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2014 wurde ich von Herrn Christopher Retsch, Verein "Des Schedels Schwarzer Haufen" in Bretten, darauf hingewiesen, dass der Landsknechts-Hauptmann Albrecht Schedel womöglich ein Lemmel ist. Dem möchte ich zustimmen. (HDL)

Wilhelm und Albrecht Lemblin genannt Schedl
von H.D.Lemmel 2014

Von 1503 bis 1505 kämpften verfeindete Zweige der Wittelsbacher im "Landshuter Erbfolgekrieg" gegen einander, wobei sie zusammen mit ihren jeweiligen Bundesgenossen zwischen Rheinpfalz und Oberpfalz große Verwüstungen anrichteten.

Georg der Reiche von Bayern-Landshut starb am 1.12.1503 ohne einen Sohn zu hinterlassen. Mit Testament hatte er seine Tochter Elisabeth als Nachfolgerin eingesetzt, die 1499 den Rupprecht von der Pfalz geheiratet hatte. Diese Erbfolge wurde von Albrecht dem IV. von Bayern-München nicht anerkannt und mit kriegerischen Mitteln bekämpft.

Mitten in den Kämpfen starben Rupprecht und seine Frau Elisabeth im August/September 1504 und hinterließen die unmündigen Söhne Ottheinrich und Philipp. Rupprechts Vater, der schon betagte Pfalzgraf Philipp von der Kurpfalz musste nun für die Rechte seiner unmündigen Enkel Ottheinrich und Philipp Krieg führen. Er war mit Margarethe von Bayern-Landshut verheiratet, einer Schwester von Georg dem Reichen, dessen Tod die Erbschaftskämpfe ausgelöst hatte.

Der Gegenspieler, Herzog Albrecht der IV. von Bayern-München, erhielt Unterstützung von Kaiser Maximilian, von Herzog Ulrich von Württemberg, vom Schwäbischen Bund, und von der Reichsstadt Nürnberg. (In den Kämpfen verlor Götz von Berlichingen seine Hand, und Nürnberg eroberte Umland mitsamt der Stadt Altdorf.)

Am 30.7.1505 entschied der Kaiser zu Köln in einem Schiedsspruch unter anderem, dass für die unmündigen Ottheinrich und Philipp ein neues Fürstentum "Pfalz-Neuburg" gegründet wird, unter der Vormundschaft ihres Onkels Friedrich, der später (1520) Regent der Oberpfalz in Amberg und Neumarkt wurde.

Im Jahre 1520 brannte das Neumarkter Schloss mitsamt seinem Archiv. Dadurch fehlen uns Urkunden über einen Lemblin genannt Schedl, der am Amberger Hof gelebt haben muss und der zumindest zwei Söhne hinterließ: Wilhelm und Albrecht.

Albrecht: Im Verlauf des Landshuter Erbfolgekrieges versuchte Ulrich von Württemberg, die kurpfälzische Stadt Bretten im Kraichgau zu erobern und dem Pfalzgrafen Philip abzunehmen.
Im Jahre 1504 ist ein Albrecht Schedel Hauptmann eines von mehreren Landsknecht-Fähnleins, die die pfälzische Stadt Bretten gegen württembergische Angreifer unter Herzog Ulrich schützten und den Württembergern hohe Verluste beibrachten. Geschildert und aufgeschrieben wurde dies in einer Chronik der Belagerung vom Brettener Bürger Georg Schwartzerdt (* um 1500, Bruder des Reformators Philipp Schwarzerdt/Melanchthon, Söhne des Waffenschmiedes Georg Schwarzerdt *1459 †1508). Die Stadt Bretten veranstaltet dazu jeden Juli ein Festspiel unter dem Titel "Peter und Paul".

Wilhelm:  Nachdem 1505 das Fürstentum Pfalz-Neuburg eingerichtet wurde und Pfalzgraf Friedrich seine Residenz von Amberg nach Neuburg verlegte, verlieh er 1506 die Hofmark Rennertshofen bei Neuburg an Wilhelm Lemblin genannt Schedl, der dann der Stammvater der Familie Lemblin zu Rennertshofen wurde. Wilhelm wird als Herzog Friedrichs "Hofkellner" bezeichnet. Das ist das Amt eines Verwalters, und womöglich hatte schon Wilhelms Vater in Amberg ein gleiches Amt inne gehabt. Wilhelm wird meist mit vollem Namen Lemblin genannt Schedl genannt, aber gelegentlich auch nur Wilhelm Schedel, einmal auch Wilhelm von Lemble genannt Roßkopf.

[1506. - BayHStA, Pfalz-Neuburg U. Lehen 998; Fotokopie durch Inge Höfler]

Nach einer Neuburger Chronik wurde Wilhelms Bruder Albrecht Lämble "von den Schweizern bei Mailand erschlagen".
(Das kann sich auf den Krieg zwischen Kaiser Karl dem V. und König Franz dem I. von Frankreich beziehen, als 1525 Mailand von Frankreich an Habsburg abgetreten wurde.) Albrecht ist also wohl bis zu seinem Tode ein Landsknecht-Hauptmann geblieben. In der Neuburger Chronik heißt es weiter: "Wilhelms Bruder Albrecht hat 1505 vom Pfalzgrafen Churfürst Philipp seines adelichen Namens Kundschaft von seinem Bruder erworben". Dieser Satz, dessen Sinn freilich unklar ist, erweist die Beziehung der Lemblin-Schedl-Brüder zu Pfalzgraf Philipp.
 
Mangels erhaltener Urkunden konnte der Ursprung des Doppelnamens Lemblin genannt Schedel nicht festgestellt werden. Lemmel/Lemblin und Schedel sind Nürnberger und Oberpfälzer Familien ("Schedelsche Weltchronik"), und vielleicht hat ein Lembel durch Heirat einen Schedelschen Besitz übernommen, wodurch der Doppelname eine Erklärung fände. Noch 1737 gibt es in Neumarkt eine Heirat Lemmel-Schedel. Aber vor 1520 können die Beziehungen der Familien Lemmel/Lemblin und Schedel, wegen des Neumarkter Schloßbrandes nicht mehr festgestellt werden.

1533 wird ein Viktor Lemlin genannt Schedell aus Offenburg wegen Falschspielens in Württemberg festgenommen, dann begnadigt und des Landes verwiesen. Wegen dieses sonst nicht vorkommenden Doppelnamens muss Viktor ein naher Verwandter des Neuburger Hofkellners Wilhelm sein. Man kann vermuten, dass Viktor ein Sohn des Landsknecht-Hauptmanns Albrecht ist, und dass Viktors Begnadigung durch die Fürsprache seines prominenten Onkels Wilhelm erfolgte.

      ... Lemblin gen.Schedel, *?1440
      am Pfalzgrafenhof Amberg/Sulzbach
                 ├──────────────────────────────┐
      Wilhelm Lemblin gen.Schedl       Albrecht Lämble/Schedel
      *?1475/80, + vor 1542            1504 Landsknecht-Hauptmann,
      seit 1506 Hofkellner bei Herzog  1525 von den Schweizern bei
      Friedrich von Neuburg,           Mailand erschlagen
      zu Rennertshofen, Richter                
                 │                              │
      Christoph Lemblin gen.Schedl     Viktor Lemlin gen.Schedell
      * 1517, + 1584                   1533 festgenommen
                 
      die Lemblin zu Rennertshofen


H.D.Lemmel, 2014/2015

 
Siegel von Wilhelm Lemblin 1527 und von seinem Enkel Wolf Heinrich Lemlin 1592.
[Zeichnungen H.D.Lemmel nach
BayHStA München Pfalz-Neuburg Urk. varia neoburgica 396-11, und Klosterurk. Bergen Nr.24.]