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wohl Vater oder Onkel: Sn-30/a Hans Lemmel e801, Margarethe Preyßker e802
(* etwa ?1545)
1562 Univ. Wittenberg. 1579 Sprecher der Protestanten bei Unruhen in Wien. 1584 "Steffen Lemmel aus Wien" in Schnee- berg. 1590 in Wien. Dann wo?
∞ (etwa ?1570/1575) wo? mit Margaretha .... e859
(* etwa ?1550), † 1584/1585 in Wien
1. Hans Lembl, (* etwa ?1575) - Leuchtenberger Hofmeister in Pfreimd, siehe W-32/s
2. Magdalena Lämbl e846,
(* etwa ?1580)
Sie lebt 1585.
∞ 1606 in Wien mit Hans Gall e865
(* etwa ?1575)
→ siehe auch unter StefanLemmelWien.html
Zusammenfassung:
• Es ist unsicher, ob er ein Sohn von Hans oder Jakob Lemmel in Schneeberg ist.
• 1556 "Steffan Lemmel" Lateinschüler in Schneeberg. 1562 Universität Wittenberg.
• 1579 "Steffan Lambl/Lämbl" Kaufmann in Wien; Sprecher der Protestanten bei Unruhen in Wien.
• 1584 "Steffan Lemmel aus Wien" in Schneeberg.
• 1584 seine Frau Margaretha in Wien macht ihr Testament.
• 1590 "Herr Stephan Lämblin" in Wien.
• Als Protestant aus Wien vertrieben; wohin ist unbekannt.
Regesten im einzelnen:
• 1556 ist Steffan Lemmel
Lateinschüler in Schneeberg.
[Schneeberger Kämmerei- und Kastenrechnungen; lt E. Költzsch]
• 15.2.1562: Stephanus Lemmel,
Schnebergensis, Student in Wittenberg.
[Karl Eduard Förstemann: Album Academiae Vitebergensis, 3
Bände 1841-1905.]
[Vgl. Herbert E. Lemmel, "Geschichte" S.329; und "Herkunft" S.201 (hier
Jahreszahl 1563); und "Nachkommen" Bd.2 S.205 (hier Jahreszahl 1561)]
• 1579 ist Stephan Lambl einer der Sprecher der Protestanten bei Religions-Unruhen in Wien:
• 1576 war Kaiser Maximilian II, der die
Protestanten duldete, gestorben. Sein Nachfolger Rudolf II leitet die
Gegenreformation ein. In Wien blieb der Äussere Rat
protestantisch. Bei einer allgemeinen Ratssitzung am 16.7.1579 kam es
zu Demonstrationen, wobei etwa 50 Bürger als Ausschuss der
Gemeinde erschienen und den Äusseren Rat in seiner oppositionellen
Haltung bestärkten. Bei der Fortsetzung der Sitzung am
nächsten Tage wuchs die Volksmenge vor dem Rathaus auf etwa 1000
Menschen an. Der Sprecher der Protestanten war Kaspar Huethofer;
ausserdem werden noch Hans Bischofsrieder, Stephan Lambl,
Kosman Trinkl, Michael Krätschmayr und Max Lutz
genannt. Am Sonntag dem 19.7.1579 kam es zur sogenannten Sturmpetition
der Wiener Bürgerschaft, wobei sich über 5000 Personen vor
der Hofburg zusammenrotteten, während der Erzherzog der Messe
beiwohnte.
[Anton Mayer: Geschichte der Stadt Wien, Bd.4, Wien 1911, S.121]
[Victor Bibl: Die Einführung der katholischen Gegenreformation in
Niederösterreich durch Kaiser Rudolf II (1576-1580), Innsbruck
1900, S.139]
→ Bibl verweist bei seiner namentlichen Erwähnung der sechs Protestantenführer auf: Berichte der kaiserlichen Hofkanzlei "Summarium aller Ungebühr, so vom Martio des 79. Jahres bis auf den September desselben Jahrs in Religions- und Landtagssachen zu Wien fürgeloffen"; Münch. Reichsarch. XI Fol. 185; und Wien Staatsarch. Oest. Acten 8. Diese Berichte werden von Bibl in den Beilagen A-R erwähnt, wovon Beilage L den 53-Mann-Ausschuss vom 16.7.1579 und Beilage M die 6 Anführer vom 17.7.1579 betrifft. Diese Archivalien wurden noch nicht eingesehen. Interessant könnten auch die vorhergehenden Berichte der kaiserlichen Hofkanzlei sein: "Summarium dessen, was unter dem Schein der Religionssachen im nächstgehaltenen öst. Landtag fürgeloffen" mit Beilagen 1-9, Münch. Reichsarch. VII Fol. 31.]
→ Der unter den Anführern genannte Max Lutz erscheint 1592 als Marx Lutz, Bürger des Äussern Rats und Handelsmann, als Zeuge im Testament von Hanns Lämbls Frau.
→ Was hier "Sturmpetition, bei der sich 5000 Bürger zusammenrotteten" genannt wird, heisst an anderer Stelle "Fussfall der 5000":
• Im Frühjahr 1579 wird an dem
bekannten Wiener Bürgerlibell vom Juli 1579 gearbeitet. An den
letzten Vorstadien des Fussfalls der Fünftausend war auch der
Schneider Hans Lehner als Wortführer der Gemein beteiligt.
An der Aktion selber (und ihrem Nachspiel, dem nächtlichen Aufzug
in der Wollzeile) haben der Apotheker Sonner und der
Goldschmied Praitt als "Vorgeher" mitgewirkt. Mit der
Bittschrift haben sich u.a. Hans Bischofsrieder, Michael Krätschmar,
Stefan Lambl, Max Lutz und der Schulleher Cosman
(Coloman) Trinckel bis zu dem aufs äußerste erbosten
Statthalter Erzherzog Ernst vorgewagt und der Prokurator Stefan Stettner
hat sie ihm überreicht.
[Karl Josef Mayr: Wiener Protestantengeschichte im 16. und 17. Jh. In:
Jahrbuch der Ges. f.d. Gesch. d. Protestantismus in Öst., Jg.70
1954 S.97. - GL]
• 1.5.1580: Das Oberkammeramt zahlt dem Steffan Lämbl, Burger und Chramer alhie, die 32 gulden Reinisch so er zum Pollnischen wesen, dem 15.6. verschines 76. Jars, Gemainer stadt dargelichen. Landt Obligation und Quittung hiebey. R 32 ß - δ -
• 2.5.1580 Empfang durch die Oberkammer
unter Absatz "Ambtleidt Raittung, Rest": Der Ersamb Steffan Lämbl,
Burger und Chramer alhir, erlegt in Abschlag der erkaufften
Kaufmannswaren, so Christof (Fättigen?) Burger und gemainer
stadt gewöster Sürßtenwein einkauffer selliger in
seiner Ambts Raittung gemainer stadt in die 500 gulden Reinisch
schuldig verblieben, ausser welcher Verlassenschaft Ime Lämbl
gedachte wahren umb berürrte 500 gulden Reinisch zu zwayen Termin.
Alles an yetzo die 100, dann zur völligen Bezahlung der Ubrigen
400 von dato Uber 2 Jar zu behalten, verkauft worden. Solche 100 Pfundt
Pfening ich zu gemainer stadt Hanndes empfangen und eingenommen habe.
[Stadtarchiv Wien, Oberkammeramts-Rechnungen 1580 S. 113 R Nr.640 und
S.90]
→ "Sürßtenwein" wohl Syracuser Wein aus Sizilien, der damals beliebteste Südwein. (HDL)
• 1578/1579 werden die Wiener
Protestanten vor die Wahl gestellt, entweder katholisch zu werden oder
auszuwandern, wobei eine Frist von 5 Jahren gestellt wird.
[R.Matt: Die Wiener protestantischen Bürgertestamente. In: Mtlgn
des Vereins f. Gesch. d. Stadt Wien Bd.17, Wien 1938]
• Genau nach Ablauf dieser 5-Jahresfrist erscheint Steffen Lemmel, offenbar als Flüchtling, in seiner Vaterstadt Schneeberg, wo er vom Stadtrat festlich bewirtet wird:
• Am 17.7.1584 verehrt der Schneeberger Rat,
laut des Iphofs Zettel, etliche Kannen Wein "dem Steffen Lemmel
aus Wien" auf seiner Wirtschaft.
[Schneeberger Kämmereirechnungen, Lfd.Nr.6050, laut Ernst
Költzsch]
• Am 13.7.1584 macht Margaretha, die Frau
von Steffan Lämbl, Bürger in Wien, in Wien ihr
Testament, das am 19.6.1585 eröffnet wird. Siegel sind nicht
erhalten. Darin sind zwei Kinder Hanßel und Magdalena genannt.
Über Steffan Lämbl sind keine Einzelheiten angegeben.
[Stadtarchiv Wien, Testament Nr.1301]
• 1590 ist Steffan Lemmel doch wieder (vorübergehend?) in Wien und bezahlt einen Geldbetrag, der schon 1582 fällig war:
• 27.7.1590 erleget Herr Stephan Lämblin
bei der Oberkammer abschlag der 400 gulden weliche er verschines
80.Jars umb erkauffte wahren, so vom (Fatiga?) herrüren,
schuldig geworden und nach zwaien Jarn bezalt hat werden sollen, 100
gulden Reinisch.
[Stadtarchiv Wien, Oberkammeramts-Rechnungen 1590 S.50]
• Magdalena Lämel ∞ 1606 in
Wien mit Hans Gall.
[Kirchenbuch Wien St.Michael]
[auch Stadtarchiv bWien, Zettelkasten "Trauungen"]