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1151: Cunrad Lembelin aus Nürnberg in Köln

Der Stammvater der meisten Lemmel/Lämmel-Familien, ist Chunrad Lembelin, der 1305 als Zeuge im Nürnberger Bürgerbuch verzeichnet ist.
[Nürnberger Bürgerbuch 1302-15, StsA Nbg Rep.52b]

Unter den Nachkommen in Nürnberg und Bamberg wird die mittelhochdeutsche Namensform Lembelin auf neuhochdeutsch zu Lemlein und Lemmel/Lämmel verwandelt. In den Nürnberger Genealogien um 1500 werden die Lemlein stets zu den Alten Familien gerechnet, aber dazu gibt es keine Urkunden sondern nur Sagenhaftes. So soll es im Jahre 1198 in Nürnberg ein kaiserliches Turnier in Nürnberg gegeben haben, auf dem auch die Lemmel geritten seien. Und sie hätten den Kaiser mit sechs wohl gerüsteten Pferden begleitet und seien auch vom Kaiser geadelt worden. [Siehe die Nürnberger Geschlechterbücher.] Das sind historische Fantasien der Renaissance. Aber eine Kölner Schreinsurkunde belegt tatsächlich, dass die Lembelin schon um 1150 in Nürnberg ansässig waren.

Mit dem ab 1302 geführten Bürgerbuch beginnt in Nürnberg die schriftliche Bürokratie. Daher ist in Nürnberg vor 1300 über Chunrad Lembelins Vorfahren nichts mehr festzustellen. Aber in dem fortschrittlicheren Köln begann man mit der schriftlichen Bürokratie schon um 1100, und da ist es ein glücklicher Zufall, dass dort im Jahre 1151 ein "Cunrad Lembelin aus Nürnberg" verzeichnet ist.
  [Kölner Schreinsurkunden, Digitalisat Nr.1837979.001]

Dessen Vater in Nürnberg dürfte ein Vorfahr des Nürnberger Chunrad Lembelin von 1300 sein.

Die Kölner Schreinsurkunden und die Lembelin-Vorkommen darin sind schon seit langem bekannt. Aber dass ich jetzt eine Kopie bekam, ist eine besondere Geschichte. Am 3.3.2009 stürzte das Kölner Stadtarchiv ein, weil darunter ein U-Bahn-Tunnel gebaut wurde, und man musste befürchten, dass die alten Urkuden verloren sind. Doch nach Abtransport von dreihundert LKW-Ladungen Schutt kamen die Schreinsurkunden wieder zum Vorschein, freilich in sehr schlechtem Zustand. Und tausende von alten Urkunden wurden zur Restaurierung an viele Institute verbracht. Anfang 2024 fragte ich im Kölner Stadtarchiv an, ob die alten Lembelin-Urkunden erhalten sind, und ich bekam die Antwort,dass sie mit einigen anderen in priorisierte Bearbeitung gegeben würden. Im August 2024 war die Bearbeitung beendet, und ich bekam vierzehn digitale Abbildungen, in denen ich die Lembelin-Vorkommen suchen konnte.

Die Kölner Schreinsurkunden sind etwas besonderes. Um 1100 gab es in Köln natürlich kein Papier, und man schrieb auf Pergament, das heißt auf präparierten Schaf- oder Kuhhäuten, wie abgebildet, etwa 60x80 Zentimeter groß.
[Abbildung aus Wikipedia]
Erst später schnitt man diese Häute in Buchseiten-große Rechtecke, die dann gebunden wurden. Aber um 1100 beschrieb man diese Häute auf beiden Seiten von oben bis unten in gotischer Schrift um zu notieren, wer welches Haus an wen verkaufte. Es ist das älteste Grundbuch. Zur Aufbewahrung von den vielen Pergamentbögen gab es besondere Schreine, und daher nennt man diese Pergamente die Schreinsurkunden.

Hier zeige ich zunächst die Gesamt-Ansicht des Pergamentbogens Nr.1837979 Vorderseite, und dann vergrößerte Ausschnitte daraus, bis man in der Mitte der zweiten Spalte den Cunrad Lembelin findet.







Hier sieht man am Ende der ersten Zeile und am Anfang der zweiten Zeile, dass Cunrad de Nurenberch und seine Frau (uxor) ein Haus (domus) verkaufen (emerent). Er war bekannt als Cunrad von Nürnberg, aber der Schreiber fand es nötig, seinen Familiennamen Lembelin noch drüber zu schreiben.




Es gibt weitere Lembelin-Nennungen, insbesondere 1189: der Verkauf eines Hauses "herimanni lembelini", eines Sohnes des Cunrad Lembelin aus Nürnberg.
[Pergamentbogens Nr.1837982 Vorderseite, Spalte 2, oberer Teil.]
Ich zeige wieder den ganzen Pergamentbogen, und dann, daraus vergößert, den Lembelin-Abschnitt.
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...domus qua domina Ida dedit genero suo wolberum et filie sue Ide, que sita est iuxta domum Herimanni Lembelini, nunc est eiusdem Wolberonis et uxoris sue et ipsorum herdeum. Fact. etc. d. t.


An anderer Stelle ist verzeichnet, wie Cunradus und seine Frau Gertrudis ihr Haus an ihren Sohn Hermannus verkaufen, und dessen Frau Gertrudis, wobei die Verkäufer im Haus wohnen bleiben. Hier ist der Familienname "Lembelin" nicht genannt. Aber aus den Daten des Hauses konnte man wohl feststellen, dass es sich tatsächlich um Vater Conrad und Sohn Hermann Lembelin handelt.


Um 1175 verkaufen Hermann und seine Frau Gertrudis ihr Haus.


An andeerer Stelle, etwa 1180, verkauft Cunradus ein Haus an seine Frau Gertrudis. Ist das auch der Lembelin?

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Zur Stammtafel der Nürnberger Lembelin

Die Nürnberger Lembelin sind die Ahnherren vieler Familien namens Lämmlein, Lemmel, Lämmel und ähnlich,siehe die Stammtafeln.

Ein besonderes Beispiel einer Lembelin-Lemmel-Stammreihe zeige ich in "Die Lemmel-Stammreihe von Nürnberg bis Königsberg.

H.D.Lemmel 16.9.2024