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Lemmelspuren im Erzgebirge

Um und nach 1500 tauchen mehrere Lemmel im oberen Erzgebirge auf, unter ihnen Georg Lemmel aus Chemnitz. Er ist 1537 in Platten auf der böhmischen Seite des Erzgebirges nachgewiesen. Kurz darauf lebt er 1544 als Gerichtsverwalter des Amtes Hartenstein in Crottendorf. Sein Haus in Platten wird 1538 von seinem Sohn Wolf Lemmel verkauft, der 1556 in Neudorf als Richter amtiert. Gleichzeitig gibt es zwei Männer namens Valten Lemmel, von denen der eine Wolfs Bruder, der andere Wolfs Vetter sein muss.

Aus dieser Zeit stammen einige bemerkenswerte Lemmelspuren.

Der Kalkofen in Hammerunterwiesenthal

[Fotos von Heike Gross 2012]
 
In Hammerunterwiesenthal kann man das Baudenkmal eines Kalkwerks aus dem 19. Jahrhundert besichtigen. Die Erläuterung auf einer hier angebrachten Tafel besagt: "1522 erste Erwähnung des Kalkwerks als "Lämmels Kalkofen am Luxbach". Wenn die Jahreszahl stimmt, muss dieser Kalkofen von Georg Lemmel erbaut worden sein. Dazu gehörte ein Transport-Unternehmen, um den Kalk mit Pferdefuhrwerken dahin zu bringen, wo er gebraucht wurde.
Nach Dr. Otto Birke* ist freilich "Lemmels Kalckofen am Luchsbach" erst 1560 urkundlich erwähnt. Es muss dann dem Valten Lemmel gehört haben, seit 1540 Gewerke in Oberwiesental. Sollte die Jahreszahl 1522 stimmen, dann müsse der Kalkofen bereits von Valtens Vater Hans (Bergmann in Schneeberg) oder dessen Bruder Georg (Richter in Krottendorf) betrieben worden sein.
[*Otto Birke: Der Bezirk Annaberg im Lichte der Kartografie des 16.Jh., Seite 28. - Mtlg HG]


"Lemmels Kalckofen am Luchsbach" ist urkundlich im Jahre 1560 belegt.
[Otto Birke: Der Bezirk Annaberg im Lichte der Kartographie des 16./17. Jh., Seite 28. - Hinweis H.Gross 2012]
In der Chronik des 1657 gegründeten Ortes Hammerunterwiesenthal  steht, dass erstmals 1522 auf eine Kalkgewinnung in Lemmels Bruch hingewiesen wird. [H.Gross]


Der Lämmel-Stollen in Oberwiesenthal


In Oberwiesenthal gibt es den "Lämmel-Stollen", der um 1875 wieder entdeckt wurde, als ein Ochsengespann in die überwachsene Schachtöffnung stürzte. Im Jahre 2009 fand ich im Internet [www.flickr.com] ein Foto vom inzwischen abgesicherten Eingang ("Mundloch") zum "Tiefen Lämmel Stollen", als eines der letzten sichtbaren Zeugnisse der Silberbergbauzeit im Zechengrund. Die Notiz dazu: "Ab 1525 befahren und 1835 in Mauerung gesetzt war dieser Stollen neben etlichen anderen Fundort für Kobalt-, Wismut-, Nickel-, und Silbererz."

Nach dieser Nachricht gab es diesen Stollen also schon 1525. Es gibt aber keine Nachricht darüber, dass er schon zu dieser Zeit "Lämmel-Stollen" geheißen habe. Nach bisheriger Kenntnis ist die erste Erwähnung dieses Stollens als "Lämmelstolln" von 1792. Nun ist aber tatsächlich in den Jahren 1540-1547 in Oberwiesenthal Valten Lemmel als Gewerke beurkundet, so dass es durchaus wahrscheinlich ist, dass dieses Bergwerk von Valten Lemmel oder bereits von seinem Vater errichtet und nach ihm benannt wurde.


Oberwiesenthal: Mundloch (Stolleneingang) des Tiefen Lämmel Stollens.
Letztes sichtbares Zeugnis der Silberbergbauzeit im Zechengrund.
Ab 1525 befahren und 1835 in Mauerung gesetzt war dieser Stollen neben
etlichen anderen Fundort für Kobalt-, Wismut-, Nickel- und Silbererz.
[Internet 2009, www.flickr.com]

Caspar Klinger baut um 1590 den ersten Hochofen in Oberwiesenthal

[Lothar Klapper: Alte Hütten und Hämmer; in: Beiträge zur Geschichte des Landkreises Annaberg Heft 7]

Notizen:

P. Hummer: Chronik der Parochie Neudorf im Erzgeb., 1899.
1559 ging das Amt Crottendorf aus dem Besitzer der Herren von Schönburg in den des Kurfürsten über. Dadurch kam Neudorf in das Kreisamt Schwarzenberg.
1592: Die 62 Angesessenendes damaigen Neudorf hatten an das Ambt Crottendorf Steuern zu zahlen, darunter mit Nemen: Davidt Schneider,Thomas Benedix, Barthel Schmidt,  Adam Kunis, George Flemigk, Mertten Süß, Jakob Lange, Lucas Köhler, Barthe Lemmel Richter (darunter von anderer Hand geschrieben: H. Johann Christian Eberwein), Hans Hackpeil, Christoph Seidel, Philip Ditterich, Thomas Weber ...

M.Wattrak: "Chronik" (von Neudorf)
1526 verlieh Wolf von Schönburg das neue Freigut samt Brauhaus und Raum an Hans Brenner aus Nürnberg. Dieser war Leiter der "Nürnbergischen Gesellschaft", einer Kapitalgebergruppe, die Bergwerke bei Oberwiesenthal betrieb und das Eisenhammerwerk Hammerunterwiesenthal angelegt hatte. Brenner ist als Bergwerksbesitzer feststellbacr. In Gottesgab besaß er einen Stolln, der 1546 aufgelassen wurde; ihm gehörte der  "Lauterseifen" am Fichtelberg (1533-1544); er plante eine Saigerhütte in Oberwiesenthal, die von den Schönburgern erlaubr, jedoch von Herzog Heinrichmit Hinweis auf das Privileg der Saigerhütte Grünthal  verboten wurde. Die Holzordnung 1560 nennt Hammerunterwiesenthal "Brenners Hammer" und Oeders Karte kennt "Brenners Kohlbau".Schwarzenberger Akten besagenvon Hammerunterwiesenthal "1547 Brenners Hammer, so die Nürnbergischen erabut,wohnt itzund Carol Frey und Kaspar Klinger darauf".. Lehmann berichtet vom Jahre 1547, dass Georg Löwe in Kretscham wohnte, aber dann nach Böhmen zog. Frey, der neben dem Hammerherrn Klinger des Hammer besaß, erwarb von Löwe den Krretscham.Sein Sohn Sebald übernahm das Anwesenund ließ ein "Häuschen für dich über den Bach" bauen.  ...  ...  ...  Laut Oeders Karten war um 1644 Carol Frey, dem 1597 der Hochofen Hammerunterwiesenthal gehörte,  Besitzer des Kretschams.


Das Erbrichteramt in Neudorf

1556 ist Wolf Lemmel als Erbrichter in Neudorf im oberen Erzgebirge beurkundet. Bis 1671 ist das Erbrichteramt durch 5 Generationen im Besitz der Familie Lemmel. Das Gemeindewappen von Neudorf zeigt ein Lamm auf einem Berg mit einer Fahne.

Mit großer Wahrscheinlichkeit ist hier das Lammwappen der Richterfamilie Lemmel zum Gemeindewappen geworden. Freilich hat das alte Lemmelwappen,das ein Lamm auf einem Berg zeigt, keine Fahne. Aber das ist nicht wesentlich, denn Zutaten wie Fahne oder Kreuzstab gibt es auch bei anderen Lammwappen in der Lemmel-Familie.



Das Erbrichteramt in Cranzahl und der Lämmel-Berg

Ein Enkel des Neudrofer Richters Wolf Lemmel war Michel Lemmel, der 1655 als Richter in Cranzahl beurkundet ist.
Da solche Ämter normalerweise in der Familie blieben, ist zu vermuten, dass Michels Vater, der ab 1569 in Cranzahl beurkundete Hans Lemmel, bereits Richter war. 1609 wurde das Richterhaus erbaut, und noch 1973 war das "Alte Erbgericht" in Cranzahl erhalten. Dann wurde es abgerissen und kann nun leider nicht mehr besichtigt werden. Es gibt aber in Cranzahl noch den "Lämmel-Hof", dessen Baustil dem Erbgericht ähnelt und ebenso alt sein muss.
Altes Erbgericht in Cranzahl [Foto Chr.Joh. Oeser]

Der Cranzahler Lämmel-Nachkomme Max Lämmel in Hamburg fotografierte 2008 den Lämmel-Hof am Fuße des Lämmel-Berges in Cranzahl.




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