als von Melnicker, wie sie zu Tischweinen gebräuchlich sind, in Prag kosten. - Am 9ten Mai Früh am Brunnen. Mit dem Postmeister wegen des wohlfeileren Ofener Weins. - Am IIten Mai Angeschaffte zweyte Kiste Wein. - Am 27ten Mai Abermals eine Kiste von 40 Bouteillen gekommen.“

Der Brief war an den Chef des Prager Bankhauses, Simon Edler von Lämel, den er bereits 1811 in Karlsbad kennen gelernt hatte, adressiert. Leopold von Lämel übersandte daraufhin in Abwesenheit seines Vaters am 12. Mai 1812 zwölf Flaschen Melnicker und sechs Flaschen Oedenburger Wein. Goethe antwortet darauf persönlich in einem Brief vom 19. Mai 1812: „...Die mir zugedachten Weine, für die ich mich als einen dankbaren Schuldner bekenne, sind heute glücklich angelangt und sollen nicht anders, als auf Ihre Gesundheit, womit Sie mich in Böhmen empfangen, fröhlich genossen werden. Möchten mir es doch Zeit und Umstände erlauben vor Ihnen und vor den werthen Ihrigen in der Hauptstadt (also Prag) selbst dankbar zu erscheinen.“ 

Aus dem Briefwechsel zwischen Goethe und Leopold von Lämel können wir entnehmen, dass der Dichter seinen Geldwechsel mit Hilfe von so genannten Einlösungsscheinen ausschließlich mit dem Bankhaus Lämel ausführte. Am 10. Juni 1812 schreibt er aus Karlsbad an Leopold von Lämel: „Vor Ew. Hochwohlgeb. möchte ich nicht immer mit ganz leeren Händen erscheinen, deswegen wünsche ich, daß Dieselben die beykommenden Hefte freundlich aufnehmen und zu meinem Andenken verwahren möchten.“ Der berühmte Dichter bedankte sich bei Leopold von Lämel für das Gastgeschenk und mit den „beikommenden Heften“ sind laut Tagebuch vom 18. Juni 1812 die Wahlverwandtschaften gemeint. Im Juli wurden 696 Gulden Wiener Währung durch einen Vertreter an Goethe übergeben. Im Brief vom 12. Juli 1812 erwähnt er das erhaltene Geld und  endet mit Wünschen an das junge Ehepaar Leopold und seine Frau Rachel geborene Seligmann: „Der ich, unter den aufrichtigsten Wünschen für das junge Ehepaar und den besten Empfehlungen an Ihre verehrten Eltern, die Ehre habe mich zu unterzeichnen.“

Goethe reiste nach 19 Wochen langem Aufenthalt zurück nach Weimar. Der Autographensammler Bankier Leopold von Lämel schickte dem von ihm hoch verehrten Dichter Melnicker Wein, um an eine weitere Unterschrift zu kommen. Er erbat sich von Goethe eine Quittung und schrieb: „Erlauben, Exzellenz, daß ich Ihnen zur Erinnerung an Böhmen einen echten Melnicker Wein nach Weimar schicke, den Exzellenz die Güte haben werden, mittelst Quittung als Empfang zu bestätigen!“  Wir vermuten, dass der Schwiegersohn des Aron Elias Seligmann nicht nur den Werther, den Briefroman aus Goethes Sturm- und Drangzeit, gelesen hatte, sondern vor allem Faust Teil I, der 1808 bei Cotta erschien, das dichterische Weltbild seiner Zeit und ein Werk einer neuen Lebensanschauung. Auch seine Frau Rachel, dürfte sich als bildungsbeflissene und belesene Frau mit Goethes Werken beschäftigt haben. Mit der Erhebung ihres Vaters in den Freiherrenstand änderte Rachel ihren Vornamen; sie nannte sich danach Julie Sophia geborene Freiherrin von Eichthal. Aus der Ehe gingen vier Töchter hervor. Eine Tochter verstarb früh; Tochter Auguste heiratete Leopold Javal, Mitglied der gesetzgebenden Versammlung in Paris, Marie ehelichte den bekannten österreichischen Physiologen Dr. Johann Czermak und Julie verband sich mit dem Bankier Ludwig Ladenburg. Der Familienzweig des Prager Schwiegersohns von Aron Elias Freiherr von Eichthal ist heute allerdings ausgestorben.

R. Dorsch

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In "ancestry.de" ist angegeben:

Lämel Salomon Lämelsfeld aus Tuschkau, oo mit Eibenschütz. Kinder:
1. Simon Seike von Lämel  1766-1845
2. Emanuel Lemelsfeld:  *1768
3. Joachim Lemelsfeld  1770-1838
4. Regina Rosalia Lemel  1774-1824
5. Lisette Lämelsfeld von Lämel  1778-1814
6. Eleonore Lemel *1780
7. Jodith Gitel von Lämel  +1803
8. Magdalena Lemel  (ohne Jahreszahlen)
9. Abraham Lämelsfeld  
(ohne Jahreszahlen)