Der Sembritzki-Stamm aus Zinten
.
(Zinten 40 km südlich von Königsberg)
Der Lehrer i.R. W.Sembritzki in Königsberg/Pr, Tenkitter Str. 8,
schrieb am 4.1.1935 an Gerhard Lemmel in Königsberg:
"Mein Urgroßvater hieß Gottfried Sembritzki, geboren 1751,
wo unbekannt, gestorben 21.2.1839. Er war Obermeister der
Schuhmacherinnung und Ackerbürger in Zinten. Verheiratet mit Anna
Barbara Döpner, geboren 1756, gestorben 19.1.1831.
Mein Großvater Friedrich Sembritzki, geboren 7.7.1803 in Zinten,
gestorben 20.2.1870 in Zinten, war Schuhmacher und Ackerbürger in
Zinten, verheiratet mit Wilhelmine Böhnke, geboren 15.4.1809,
gestorben 12.3.1870.
Mein Vater Eduard Gottfried Sembritzki, geboren 15.1.1841 in Zinten,
gestorben 3.3.1914 in Stettin, war Kgl. Rechnungsrat, verheiratet mit
Marie Caroline Ewert, geboren 15.12.1840 zu Königsberg, gestorben
22.6.1904 zu Stettin.
Mein Vater erzählte mir, dass sein Großvater polnischer
Adeliger war, der von den Russen nach Sibirien verbannt und von dort
als Flüchtling nach Ostpreußen kam. Die Urkunden sollen in
den sechziger Jahren durch einen Brand vernichtet worden sein. Wenn ich
nicht irre, soll unser Name früher Zambrzyckis geschrieben worden
sein oder auch von Zambrzyc."
Dieser "W.Sembritzki" ist der 1877 in Stettin geborene Waldemar
Sembritzki. Die von ihm mitgeteilten Daten wurden 2011 von seiner
Enkelin Gudrun Wölbing geb. Sembritzki ergänzt. Sie schrieb
2011 an Hans-Dietrich Lemmel:
"Von meinem Vater erfuhr ich, dass mein Großvater Waldemar
Sembritzky während des Ersten Weltkrieges das Gut der Vorfahren
besuchte. Ich fand in seinem Kriegsstammrollen-Auszug, dass er vom 5.8.
bis 16.8.1915 an der oberen Narew war. Von dort aus hat er
möglicherweise diesen Besuch unternommen.
Mein Vater erzählte, dass sein Ururgroßvater (Gottfried) mit
seinem Bruder nach Sibirien verbannt wurde. Dem Ururgroßvater
gelang die Flucht nach Ostpreußen. Er legte den Adelstitel ab und
erlernte das Schuhmacherhandwerk. Mein Urgroßvater soll
Unterlagen über den polnischen Besitz besessen haben. Zwecks
Rückkaufs lagen die Unterlagen bei einer Bank. Bei einem Brand
wurden diese vernichtet."
Anmerkungen hierzu von Hans-Dietrich Lemmel:
Wie an anderer Stelle gezeigt, ist der Name Sembritzki von dem
polnischen Gut Zambrzyce herzuleiten, das bei dem Ort Rudki hart an der
masurischen
Grenze liegt und von dem ein polnisches Adelsgeschlecht Zambrzycki
abstammt. Der erste Sembritzki, der um 1500 nach Ostpreußen kam,
war vermutlich nicht ein Angehöriger dieses polnischen
Adelsgeschlechtes sondern war wohl eher einer, der aus Zambrzyce kam
und sich nach seinem Herkunftsort benannte. Wenn Waldemar Sembritzky im
Krieg vom oberen Narew-Fluss aus "das Gut der Vorfahren" besuchte, so
hat er wohl das unweit gelegene Gut Zambrzyce besucht. Dass aber
die Sembritzkis adelig gewesen seien und "den Adel abgelegt"
hätten, das ist eine Sage, die freilich in mehreren
Sembritzki-Stämmen erzählt wurde. Der Ursprung liegt darin,
dass die Namen von polnischen Adelsfamilien oft auf -ski enden. In
Masuren, wo es alte Adelsfamilien gibt (beispielsweise Baginski,
Sokolowski, u.a.) lässt keine der bekannten Sembritzki-Urkunden
einen Adel erkennen.
Sofern in der Familie Unterlagen über einen Gutsbesitz vorhanden
waren, kann es sich allenfalls um einen Besitz in Zinten gehandelt
haben, denn Gottfried Sembritzki († 1839) und sein Sohn
Friedrich († 1870) waren nicht nur Schuhmacher sondern auch
"Ackerbürger" und müssen also wenigstens einen kleinen
Landbesitz gehabt haben.
Die angebliche Verbannung nach Sibirien macht keinen Sinn. Die Russen
hatten im 7-jährigen Krieg 1757 Ostpreußen besetzt, als
Gottfried gerade 6 Jahre alt war. Allenfalls hätte Gottfrieds
Vater in russische Gefangenschaft geraten können.
Herkunft
Über Geburtsort und Eltern des Zintener Stammvaters Gottfried
Sembritzki gibt es keinen urkundlichen Nachweis. Lediglich der
Schuhmacherberuf verweist auf seinen mutmaßlichen Vater. Am
7.7.1750 heiratete in Königsberg "Andreas Zembrzycki, ein
Schuhmacher Gesell". Der 1751 geborene Schuhmacher Gottfried Sembritzki
dürfte sein Sohn sein.
Die Heirat von Andreas Zembrzycki in
Königsberg erfolgte "nach dreymahliger Proclamation in
Marggrabowa". Er kam also aus Masuren, aus der Stadt Marggrabowa (=
Oletzko/Treuburg) oder aus der nahen Umgebung. Von hier kamen einige
Jahre später drei Geschwister Sembritzki nach Königsberg,
deren Vater ein Piotr Zembrzicky war, der 1737-1744 auf dem kleinen Gut
"Masergütgen" in der Nähe von Marggrabowa lebte.
Möglicherweise sind Piotr und Andreas Geschwister, aber über
ihren Vater geben die erhaltenen Urkunden keine Auskunft.
Den Zintener Sembritzky-Stamm habe ich daher dem Sembritzki-Stamm vom
Masergut zugeordnet.
Hinweis:
In Zinten lebte um 1817 der Rektor Johann Rudolf Sembritzki, der 1777
in Königsberg geboren wurde und aus dem Sembritzki-Stamm Drygallen
stammt. Siehe Dry-36/b