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Familienchronik
Sembritzki
Die
Geschichte einer
ostpreußischen Familie, die vor 40
Jahren ihre Heimat verlassen mußte.
von Hans-Dietrich Lemmel, Wien, 1985, seither ergänzt
Dieser Aufsatz wurde ausgeschickt, als ich in den 1970er Jahren
Sembritzki-Adressen aus den
Telefonbüchern anschrieb und nach ihren Vorfahren befragte.
1985
reichte ich den Aufsatz bei verschiedenen Tages- und Wochen-Zeitungen
ein, aber er wurde nicht angenommen. In
einem persönlichen Brief bedauerte Marion Gräfin
Dönhof,
den Aufsatz nicht in der ZEIT unterbringen zu können, da sie
zu
dem Thema "40 Jahre Vertreibung" schon zu viel Material habe
.

Als Flüchtlinge, Vertriebene
und
Spätaussiedler trafen 1945
und in den Jahren danach zwei Millionen Ostpreußen in West-
und
Mitteldeutschland ein - sofern sie Krieg, Kälte und Hunger
überlebt hatten. Stellvertretend für alle schildert
der
Autor, dessen Mutter eine geborene Sembritzki aus Königsberg
war,
die 400-jährige Geschichte einer typischen
ostpreußischenen
Familie.
1.
Die Familie Sembritzki gehört zu den ältesten
Bauerngeschlechtern Ostpreußens. Bis 1945 gab es in Masuren
eine
stattliche Anzahl von Bauernhöfen im Besitz von verschiedenen
Zweigen der Familie, aus der auch Handwerker, Lehrer, Kaufleute,
Akademiker, Schriftsteller und preußische Verwaltungsbeamte
hervorgingen. Aus geretteten Familienpapieren und erhaltenen
Beständen des Königsberger Staatsarchives konnte die
Geschichte dieser Familie erforscht werden.
Noch im 15. Jahrhundert war das südöstliche
Ostpreußen
eine Wildnis, die nach heutigen Maßstäben kaum
Einwohner
hatte. Der Deutsche Orden kolonisierte das Land durch Errichtung von
Burgen und Dörfern. Die Besiedlung der Dörfer
erfolgte durch
preußische Ureinwohner, zuströmende deutsche Bauern
und,
besonders nach dem 2. Thorner Frieden 1466, als das Ordensland unter
polnische Lehenshoheit kam, durch Bauern und Kleinadelsfamilien aus
dem südlich angrenzenden polnischen Herzogtum Masowien. Durch
die
masowischen Zuwanderer erhielt dieser Teil des Ordenslandes
schließlich den Namen Masuren.
Aus der polnischen Namensendung zu schließen, mag die Familie
Sembritzki zu den masowischen Zuwanderern gehören. Der Name
wird
aber auch von dem altpreußischen Stamm der Samben
hergeleitet,
der noch in dem Namen der Landschaft "Samland" zu erkennen ist. Da es
aber auf der masowischen Seite der ostpreußisch-polnischen
Grenze
bei Rudki den Ort Zambrzyce gibt, neige ich zu der Annahme,
daß
der erste Sembritzki aus Zambrzyce kam und daß sein
Familienname
aus der Herkunftsbezeichnung entstand.
Auf dem Gut Zambrzyce saß schon vor 1500 eine polnische
Adelsfamilie namens Zambrzycki. Ob nun der erste
ostpreußische
Sembritzki ein Angehöriger dieser Familie war, oder ob er sich
nach seinem Herkunftsort benannte, ohne mit der Familie Zambrzycki
verwandt zu sein, kann heute nicht mehr beantwortet werden. Offen ist
auch die Frage, ob nicht der Ortsname Zambrzyce von dem
Preußen-Stamm der Samben abzuleiten wäre. Denn das
ursprüngliche Siedlungsgebiet der preußischen
Stämme
erstreckte sich beträchtlich über die Grenzen
Ostpreußens hinaus.
2.
Die erste erhaltene Sembritzki-Urkunde stammt aus dem Jahr 1526, als
ein Peter Schwarz in "Rydzewen" ein Waldstück verkaufte, das
"vormals Stanislaw Szembrzitzky auß der Masuren hat
angenommen
und wiederumb übergeben". Zu dieser Zeit stand das Wort
"Masuren"
noch für das polnische Herzogtum Masowien. Stanislaw
Szembrzitzky
stammte also aus Masowien und war, vielleicht um 1500, als ein junger
Mann in das Ordensland gekommen, wo er mit einem Bauerngut belehnt
worden sein muss; dazu wurde er mit dem erwähnten
Waldstück
bei Rydzewen belehnt, das er später wieder "übergab",
das
heisst, er gab das Waldstück wieder an den Lehnsherrn, den
Deutschen Orden, zurück.
Nachdem Albrecht von Hohenzollern im Jahre 1525 den Staat des Deutschen
Ordens in das Herzogtum Preussen umwandelte, führte er eine
neue
Landesverwaltung ein, der es zu verdanken ist, dass der Verkauf des
Waldstückes "vormals Stanislaw Szembrzitzky" in einer
"Handfeste"
aufgeschrieben wurde, die bis heute erhalten blieb.
Die alten masurischen Ortsnamen wurden im Laufe der Geschichte
geändert; zuletzt wurden sie von den Nazis systematisch
"eingedeutscht". In einer historischen Arbeit müssen daher
immer
der alte und der neue Ortsname genannt werden. Der hier
erwähnte
Ort Rydzewen, der etwa halbwegs zwischen Lyck und Treuburg liegt, hiess
zuletzt Schwarzberge. Rings um Rydzewen liegen all die Orte, in denen
bis 1945 die meisten Sembritzkis ansässig waren, deren
Stammvater
dieser Stanislaw Szembrzitzky aus Masowien sein dürfte.
Vermutlich ist es sein Enkel, den die nächste erhaltene
Sembritzki-Urkunde im Jahre 1570 nennt: Ein Martin Sembriczky richtete
eine Eingabe an den Burggrafen von Oletzko/Treuburg, und zwar
"für sich und seine sieben Söhne". Die Eingabe ist in
deutscher Sprache und vermutlich eigenhändig. Es geht darin um
ein
Bauerngut von 4 Huben (etwa 120 Morgen), das Martin Sembriczky von
seinem Schwiegervater Jan Hesnick übernehmen möchte.
In
welchem Dorf dieses Gut lag, ist in der Eingabe nicht erwähnt.
Darin wird leider auch nicht erwähnt, in welchem Stand Martin
Sembriczky lebte. Er bezeichnet sich als einen armen Mann, der aber
einen seiner Söhne die Schule besuchen lasse, "wie es der
vorige
Hauptmann geraten habe". Er scheint also ein engeres
Verhältnis
zur Obrigkeit zu haben, könnte also beispielsweise der
Verwalter
eines herzoglichen Gutes (einer Domäne) gewesen sein, der nun
durch den Erwerb des Bauerngutes seines Schwiegervaters zu eigenem
Besitz kommen möchte. Wahrscheinlich hat er das Gut dann auch
bekommen, aber darüber ist keine Urkunde erhalten geblieben.
3.
Im 18. Jahrhundert gibt es im Grenzbereich der Kreise Lyck und Treuburg
so viele Bauerngüter in Sembritzki-Besitz, daß man
den
Martin Sembriczky von 1570 mit seinen sieben Söhnen als
Vorfahren
aller dieser Sembritzki-Familien ansehen muß.
Sembritzki-Höfe gab es in Schikorren/Wellheim (erste bekannte
Sembritzki-Urkunde 1664), Czarnowken/Grundensee (um 1680),
Drygallen/Drigelsdorf (1705), Lesniken/Kleinheinrichstal (1719),
Masergut bei
Schwentainen (1737), Grünheide (1742), Bartossen/Bartendorf
(1750), Gorlen/Aulacken (1750), Graywen (1756), Grondzken/Funken
(1756), Friedrichsheide (1763), Pietzarken/Bergensee (1780),
Duttken/Sargensee (1810), Plotzitznen/Bunhausen (1823), Rumeyken
(1847), Upalten (1853), Sawadden/Auglitten (1856), Kukowken/
Heinrichstal (1885) und viele mehr. Die hier angegebenen Jahreszahlen
sind die der ältesten bekannt gewordenen Sembritzki-Urkunden;
in
vielen Fällen kann man annehmen, daß der Hof schon
geraume
Zeit vorher im Familienbesitz war.
Alle diese Orte liegen im Norden des Kreises Lyck und im Süden
des
angrenzenden Kreises Treuburg, teils auch in den benachbarten Kreisen
Lötzen, Johannisburg und Angerburg. Zusätzlich gab es
Sembritzki-Höfe in zahlreichen weiteren Orten dieser Gegend,
wobei
aber bisher keine frühe Urkunde aufgefunden wurde.
4.
Großenteils waren sie "Köllmer", das sind freie
Bauern nach
"Kulmer Recht", oder "Freye" nach "magdeburgischem Recht", die direkt
dem preußischen Herzog oder, ab 1701, dem König
unterstanden, der durch einen Amtmann vertreten war.
Sehr wohlhabend waren sie nicht. 1719 hatte Peter Sembritzki, einer von
elf Freyen in Schikorren/Wellheim, 2 1/2 Huben (etwa 70 Morgen) Land,
dazu 2 Ochsen, 1 Kuh, 1 Pferd, 3 Schafe. Das ist der
drittgrößte Besitz im Dorf. So ist es im
"Generalhubenschoß" des Amtes Oletzko von 1719 verzeichnet.
Einige der Familie saßen auf einem Schulzen-Hof; sie
bekleideten
also ein Ehrenamt, das mit einem dörflichen
Bürgermeister zu
vergleichen ist. Ein Zembritzki, dessen Vorname nicht bekannt ist, war
um 1680 Schulze in Czarnowken/Grundensee. Selbst als Schulze
besaß er nicht mehr als 1 weißbunten Ochsen, 1 rote
Kuh, 1
schwarzes Pferd, 4 Schweine, 1 altes Wohnhaus, 1 Ställchen, 1
Scheune, 1 alten "abgebrauchten" Wagen ohne Beschlag, 1 messingnen
Mörser, sowie 1 eisernen Dreifuß, wie es 1713 im
Erbvertrag
seiner acht Kinder, der "Zembritzschen Erben", angegeben ist.
Sein Neffe Johannes besaß den Schulzenhof in
Drygallen/Drigelsdorf im Amt Johannisburg, wo er selbst, sein Sohn und
auch noch sein Enkel das ganze 18. Jahrhundert hindurch als
Landschöppen und Amtskämmerer wirkten. Hier schrieben
sie
ihren Namen meist auf polnische Art: "Ziembrzicki" oder "Zembrzyczki",
was zur Barockzeit als vornehm galt.
Die Besitz-Verhältnisse fluktuierten stark. Oft erbte den Hof
ein
Schwiegersohn, während der Sohn einen anderen Hof erheiratete.
Die Söhne, die keinen Hof übernehmen konnten, wurden
Arbeiter
("Losmann" oder "Instmann"), Handwerker, besonders häufig
Schuster oder Schneider, die in die Städte Lyck und
Königsberg abwanderten. Häufig findet man Sembritzkis
als
Lehrer, gelegentlich auch als Förster oder Kaufmann.
Erwähnenswert sind im 19. Jahrhundert der "königliche
Salz-Controlleur" Friedrich Sembritzki in Neufahrwasser bei Danzig und
der "Domänenrentmeister und Landschaftsrat" Daniel Jakob
Sembritzki in Fischhausen bei Königsberg. Zu den masurischen
Sembritzki-Höfen kamen dann auch Güter in Hinterwalde
im
Kreis Kreuzburg, Nodems im Kreis Fischhausen, sowie Zinten im Kreis
Heiligenbeil hinzu.
Zwischen 1765 und 1799 tauchten in Königsberg gleich sechs
Kaufleute Sembritzki auf, die alle aus dem Raum um Treuburg und Lyck
stammten und im Bürgerbuch als "Händler mit
polnischen Waren"
eingetragen wurden, als "Gewürzapotheker" oder "auf den Handel
mit
seidenen, baumwollenen, wollenen und sonstigen Manufactur-Waaren".
Der Handel führte sie bis nach Übersee. Einer von
ihnen,
Gottfried Sembritzki, Lehrerssohn aus Oletzko/Treuburg, heiratete 1799
in Schottland. Von seinen sieben Söhnen blieb einer in
Schweden
und ein anderer in Amerika; von den fünf in
Ostpreußen
bleibenden Söhnen wurde einer Papierfabrikant in
Königsberg,
und dessen Sohn wurde Direktor einer Papierfabrik am Semmering in
Österreich. Hier erkennt man die weitläufigen
Beziehungen,
die die Königsberger Kaufleute damals unterhielten.
5.
Verschwägert mit der Familie Sembritzki sind die beiden
masurischen Heimatdichter Fritz und Richard Skowronnek. Von letzterem
gibt es den Roman "Der weiße Adler", in dem in dramatischer
Weise
das Vordringen des Polentums in Masuren in der Zeit vor dem Ersten
Weltkrieg geschildert wird. Nachdem Preußen in der
"Polnischen
Teilung" slawische Gebiete annektiert hatte, war Masuren für
polnische Einwanderer offen und durch keine Grenze geschützt.
In
diesem Roman ist der erste Pole, der einen zuvor deutschen Grundbesitz
in der Gegend von Lyck kauft, ein "Graf Zembricki" aus dem Posenschen.
Soviel ich erfahren konnte, ist dieser Graf erdichtet, und Richard
Skowronnek hat dabei den Familiennamen Sembritzki aus seiner
Verwandtschaft verwendet, wohl in der damals verbreiteten Annahme,
daß diese Familie von polnischem Adel abstamme.
Der gleichen Problematik widmeten sich auch die beiden Schriftsteller
Johannes und Emil Sembritzki. Der letztere, der zeitweise Schulleiter
in Kamerun war, schrieb ein Buch über "Slawenspuren auf
deutschen
Fluren".
Der Schriftsteller Johannes Sembritzki ist wohl der
berühmteste
Sohn der Familie. Sein Lebenslauf und seine Herkunft illustrieren die
deutsch-polnische Problematik in Ostpreußen.
Die alteingesessenen masurischen Familien wie die Sembritzkis
mögen zwar einen polnisch aussehenden Namen haben, waren aber
deutschsprachig und protestantisch. Später zugewanderte Polen
behielten oft die polnische Sprache und ihre katholische Religion bei.
Durch Mischheirat gab es dann auch einen polnisch sprechenden Zweig der
zuvor seit der Urkunde von 1570 nachweislich deutschen Familie
Sembritzki. Aus diesem Zweig stammt Jan Zembrzicki, ein Arbeiter
(Instmann) in Kruglanken, der Großvater des Schriftstellers
Johannes Sembritzki.
Jans Sohn Carl, der Vater des Schriftstellers, sprach zunächst
nur
polnisch; er wurde dann deutscher Schullehrer in Mierunsken/Merunen
Kreis Lyck und in Marggrabowa/Treuburg. Seine 1856 und 1858 geborenen
Söhne aber wurden Apotheker und Arzt - ein bemerkenswertes
Beispiel für einen in Ostpreußen damals
möglichen
sozialen Aufstieg, vom Instmann zum Doktor.

Der Pharmazeut Johannes Sembritzki verwendete die Einnahmen
aus
seiner Apotheke zur Schriftstellerei, teils nebenberuflich, zeitweise
hauptberuflich. Er war deutsch aufgewachsen, erlernte dann aber die
polnische Sprache, fing an, seinen Namen in polnischer Schreibweise zu
schreiben, und gründete in Osterode die Wochenzeitschrift
"Mazur",
in der er sich dafür einsetzte, die polnisch sprechenden
Bevölkerungsanteile Masurens nicht zu germanisieren. Er hatte
aber
mit seinen Ideen und Taten keinen Erfolg und zog sich 1893 aus der
Öffentlichkeit zurück. Er kehrte zur deutschen
Schreibweise
seines Namens und zum Protestantismus zurück, lebte fortan als
Apotheker in Memel und widmete sich den historischen Wissenschaften.
Seine wichtigsten Arbeiten, die teils noch nach seinem Tod 1919 in
zweiter Auflage erschienen, sind gründliche Geschichtswerke
über die Stadt Memel, den Kreis Memel und den Kreis Heydekrug,
die
auch heute noch in Nachdruck durch den Verlag Harro v.Hirschheydt in
Hannover zu haben sind. Über Johannes Sembritzki gibt es einen
Eintrag im "Biographischen Heraldiker-Lexikon", das vom
Herolds-Ausschuß der Deutschen Wappenrolle in Berlin zur
Veröffentlichung vorbereitet wird.
6.
Mit der Industrialisierung wanderten um 1900 etliche
Sembritzki-Söhne nach Schlesien oder Westdeutschland ab. Es
ist
nicht immer richtig, wenn man hinter den auf -ski endenden Namen im
Ruhrgebiet polnische Einwanderer vermutet. In vielen Fällen
sind
es alte ostpreußische Familien, die zwar noch ihren
ursprünglich polnischen Familiennamen tragen, die aber schon
seit
einigen Jahrhunderten ostpreußische Deutsche sind. So ist
auch im
Ruhrgebiet der Name Sembritzki nicht selten. Einige von ihnen aber
schämten sich ihres polnisch klingenden Namens und nannten
sich
fortan Sembritz oder Sembert.
Eine besondere Sembritzkische Ehrengalerie ergab sich durch
Straßenbenennungen in vier Städten. In Memel wurde
eine
Straße nach dem dort wirkenden Schriftsteller Johannes
Sembritzki
benannt. Aber auch die Polen benannten nach ihm eine Straße
in
Treuburg (polnisch Olecko), in Anerkennung seines Bemühens um
die
polnische Minderheit in Masuren.
In Fürstenwalde an der Spree wurde eine Straße nach
dem
Juristen Gustav Sembritzki aus Hinterwalde Kreis Kreuzburg benannt, der
1898 als Stadtrat und Stadtverordneten-Vorsteher in
Fürstenwalde
starb.

Schließlich wurde in Berlin eine Straße nach dem
Juristen
Martin Sembritzki
aus Königsberg benannt, der von 1901 bis 1921
Stadtrat in Königsberg, dann bis 1933
Bezirksbürgermeister
von Berlin-Steglitz war. Er muss recht populär gewesen sein:
Er
bekam ein Ehrengrab und noch 1992 widmete man ihm eine Ausgabe der
Berliner Bezirkszeitung "Der Lichterfelder" (19. Jahrgang, Nr.74).
"Der
Lichterfelder" 19.Jg. Nr.74,
Berlin 1992. Verlag Heimatverein Bot. Garten, Berlin.
7.
Eine große Zahl von Sembritzki-Söhnen ist in den
beiden
Weltkriegen gefallen. Manche Familienzweige wurden dadurch dezimiert
oder ganz ausgelöscht. Andere Sembritzki-Familien kamen auf
der
Flucht um oder wurden nach der Eroberung Ostpreußens durch
die
sowjetische Armee erschossen. In Stradaunen bei Lyck wurde der
71-jährige Gottlieb Sembritzki mit vielen anderen in eine
Scheune
eingeschlossen, die dann angezündet wurde.
Die Sembritzki-Geschichte in Ostpreußen endete 1965 mit der
Aussiedlung des Bauern Walter Sembritzki aus Schwentainen Kreis
Treuburg, vier ein halb Jahrhunderte nachdem der erste urkundlich
belegte Sembritzki in Rydzewen sesshaft wurde.
Heute leben über 150 Sembritzki-Familien in den
verschiedensten
Berufen in allen Gegenden Deutschlands und in Amerika.
Als Kuriosum ist zu vermelden, daß
nach dem "Grafen
Zembricki", dem Romanhelden von Richard Skowronnek, abermals ein
Sembritzki in der Literatur auflebte. Der Schweizer
Krimi-Schriftsteller Peter Zeindler erfand 1984 den aus Masuren
stammenden BND-Agenten Konrad Sembritzki als den Helden seines
Thrillers "Die Ringe des Saturn", zu dem ein Fortsetzungsband unter dem
Titel "Schattenagent" erschien.
Der Autor Peter Zeindler teilte 1986 mit, dass das Modell
für seinen Romanhelden Konrad Sembritzki ein Herr Hubertus
Kampf
in Bern sei: ein gebürtiger Masure, bei dem er den Namen
Sembritzki gefunden habe.
8.
Eine umfassende Chronik der Familie Sembritzki kann im Internet unter
http://geneal.lemmel.at/SembritzkiChronik.html gesichtet werden. Das
Material dazu
stammt teilweise bereits aus Vorkriegs-Forschungen einiger
Familienangehöriger, teils aus Nachkriegs-Forschungen in den
geretteten Teilen des Königsberger Staatsarchives, die
zunächst in Göttingen lagerten, jetzt aber in Berlin
sind.
Anderes entstammt den sehr verdienstvollen Veröffentlichungen
des
jetzt in Hamburg ansässigen Vereines für
Familienforschung in
Ost- und Westpreußen, der Kartei von Gerhard Kilanowski von
der
Kreisgemeinschaft Lyck und, nicht zuletzt, Beiträgen von
vielen
Familienangehörigen.
Ende
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Letzte Änderung 23.1.2015